Die 19-jährige Rennkanutin des Harburger Kanu-Clubs startet in Brandenburg. Auf der Dove-Elbe in Allermöhe holte sich zwei Nordmeistertitel

Harburg. Die norddeutschen Meisterschaften der Rennkanuten auf der Dove-Elbe in Allermöhe, das war für den alten Meistertrainer Klaus-Dieter Schmidt und seine Musterschülerin Esther Rahm vom Harburger Kanu-Club auch eine Art Zäsur. Im Herbst hatten sie mit dem harten Trainingsaufbau begonnen, waren selbst im eisigen Winter fast täglich auf dem Wasser gewesen und hatten im Frühjahr die Regattasaison auf den einen Höhepunkt hin geplant: die Weltmeisterschaften der Junioren vom 29. bis 31. Juli in Brandenburg. Und jetzt, kurz vor dem großen Ziel, trennten sich ihre Wege.

Als sich die beiden vom Harburger Kanu-Club nach den Nordtitelkämpfen in Allermöhe Tschüs sagten, wusste Senior Schmidt, dass seine Arbeit getan ist. Er entließ das ehrgeizige und so willensstarke Mädchen in die Obhut der Bundestrainer im Kanurennsport. Der Vater brachte Esther ins Trainingslager des Bundeskaders nach Brandenburg. "Erst nach den Weltmeisterschaften komme ich wieder nach Hause", erzählte die groß gewachsene Schülerin aus Neumünster zwischen zwei Rennen in Allermöhe.

"Zuerst eine Trainingswoche mit allen Teilnehmern an der Weltmeisterschaft in Brandenburg, dann eine Woche im Leistungszentrum Kienbaum bei Berlin und danach zurück nach Brandenburg und der WM. Und dann gibt es Urlaub", fügte Esther Rahm hinzu und atmete tief durch, "wenigstens noch zwei Wochen."

Ihr Heimtrainer Klaus-Dieter Schmidt, der seit mehr als 30 Jahren immer wieder Talente bis zur nationalen und internationalen Spitze führt, hat sich schon in den Urlaub verabschiedet. Genauer gesagt, er ist mit Bruder Heinz-Werner, in Harburg als Fußballer der Schmidt-Brüder bekannt, nach Grevenroda in Thüringen gefahren. Die beiden Ahnenforscher besuchen dort die zahlreiche Verwandtschaft und füllen Lücken in der Ahnentafel. Bis 1550 haben sie ihren Stammbaum schon zurück verfolgt.

"Bei Esther Rahm", sagte Klaus-Dieter Schmidt, "bin ich jetzt ja nur noch Zuschauer."

Bei den norddeutschen Titelkämpfen stand die Rennkanutin noch viermal auf dem Siegertreppchen, das im Übrigen kein Treppchen war. Auf dem Bootsanleger waren die Plätze eins bis drei mit Zahlen markiert.

Im Einer über 1000 Meter besiegte Esther Rahm ihre Zweierpartnerin

Bei ihrer Zwischenstation zur Weltmeisterschaft hatte das blonde Mädchen mit den Schwielen an den Händen im Einer-Kajak über 200 und über 1000 Meter gewonnen. Über die 1000 Meter-Distanz hatte sie ihre Zweier-Partnerin Bianca Deike im Schlussspurt abgefangen. Ihre Partnerin wurde hinterher disqualifiziert, weil ihr Boot um 40 Gramm zu leicht war. Die Boote müssen, wenn sie nach dem Rennen gewogen werden, mindestens zwölf Kilogramm schwer sein.

Im Zweier waren die beiden Mädchen ebenfalls über 200 und 1000 Meter an den Start gegangen und hatten sich in beiden Rennen die norddeutschen Meistertitel geholt. Bei den noch ausstehenden Rennen am letzten Tag der dreitägigen Veranstaltung war die Nationalkader-Fahrerin nicht angetreten. Im Zeltlager an der Strecke - da Mutter Maria als Trainerin in Neumünster ebenfalls ihre besten am Start hatte, war die Rahm-Familie geschlossen dabei - hatte sich Esther eine Darmgrippe zugezogen.

Ihre Cousine Svenja Jäger, die bereits in der Damenklasse starten muss, hatte für den Harburger Kanu-Klub zwei Silbermedaillen gewonnen, und zwar im Einer über 500 und über 5000 Meter.

Über 5000 Meter war auch Lars Walter, ein alter Bekannter aus der Harburger Kanu-Szene, Vizemeister geworden. Der inzwischen 27-Jährige, der als Jugendliche für den Wassersportverein Süderelbe Weltmeister im Zweier-Canadier wurde, macht auch immer wieder Abstecher in den Rennsport und startet dort für den Billstedter Klub Vorwärts Ost. Lars Walter wohnt seit Jahren in Fulda und ist im Wildwasser wieder Weltmeister im Zweier-Canadier mit Johannes Baumann, und zwar auf der Sprintstrecke.

Einer oder Zweier - Bundestrainer haben sich noch nicht entschieden

In welchem Boot und auf welcher Strecke Esther Rahm bei den World Championship Juniors in Brandenburg an den Start geht, da taktieren die Bundestrainer wohl noch.. Gemeinsam mit Sophie Hammer aus Köpenick wird sie wohl vermutlich im Zweier-Kajak sitzen und über die 500 Meter Sprintstrecke starten.