Trainer Thomas Titze vom TSV Buchholz 08 spricht über Fußball, Geld und Freundschaft

Buchholz. Zum Auftakt in der Fußball-Oberliga empfängt der TSV Buchholz 08 am Sonntag,15 Uhr, den FC Bergdorf 85. Thomas Titze, 57 Jahre alt, seit 27 Jahren Fußballtrainer aus Leidenschaft und seit 20 Jahren in Diensten des TSV Buchholz 08, geht mit seiner Mannschaft in die fünfte Oberliga-Saison. Das Hamburger Abendblatt sprach mit ihm über Ziele und Erwartungen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Titze, Buchholz 08 spielt in der Oberliga seit einigen Jahren ganz oben mit und doch war ein Aufstieg in die Regionalliga schon aus finanziellen Gründen unmöglich. Ist es nicht langweilig, sich als Ziel nur den siebten Gewinn des Fairnesspokals zu setzen?

Thomas Titze:

Der siebte ist längst vergeben, nur der Sieger noch nicht bekannt gemacht. Wenn, können wir uns vornehmen, die 3000 Euro Prämie zum achten Mal zu gewinnen.

Reicht das als Motivation?

Titze:

Wir stellen uns vor jeder Saison nur ein Ziel: den Klassenerhalt.

Soll ich das ernst nehmen ?

Titze:

Darüber bin ich doch selbst am meisten überrascht. Schauen Sie sich nur an, wen unsere Konkurrenz wieder an namhaften Spielern verpflichtet hat. Wir dagegen zahlen keine Ablösesummen und haben miserable Trainingsbedingungen. Ganz oft müssen unsere Spieler ohne zu duschen nach Hause fahren.

Warum bleiben Ihnen die Spieler treu?

Titze:

Wegen des Zusammenhalts, weil sich alle in dieser fest gefügten Gemeinschaft wohlfühlen und Spaß haben. Dazu gehört auch, dass sie bei uns mehr Freiheiten haben. Wir akzeptieren, wenn Spieler während der Vorbereitung in Urlaub fahren.

Sie haben sieben Studenten in ihrem Kader. Für die müsste es doch besonders verlockend sein, 300 oder 400 Euro im Monat mehr im Geldbeutel zu haben.

Titze:

Richtig, die könnten sicher mehr verdienen.

Nun sagen viele Ihrer Kollegen, sie hätten das Glück, dass für ihre Besten der Weg nach Hamburg zu weit wäre.

Titze:

Unsinn. Inzwischen wohnen neun unserer Spieler in Hamburg. Alexander Gege beispielsweise direkt neben der Anlage von Altona 93 und bleibt trotzdem bei uns.

"Elf Freunde müsst ihr sein." Darüber wird doch längst bei den Amateuren nur noch milde gelächelt.

Titze:

Bei uns nicht. Wir wissen, wie wertvoll Freundschaft im Fußball immer noch sein kann.

Der DFB hat die Anforderungen für die Regionalliga mächtig abgebaut: Kein Flutlicht mehr, keine Kabinen für die Schiedsrichter und kein hauptamtlicher Geschäftsführer.

Titze:

Statt bisher 500 000 Euro müssten wir jetzt nur noch bis zu 40 000 Euro investieren.

Reizt da ein Aufstieg nicht?

Titze:

Diese Oberliga ist so stark wie nie zuvor. Wenn wir am Ende im ersten Drittel landen, wäre das für mich eine sportliche Sensation.