Ultralauf zum 100-jährigen Bestehen des Turn- und Sportvereins Fleestedt kommt bei den Aktiven besonders gut an und wird gelobt

Fleestedt. "Seid ihr denn verrückt geworden?" So und ähnlich reagierten die "Jedermänner" (da ist wirklich keine Frau dabei), als einige mit Wolfgang Brauer an der Spitze den Vorschlag machten: "Lasst uns als Beitrag zu den 100-Jahr-Feierlichkeiten unseres TuS Fleestedt einen 24-Stunden-Lauf organisieren." Gesagt, getan. Am Sonnabend kurz vor 15 Uhr standen auf dem Sportplatz in Fleestedt insgesamt 96 Frauen und Männer am Start, die ganz allein das Abenteuer aufnahmen, 24 Stunden lang zu laufen. Als Moderator Hans-Rudolf (Rudi) Grabbe die in der Ultralaufszene populäre Christine Schröder, eine 52 Jahre alte Angestellte in einem Hamburger Jobcenter, fragte, was sie sich für die 24 Stunden vorgenommen habe, kam kurz und präzise die Antwort: "Nur laufen." Auf die Nachfrage, was mit Schlafen ist, sagte sie: "Möglichst vermeiden."

Neben diesen unermüdlichen Ultraläufern waren bei der Premiere in Fleestedt noch 94 Staffeln mit je 15 Teilnehmern am Start. Außerdem hatten 33 Teams gemeldet. Zu jeder Mannschaft gehörten sechs Läufer, von den drei Besten wurden am Ende die Kilometer-Leistungen addiert und kamen in die Wertung.

Wolfgang Brauer, Leiter der 25 Mitglieder zählenden Sport für Jedermann-Gruppe, wurde einen Tag nach dem 24-Stunden-Lauf mit E-Mail überschüttet. "Dickes Lob und großes Kompliment für den wunderbaren 24-Stunden-Lauf - meinen zehnten", schrieb Frank Berka. "Unter uns Läufern kam die Umsetzung Eurer Idee riesig an", so Harald Reichen. "Es ist beachtlich, was da für kleines Geld auf die Beine gestellt wurde", bedankte sich Martin Schmitz.

"Ich habe in den letzten Jahren an sehr vielen nationalen und internationalen Triathlon- und Laufveranstaltungen teilgenommen - nur selten ist mir dabei eine so herzliche und angenehme Atmosphäre begegnet", mailte Matthias Elwart. "Berücksichtigt man noch den wirklich günstigen Startpreis, ist euch Platz eis in meinem Wettkampfranking sicher." Und noch eine Mail von Rolf Graubner: "Für die liebenswerte Betreuung und dem Verpflegungsangebot gebe ich zehn Sterne. Weil dazu alles so günstig war, werde ich noch eine kleine Spende überweisen."

Das Startgeld hatte zwölf Euro betragen. Für die Verpflegung hatte das Technische Hilfswerk Harburg eine Küche aufgebaut und die Läufer auch nachts mit frisch gekochten Nudeln und Hackfleischsoße versorgt.

Vor allem aber war da noch das Programm rund um das Laufereignis. Da war für die Kinder der Knax-Club-Spieltag mit Torwandschießen und Tanzvorführungen. Die "Bankers on Stage", Hobbymusiker der Sparkasse Harburg-Buxtehude, sorgten abends für fetzige Stimmung für Läufer, Organisatoren und Zuschauer.

Am Sonntagmorgen hielt Pastorin Imke Schwarz auf dem Rasen einen Gottesdienst ab, zu dem auch der Posaunenchor spielte. Danach wurden, ebenfalls unter Posaunenklängen, die Urkunden an die mehr als 100 Kinder und Jugendlichen, Frauen und Männer überreicht, die das Sportabzeichen erwarben. Besonders geehrt, Gerd Lau, für sein 45. Goldenes Sportabzeichen.

Eine Stunde vor dem von den Teilnehmern ersehnten Ende der 24-Stunden-Strapazen wurden für die Kinder die Horst-Albrecht-Spiele mit Werfen, Springen und Laufen gestartet.

"Horst Albrecht-Spiele" - eine wundervolle Würdigung der sportlichen Leistungen des alten Herrn. Der inzwischen 88-Jährige, der noch immer fünfmal in der Woche trainiert, hat als Leichtathletik-Senior 15 Weltmeistertitel erkämpft und 35 Europameisterschaften gewonnen. Beim ersten 24-Stunden-Lauf seines TuS Fleestedt war er natürlich auch am Start. Insgesamt ist er für die Staffel 15 Runden gelaufen, von denen jede genau 1699,4 Meter lang war. Also bracht es Fleestedts höchst dekorierter Athlet mit seinen 88 Jahren auf 25,49 Kilometer.

Mit einem Chip im Laufschuh wurde im Computer die Laufstrecke jedes Teilnehmers auf dem Rundkurs addiert. Mit insgesamt 171,6 Kilometer war Frank Wooßmann der ausdauerndste und fleißigste aller Teilnehmer. Beste Frau wurde Christine Schröder mit 137,6 Kilometern. Die Sieger wurden mit Präsentkörben und attraktiven Sachpreisen nach Hause entlassen. Auch Horst Preisler lief in Fleestedt, der 76 Jahre alte Hamburger hat in seiner Laufbahn bisher 1742 Marathons und Ultraläufe absolviert.

Den Staffel-Wettbewerb entschied der Leichtathletik-Club Meckelfeld für sich - mit insgesamt 278,70 zurückgelegten Kilometern. Mit seinem Start in Fleestedt feierte Günter Antoni, ein Dauerläufer aus Buxtehude, seinen 70. Geburtstag.

Was als verrückte Idee zunächst abschreckte, ist von Organisation und Ablauf den Jedermännern so lobenswert geglückt, dass Wolfgang Brauer schon daran denkt, so etwas "vielleicht im nächsten Jahr wieder zu machen".