KTG Lüneburger Heide lässt Erfolge und Wettkämpfe des Jahres 2011 noch einmal Revue passieren. Auch die ersten Jungen gehörten zum Programm

Winsen. Es sind Töne aus dem Saxophon, die zuerst die Winarena in Winsen erfüllen. Ein kleines, blondes Mädchen bringt die Zuschauer mit "Mandy" in Stimmung, das Barry Manilow gesungen und populär gemacht hat. Nach den letzten Tönen und dem ersten stürmischen Applaus schlendern aus den Seitentüren andere Mädchen herein, hocken sich gelangweilt auf den Boden. Die Saxophonspielerin legt ihr Instrument zur Seite, schaut sich im Kreis um, nimmt das Mikrofon und ruft: "Was ist? Wollen wir nicht turnen?" Und schon wirbelt die Kleine mit dem schwarzen Rock durch die Luft, schlägt das Rad, einen Flickflack, ein paar Salti dazu.

Evelin Klode, 12 Jahre alt und Niedersachsens einzige Kunstturnerin im Bundes-Nachwuchskader, gibt musikalisch und sportlich das Startzeichen. Jetzt springen auch ihre Turnfreundinnen auf. Die Turnschau der KTG Lüneburger Heide, in der die Abteilungen des MTV Borstel-Sangenstedt und MTV Pattensen ihre Kräfte bündeln, nimmt Fahrt auf.

Mit Jazztanz und den Kleinsten auf dem Lauftrampolin, das zehn Meter lang und am Rande der Halle aufgebaut ist. Mit Tempo rennen die Turnerinnen darüber, machen Überschläge, Schrauben, Flickflacks. "Das Gerät nutzen wir auch im Training", erzählt Birgit Kruse, "es ist ideal, um vor allem die schwierigen Sprungelemente für das Bodenturnen einzuüben. Das Lauftrampolin schont die Gelenke und macht den Kindern riesigen Spaß."

Die sportlichen Elemente der sechsten Turnschau der KTG Lüneburger Heide waren so angelegt, dass die Kunstturnerinnen noch einmal an die Stationen ihrer wichtigsten Wettkämpfe und Erfolge des ausklingenden Jahres 2011 erinnerten. Das begann mit den Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften, ging über die deutsche Mehrkampfmeisterschaft, den Deutschland- und Bärchen-Pokal bis hin zum internationalen Wettkampf in Holland.

"Schließlich haben wir uns, als wir vor sieben Jahren die Kunstturn-Gemeinschaft Lüneburger Heide gründeten, vor allem dem Leistungssport verschrieben", so Birgit Kruse. Gemeinsam mit Cora Ogermann hatte sie damals die Abteilungen des MTV Borstel-Sangenstedt und des MTV Pattensen zusammen geführt. Und längst sind die beiden Muttervereine stolz auf die Schlagzeilen und Erfolgsmeldungen, die von ihren Kunstturnerinnen kommen.

Der kleine, strahlende Stern der Gemeinschaft ist natürlich Evelin Klode. Zwei Jahre lang hatten sie die Mutter oder Vater fast täglich von Winsen ins Leistungszentrum nach Hannover chauffiert. Inzwischen ist die Zwölfjährige in Hannover im Sportinternat. "Das Zimmer teile ich mir mit einer Tischtennisspielerin", sagt sie, "wir haben insgesamt acht Trainingseinheiten in der Woche." Und wann bleibt da Zeit für ihr Saxophon? "Abends manchmal", sagt sie, "wir haben im Keller extra einen Musikraum."

Evelin, die sich bereits im dritten Jahr im Bundeskader der Nachwuchsturnerinnen behauptet, ist das große Vorbild für die fleißigen KTG-Talente. Bei den Neun- und Zehnjährigen sind es vor allem Melina Päper, Azuma Gröning, Lina Fenske und Leona Laudan, die sich im neuen Jahr das erste Mal der Prüfung für die Aufnahme in den Bundeskader stellen. Zu den älteren Leistungsturnerinnen, damit sind die 12- bis 14-Jährigen gemeint, zählen Lina Dede, Joline Ruprecht, Annika Rücker und Christina Kruse, die Tochter der Cheftrainerin. Trainiert wird längst auch in Winsen und Pattensen täglich, außer sonntags. Meist zweimal in der Woche werden auch bis zu zehn der Schülerinnen ins Leistungszentrum nach Hamburg gefahren, wo sie schwierige Elemente unter den besten Sicherheitsmaßnahmen einüben können.

Neben den artistischen Turnvorführungen prägten auch Tanzvorführungen von Polka und Tango bis Salsa den unterhaltsamen Nachmittag in der fast voll besetzten Halle. "Zweimal in der Woche kommt ja ohnehin eine Balletttrainerin aus Hamburg", erzählte Birgit Kruse von der Alltagsarbeit, "das gehört zum Kunstturnen dazu. Die Tänze für die Show hatte Saskia Kiselowa, Choreografin und Tänzerin von Beruf, mit den Turnerinnen einstudiert.

Auch Jungen in weißen T-Shirts durften den Besuchern ihre ersten Sprünge und Überschläge zeigen. Zwölf sind es inzwischen, die mit Trainer Melchior Kaluzinski bei der KTG Lüneburger Heide trainieren. Für die Tanz- und Turnshow musste kein Eintritt bezahlt werden und selbst Kaffee und Kuchen waren frei. Aber natürlich wurden kleine Geldspenden angenommen. "Aber nicht das Geld ist dabei für uns wichtig", sagt Birgit Kruse, "durch unsere Show werden wir zu anderen Veranstaltungen eingeladen. Unser Ziel ist, Kunstturnen in unserem Heimatgebiet wieder populär zu machen."