Till Schreiner und Jonathan Carlstedt aus Lüneburg tauschen mit Vizeweltmeister Alexei Shirov aus Riga in Litauen Tipps und Tricks am Bildschirm aus

Lüneburg. Schach scheint immer populärer zu werden. Die deutsche Nationalmannschaft hat überraschend die European Championchip 2011 in Callas (Griechenland) gewonnen. Das Team behauptete sich gegen die traditionell starken Mannschaften aus Aserbaidschan, Armenien und der Ukraine. Nicht weniger Erfolg verwöhnt ist auch der Nachwuchs in Niedersachsen. Die U16-Landesauswahl holte sich in Xanten den deutschen Meistertitel.

Till Schreiner vom Schachclub Turm Lüneburg hatte mit seinem 4,5:3,5-Erfolg in der Schlussrunde gegen Tim Höpfner aus Hessen maßgeblichen Anteil an der deutschen Meisterschaft. Niedersachsen gewann vor Baden Württemberg und Baden. Zum erfolgreichen Team gehören Germaine Kickert, Thorben Koop, Philipp Kyas, Kristin Rethmann, Steffen Raetzke von Stoventin, Jens Schulz und Fiona Sieber, die von Bernd Laubsch und Alexander Markgraf trainiert werden.

Der Erfolg ist eng verbunden mit Fleiß. Till Schreiner und Jonathan Carlstedt, der in Lüneburg eine Schachschule ins Leben gerufen hat, nutzen zum Training längst das Internet und holen sich Tipps von Profis. "Shirov ist schon on und Till kommt gleich", sagt Jonathan Carlstedt. Via Internet-Telefon Skype begrüßt Vizeweltmeister Alexei Shirov aus Riga (Litauen) seine beiden Spielpartner in Lüneburg. Schnell sind aus einer Schachdatenbank Partien herausgesucht. Die Figuren auf dem am Computer abgebildeten Schachbrett bewegen sich wie von magischer Hand. Rückfragen sind gestattet und es wird reichlich Gebrauch davon gemacht. Souverän verändert Shirov die Züge und erläutert sein Vorgehen. "Schach ist viel tiefgründiger als andere Brettspiele, bei denen das Ende berechenbar ist", sagt Til Schreiner, "beide Spieler haben eigene Ideen, wie sie das Spiel für sich entscheiden, dass macht es besonders interessant." Till Schreiner, der die elfte Klasse des Johanneums besucht, hat die Spielbegeisterung von seinem Opa Jürgen Schreiner geerbt und spielt heute in der Landesliga. Durch die Schachveranstaltung "Zehn gegen Lüneburg" lernte er Vizeweltmeister Alexei Shirov kennen. Der 16-Jährige trotzte dem Großmeister ein Remis ab, Shirov trat im Simultanschach gegen 30 Spieler an.

Auch der Organisator der Veranstaltung, Jonathan Carlstedt, gehört zu den Wunderkindern des Schachsports. Er sei erst spät im Alter von zehn Jahren zum Schach gekommen. Vom SK Marmstorf wechselte er 2008 zum Hamburger SK und spielte in der Bundesliga. Im Juni 2011 wurde er vom Weltschachverband zum internationalen Meister ernannt. Nach dem Abitur gründete Jonathan Carlstedt gemeinsam mit Freunden eine Schachschule in Lüneburg und rückte nach einem kurzen Formtief diesen Sport wieder in seinen Fokus. Er gibt Kurse, schreibt Fachliteratur, betreut Einzelspieler und Jugendmannschaften. "Für diesen Sport bedarf es keiner teuren Ausrüstung", sagt Carlstedt. Da die Teilnahme an Turnieren jedoch kostspielig ist, versucht er, Sponsoren zu finden, die seine Arbeit unterstützen. "Jedes begabte Kind sollte die Gelegenheit haben, sich in diesem Sport entwickeln zu können", sagt Jonathan Carlstedt.

Auch zwischen Weihnachten und Neujahr spielt Schach eine große Rolle für Jonathan Carlstedt. Er betreut die U16-Mannschaft des SK Marmstorf bei den deutschen Vereinsmeisterschaften. Tobias Kolschewski, Nicolai Sakel, Riko Ukena und Jonathan Kalauch spielen noch bis zum kommenden Freitag in Triptis (Thüringen) um den nationalen Titel.