Marco Bührig vom RV Harsefeld hofft auf höhere sportlichen Weihen im Dressursport mit seinem Wallach Delgardo.

Harsefeld. Die beiden sind ein auffälliges Paar im Dressurviereck: Marco Bührig und sein Delgardo. Alles was der Wallach zeigt, ob im mittleren Trab, bei Passage oder Galopp-Traversale, hat die Beimischung von Kraft und Präsenz. Marco Bührig, der Mann im Sattel, formuliert es handfester: "Delgardo hat diesen mächtigen Hals und ich muss ständig auf seine Linie achten. Er neigt dazu, in die Breite zu wachsen." Aber das wird nicht passieren. Dafür hegt der Berufsreiter seinen Sportpartner zu gewissenhaft und dafür arbeiten die beiden zu intensiv miteinander.

Als der Reiter aus Bargstedt-Ohrensen, der für den Reitverein Harsefeld startet, seinen Wallach auf der Anlage Behr in Buchholz in die Halle führt, ist das für beide ein wichtiger Schritt in eine hoffnungsvolle Zukunft. Der Höhepunkt des Turniers war die S-Prüfung mit den drei Sternen. "Das ist eine Aufnahmeprüfung, um in die absolute Elite aufzusteigen, der Einstieg in den Grand-Prix-Sport", erläutert Bührig. Davon hat der 34-Jährige mit dem eigenen Ausbildungsbetrieb für Dressurpferde geträumt, seit er als Junge beim Vater in Geestensee erste Lektionen erhielt. Es ist diese Hoffnung, die alle umtreibt, die mit und von Sportpferden leben: Einmal so ein Juwel in die Hand zu bekommen, mit dem man aufsteigen kann zu Ruhm und Geld. Und Delgardo könnte für Bührig dieses Pferd sein.

Er, der seine Ausbildung als Bereiter bei Hartwig Burfeind in Sandbostel absolvierte, machte sich 2004 selbstständig in Ohrensen. "Delgardo war drei, da hat ihn die Züchterin zu mir in die Dressur-Lehre geschickt", erzählt der Reiter. "Ein Jahr später habe ich ihn gekauft. Er ist so brav und so gelassen, dass ich nach einer Prüfung meine dreijährige Tochter in den Sattel heben kann. Andere Pferde sind dann aufgeregt und schreckhaft. Andererseits ist Delgardo so ehrgeizig, dass er im Dressur-Viereck voll unter Dampf steht."

Buchholz, das war für das acht Jahre junge Dressurpferd die bisher schwierigste Aufgabe. Bührig: "Diese Intermediaire-II-Prüfungen dürfen Pferde erst mit acht Jahren gehen. Der Wallach ist sehr gelehrig und ehrgeizig. Er ist das beste Pferd, das ich bisher im Stall hatte. Mit ihm kann ich das Tor zum Grand-Prix-Sport aufstoßen. Die Frage ist nur, wie lange ich ihn noch behalten und reiten kann."

Denn das ist die Krux in diesem Zusammenspiel zwischen begabten Pferden und ihren Besitzern, Ausbildern und Reitern: Je erfolgreicher die beiden, um so begehrlicher wird die Konkurrenz. Und dann kommt einer mit einem Koffer voll Geld und macht ein Angebot, das kaum ein Besitzer ablehnen kann. Für ein junges Dressurpferd, das in die Spitzenklasse aufrückt, sind 100 000 Euro eher der unterste Preis. "Unser Betrieb", bestätigt Bührig, "lebt zum Großteil vom Handel mit Pferden."

Bei ihrer Drei-Sterne-Premiere in Buchholz wurden sie Vierte. Den Sieg sicherte sich Ilka Boening (Westbevern) mit Sommerliebe. Kristina Felicitas Kutter (RV Harsefeld) wurde in dieser schwierigsten Prüfung Sechste. Zwei Siege gab es bei diesem Arbeits-Turnier des Dressurclubs Niedersachsen, zu dem sich vor allem Berufsreiter zusammengeschlossen haben, um in den Wintermonaten Turniere zu veranstalten, für Svenja Peper und ihr Carlo Calucchi. Die beiden, die in der ausklingenden Saison bei den jungen Reitern Landesmeister wurden und DM-Platz sieben belegten, gewannen auf der Anlage Behr den Prix St. Georges, eine S-Prüfung mit einem Stern und auch die Prüfung St. Georg Special. Auch die 21-Jährige vom RV Harsefeld arbeitet unter Anleitung des Trainerehepaars Keller mit ihrem 15 Jahre alten Wallach an den höchsten, den Grand-Prix-Aufgaben. Da Svenja Peper nun in Hamburg Physiotherapie studiert, bleibt weniger Zeit fürs Reiten. Vater Jörg Peper, der Springreiter, hat für 10. Dezember zu einem Turnier auf die Reitsportanlage Weißenfeld in Harsefeld eingeladen. Da will auch Bührig mit Delgardo reiten.