Deutscher 800-Meter-Meister zeigt im Vorlauf vor 80 000 Fans eine “desolate Leistung“

Amelinghausen. Aus, Schluss und vorbei. Der deutsche Meister Sören Ludolph aus Amelinghausen ist gestern bei den Olympischen Spielen in London bereits im Vorlauf über 800 Meter ausgeschieden. In 1:48,57 Minuten belegte der 24-Jährige von der LG Braunschweig nur den siebten und vorletzten Platz im dritten Vorlauf. Ludolph blieb mehr als dreieinhalb Sekunden über seiner im Mai aufgestellten Bestzeit und verpasste den Einzug in das Halbfinale der 27 besten Läufer deutlich.

"Jetzt habe ich mich acht Jahre auf diesen Augenblick vorbereitet und dann biete ich eine solch desolate Leistung", versuchte der Blondschopf seinem Ärger Luft zu machen, "ich habe alles gegeben, aber es war zu wenig." Vom Startschuss weg hatte er Mühe, dem hohen Tempo des letztlich siegreichen Vizeweltmeisters Abubaker Kaki (Sudan) und des Kenianers Timothy Kitum, die in diesem Jahr schon Zeiten unter 1:44 Minuten gelaufen waren, zu folgen.

Eingangs der letzten Runde, die ersten 400 Meter waren mit 52 Sekunden nicht sonderlich schnell, hatte sich Ludolph an die fünfte Stelle vorgearbeitet und befand sich auf der zweiten Bahn laufend in guter Position, um seinen bekannt starken Endspurt anzusetzen. Doch als die Spitze 220 Meter vor dem Ziel anzog, konnte der einst aus der LG Nordheide hervorgegangene 800-Meter-Spezialist nicht mitgehen und schleppte sich mit weitem Abstand ins Ziel. "Ich konnte einfach nicht in den sechsten Gang schalten", so Ludolph, "die Zielgerade waren die schwersten 100 Meter meines Lebens."

"Es ist nicht zu beschreiben, wie enttäuscht ich bin", sagte Ludolph im Interview der ARD-Sportschau, "vor allem tut es mir leid für die vielen Leute, die zu Hause vor dem Fernseher gesessen und mir die Daumen gedrückt haben." Der angehende Polizeikommissar wirkte vor dem Startschuss sehr nervös. Angesichts seines ersten Auftritts bei Olympischen Spielen und des mit fast 80 000 Zuschauern gefüllten Olympiastadions nur allzu verständlich. "Normalerweise habe ich die Nervosität sehr gut im Griff. Aber heute war es etwas besonders."

Trotz aller Enttäuschung hatte Ludolph bereits den Blick für eine erste Analyse. "Für das nationale Niveau reicht meine Leistung, aber eben nicht für die internationale Konkurrenz", sagte der Mann, der sich den Einzug ins olympische Halbfinale zum Ziel gesetzt hatte.