Ümmünussah Kalender von der Veddel wird norddeutsche Vizemeisterin in Buxtehude

Buxtehude. Nein, es ist nicht so, dass Ümmünussah Kalender in der Sporthalle des Schulzentrums Nord in Buxtehude auffiele. Dabei herrscht auf und neben den Kampfflächen ein viel zu buntes Treiben. Immerhin aber ist die Zwölfjährige von der Kampfsportsparte der SV Polizei auf der Veddel die einzige, die ein schwarzes Kopftuch zum weißen Kampfanzug und feuerroten Kampfhandschuhen und Fußschützern trägt. Und Ümmünussah, von Freundinnen und Sportkollegen Ümmüh gerufen, repräsentiert bei den norddeutschen Meisterschaften so etwas wie Familientradition. Auch ihre große Schwester Ümmügulzüm war einige Jahre Stammgast bei diesem Treffen der Karatekämpfer, Kung Fu-Spezialisten, Taekwondo-Anhänger und Kickboxer. Die kämpfenden Schwestern stehen für eine Sport- und Kampfgemeinschaft auf der Veddel, für die Integration seit Jahrzehnten fester Bestandteil der täglichen Trainingsarbeit ist.

Die Mädchen und Jungen aus aller Herren Länder werden geführt und angeleitet von zwei Wilhelmsburgern mit längst ergrauten Haaren. "Ferdinand Weiß und ich haben schon als Jungen Judo und Karate bei der SV Polizei gemacht", erzählt Harald Stöhr von sich und seinem Freund. "Inzwischen kommen häufig Kinder zu unserem Training, die sagen: Mein Papa war auch schon bei euch." Zu ihrer Kampfsparte (Training montags und freitags, 18 Uhr) zählen etwa 25 Kinder und Jugendliche und 15 Erwachsene. Zentrum ist die renovierte frühere Sporthalle der Hamburger Polizei im Zollhafen auf der Veddel. "Mehr als 90 Prozent unserer Karatesportler und Kick-Boxer haben einen Migrations-Hintergrund. Weil auch die Verantwortlichen hier auf der Veddel wissen, wie wichtig unsere Arbeit ist, werden wir von der Polizei und von der zuständigen Wohnungsbau-Gesellschaft unterstützt", erzählt Stöhr.

Und die beiden weißhaarigen Oberhäupter erfahren auch Anerkennung von Eltern und Familien. "Da waren ein paar Jahre Brüder aus einer afghanischen Familie bei uns", erzählt der 56-jährige Mediengestalter Stöhr. "Die waren schon weggezogen und sind letzte Weihnachten mit Geschenken gekommen, als Dankeschön, weil wir ihre Jungen doch mit erzogen hätten." Für die beiden Schwestern Kalender hoffen die beiden Kampf-Senioren auf eine noch tiefer greifende Integration. "Vielleicht können die beiden ja einmal unsere Nachfolge antreten. Im Stillen hoffe ich das wenigstens", sagt Stöhr.

Ümmügulzüm, 20, schon elf Jahre aktiv, nutzt ein Ausbildungsangebot des Hamburger Sport-Bundes. Ein halbes Jahr lang lässt sie sich an den Wochenenden ausbilden und will so den Trainer-C-Schein erwerben. Im Verein hilft sie beim Training mit, nicht nur bei den Mädchen. Ümmünussah, die kleine Schwester, wirkt zurückhaltend und bescheiden im üblichen Gedränge der Meisterschaften. Bis man sie im Kampf erlebt. Da tritt sie selbstbewusst und energisch auf. "Dabei musste sie gegen Gegnerinnen antreten", erläutert Stöhr, "die ein paar Jahre älter und auch über zehn Kilo schwerer als wie waren."

Beim Kickboxen der 17-Jährigen erkämpfte sich das Mädchen mit dem schwarzen Kopftuch die norddeutsche Vizemeisterschaft. "Auch wenn sie Kinder beim Training betreut", erzählt Stöhr lachend, "ist sie energischer und strenger als ihre große Schwester. Die ist manchmal noch zu nett. Aber das wird sie bei ihrer Ausbildung sicher verbessern." Nord-Vizemeister der SVP Veddel wurden im Kickboxen bei den 17-Jährigen auch Dirk Rittau (70 Kilo) und Mike Jochingmeier (60 Kilo), dessen Mutter Annja schon deutsche Meisterin im Leichtkontakt-Kampf war.

Vier Jahre sind es her, das auch bei Grün-Weiss Harburg eine Karateabteilung aufgebaut wurde. Trainer Mike Krüger hat mit seinen Jüngsten in Buxtehude schon ordentlich Pokale abgeschleppt. Bei der Kata Hard der 13-Jährigen siegte Burghard Nölle vor Olaf Maaß und Wiktor Krajewski vom TSV Heidenau. In der zweite Gruppe dieser Anfänger wurde Christian Koch Zweiter. Bei denen Grüngurten gewann Max Joel Gieschau von Grün-Weiss vor seinem Freund Azka Abadi Oderbracht. Auch das Kata-Team der jungen Abteilung wurde Nordmeister vor der ersten und der zweiten Mannschaft von Heidenau. Die wiederum hatten in Konstantin Knüppel ihren herausragenden Kämpfer. Er gewann bei den Grün- bis Schwarzgurten der Junioren die Kata vor seinem Vereinskollegen Lennart Poppe und siegte auch im Kampf.

Insgesamt waren rund 180 Sportler bei 240 Starts angetreten, um in 48 unterschiedlichen Kategorien und Klassen um die Meisterpokale zu kämpfen.