Der Turn- und Sportverein TSV Hollern-Twielenfleth feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Altländer präsentieren ein viertägiges Festprogramm

Hollern-Twielenfleth. Das Alte Land ist traditionell ein eher konservativ geprägter Landstrich, nach dem Zweiten Weltkrieg stellte bis vor kurzem nur die CDU den Ortsbürgermeister. Da verwundert es kaum, dass das Turnen von Mädchen und Frauen im Vorgängerverein erst seit 1919 beim TSV Hollern-Twielenfleth erlaubt ist. Als er diese Geschichte aus dem von kernigen Apfelbauern 1912 gegründeten Klub erzählt, muss der amtierende Vorsitzende Wolfgang Gruber schmunzeln - der 66-Jährige hat gut lachen: Er ist aus Hamburg zugezogen.

Im Februar 1912, das genaue Datum lässt sich nicht mehr recherchieren, traten eine Handvoll junger, turnbegeisterter Landwirte zusammen und hoben den MTV Bassenfleth unter Federführung von Johannes Heinrich aus der Taufe. Im August desselben Jahres folgte die Gründung des Männerturnvereins (MTV) Hollern. Geturnt wurde zuerst im Hollerner Hof, später im "Turnlokal" Twielenfleth. Dass die Damen in dem Jahr ins Spiel kamen, als mit Pastor Focken ein Geistlicher Vereinsvorsitzender wurde, ist weniger eine Petitesse als der Aufbruchstimmung nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des muffigen Kaiserreichs geschuldet. Während der abgedankte Kaiser seinen Bart von nun an in Holland zwirbeln durfte und sich mit Holzhacken fit hielt, eroberten die sportlichen Damen endlich auch im Alten Land Barren, Reck und Pferd. 1925 folgte die Gründung der Faustball-Abteilung, seit 1933 wird Tischtennis gespielt.

Wie der Verein durch die Nazizeit gekommen ist, ist nicht überliefert. "Aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg haben wir keine Unterlagen mehr", bedauert Gruber, der die Geschicke des 1956 zum TSV Hollern-Twielenfleth zusammengeschlossenen Vereins seit 1993 leitet. Die Geschichte des heute 702 Mitglieder zählenden TSV ist erst ab den 1950er-Jahren dokumentiert. Heute besteht der Verein aus acht Sparten, darunter Aerobic, Gymnastik, Leichtathletik, Volleyball und Kinderballett. Dieses ungewöhnliche Angebot habe mit Harriet von Sandrart eine ausgebildete Tanzlehrerin geschaffen, freut sich Gruber: "Das ist auch typisch für unseren eher breiten- als leistungssportlich aufgestellten Verein." Große Erfolge in der Geschichte: eher Fehlanzeige! Nur die Volleyballer spielen eine beachtliche Rolle in der Bezirksliga.

Der 1958 eingeführte Fußball wird nicht mehr gespielt. Die Abteilung wurde 1992 ausgelagert. "In diesem Jahr haben wir uns mit dem TuS Grünendeich-Steinkirchen zusammengetan und eine Spielgemeinschaft, die SG Lühe, gebildet", erzählt Ortsbürgermeister Timo Gerke, der die Feierlichkeiten zum Jubiläum organisiert hat. Besonders stolz ist die Vereinsführung auf den zum mittlerweile 25. Mal ausgetragenen Altländer Blütenlauf, der Touristen aus ganz Deutschland in die Region lockt.

Möglichst viele Zuschauer sollen auch die ehemaligen Stars des Hamburger SV ins Stadion locken, die den Kern der Prominentenauswahl stellen werden, die heute um 19.30 Uhr antritt (Sportplatz an der Grundschule, Bi de School 1). Am Ball sind Könner wie Uwe Hain, Martin Groth, Frank Hartmann, Dirk Dammann und der dreimalige WM-Teilnehmer Roman Wojcicki (für Polen). Stargast am Rand des grünen Rasens ist HSV-Kultmasseur Hermann Rieger, der eines aber gewiss nicht schaffen wird: dem ehemaligen Bundesliga-Torjäger Dieter Schatzschneider den mächtigen Bauch wegzumassieren. Schatzschneider will zugucken, nur bei einem möglichen Elfmeter als Schütze antreten. Dann würde er auf Bürgermeister Timo Gerke treffen, der in der Tageblatt-Auswahl im Tor steht.

Programm

Freitag

18 Uhr: Festveranstaltung

19.30 Uhr: Fußballspiel zugunsten des Kinderschutzbundes Stade, Anstoß durch die Altländer Blütenkönigin

Sonnabend

10 Uhr: Großer Flohmarkt ums Sport- und Schulgelände

12 Uhr: Alfons und Viktor kommen mit dem artistischen Mitmachzirkus

21 Uhr: Rock mit den "5Heiderebellen"

23 Uhr: Höhenfeuerwerk

Sonntag

11 Uhr: Frühschoppen mit "Be Happy"