Jannik Heiland aus Maschen wird überraschend deutscher Meister im Voltigieren
Maschen. Solche Geschichten schreibt nur der Sport. Jannik Heiland aus Maschen war nach dem Abitur acht Monate in Australien, scheiterte anschließend an der Championats-Qualifikation und voltigierte nun überraschend zu seinem ersten Titel bei den deutschen Meisterschaften in Alsfeld. Auf einen Nenner gebracht: Aus Down Under ganz nach oben.
Die Meldung des Meisterschafts-Wochenendes: Der RSV Neuss-Grimlinghausen holt den siebten DM-Sieg in Folge. Damit knacken die Rheinländer einen 34 Jahre alten Voltigierrekord im Mannschaftswettbewerb. Doch auch für die Sportfans im Landkreis Harburg gibt es sensationelle Neuigkeiten aus dem hessischen Alsfeld. In der Herrenkonkurrenz steht einer ganz oben, bei dem es weder das Fachpublikum, noch die Bundestrainerin, geschweige denn der 19-Jährige selbst für möglich gehalten hätte. Jannik Heiland aus Maschen, der erst im Mai von einem achtmonatigen Australien-Trip wieder in die Heimat zurückgekehrt ist, setzte sich gegen die gesamte nationale Konkurrenz durch. Er verdrängte den amtierenden Bundeschampion Erik Oese aus Dresden trotz seines immensen Trainingsrückstandes mit hauchdünnen 46 Tausendstelpunkten auf den Silberrang.
"Ich wusste, dass ich auf diesem Pferd gut drauf bin. Dass es aber für ganz oben reicht, ist einfach genial", kommentierte Heiland seinen Goldcoup. "Dieses Pferd", heißt Dance of Gold. Auf dem zehnjährigen Hannoveraner, dirigiert von Longenführerin Silke Gedien, präsentierte der Pferdeakrobat bei den 50. nationalen Titelkämpfen in vier Umläufen seinen ganz persönlichen Goldtanz. Heiland war bereits stark in das Turnier gestartet. Knapp vier Zehntelpunkte Vorsprung verbuchte er nach dem Pflichtauftakt. Ein Polster, von dem er bis ins Finale zehren sollte. In beiden Kürumläufen und dem Technikprogramm leistete er sich keine größeren Fehler. Erik Oese kam auf den Wertungsbögen von Umlauf zu Umlauf zwar dichter heran, konnte aber nicht überholen.
Auf anderem Pferd hat der deutsche Meister die WM-Nominierung verpasst
Die Brisanz des Sieges: Trotz seines Titelgewinns wird Jannik Heiland die deutschen Farben bei den Weltmeisterschaften in Le Mans (Frankreich) vom 15. bis 19. August nicht vertreten. Denn sein Erfolgspferd, das auch in anderen Reitsportdisziplinen aktiv ist, steht ihm nicht zur Verfügung. "Jannik und Dance of Gold sind einfach ein tolles und harmonisches Team", kommentierte Bundestrainerin Ulla Ramge, die Heiland liebend gern im schwarz-rot-goldenen Anzug gesehen hätte.
Doch auf einem anderen Pferd hatte der Niedersachse, der derzeit in Garbsen bei Kumpel Viktor Brüsewitz (DM-Rang vier) wohnt und trainiert, die geforderten Leistungen für eine WM-Nominierung nicht erbracht. Dass der junge Mann, der in diesem Jahr zu den WM-Medaillenkandidaten gezählt hätte, in Le Mans nicht auflaufen wird, bedauerte die Nationaltrainerin sehr. Dass es zu diesem Zeitpunkt für Dance of Gold augenscheinlich wichtigere Aufgaben gibt als das Welt-Championat, ist ein Missstand, der im Spring- und Dressursport undenkbar wäre.