Sebastian Wehler von Eintracht Lüneburg scheitert mit einem Elfmeter am Schlussmann. Negativserie ohne Torerfolg reißt auch nach 58 Jahren nicht

LÜNEBURG. Sebastian Wehler hätte in die Vereinsannalen eingehen können. Doch sein Strafstoß gegen den FC St. Pauli wurde zur leichten Beute für Kiezkeeper Arvid Schenk. Damit war die letzte und zugleich auch einzige Chance vertan, nach 58 Jahren den ersten Treffer gegen St. Pauli zu erzielen. Wie überliefert ist, war es am 2. August 1953 ein Lüneburger Außenstürmer namens Wendorf, der "Siggi" gerufen wurde, der in der 47. Minute im ersten Freundschaftsspiel zwischen Eintracht Lüneburg und dem FC St. Pauli überhaupt mit einem Schuss aus 20 Metern in den Winkel zum zwischenzeitlichen 1:1 den bisher einzigen Treffer gegen den Hamburger Kiezclub markierte. Wehler scheiterte 58 Jahre später aus elf Metern genauso wie in vier Testspielen vorher seit 1979 noch jeder andere Lüneburger Angreifer. St. Pauli gewann vor 2700 Zuschauern auf der Hasenburg locker mit 8:0 (3:0).

Die Zweitligakicker absolvierten wieder ein Trainingslager in Schneverdingen

Wie vor einem Jahr auch. St. Pauli war auch wieder im Trainingslager in Schneverdingen und absolvierte und zum Abschluss ein Testspiel am Häcklinger Weg. Vor einem Jahr wollten 3000 Fans den FC St. Pauli als Bundesligaaufsteiger mit Gerald Asamoah als einen echten Publikumsliebling in seinen Reihen, sehen. Jetzt - nach dem sofortigen Wiederabstieg in die Zweite Liga - waren es trotzdem fast genauso viele Fußballfreunde. Dass sie bei ihrem Aufenthalt in Schneverdingen jeden Tag um 7.45 Uhr mit Steigerungsläufen begonnen hatten und eigentlich schwere Beinen haben mussten, war den Profifußballern nicht anzusehen. Eintrachts Kicker hatten nur am Vorabend kurz trainiert, offizieller Saisonauftakt ist am Sonntag. Besonders die vielen Kinder waren begeistert, stürmten nach dem Schlusspfiff das Spielfeld und umlagerten die Fußballprofis, die geduldig sämtliche Autogramm- und Fotowünsche erfüllten. St. Pauli-Trainer André Schubert zum Beispiel konnte erst eine halbe Stunde nach Spielschluss den Platz verlassen.

Das schon fast zur Tradition gewordene sommerliche Freundschaftsspiel gegen St. Pauli war auch wieder Rahmen für die Verabschiedung verdienter Spieler, wie beispielsweise "Mister Landesliga" Sergei Rodin, der im Sommer 1998 beim damaligen Landesligisten TuS Neetze anheuerte und jetzt 13 Jahre später an seinem 36. Geburtstag beim Landesligisten Eintracht seine Fußballkarriere beendet. In 291 Ligaspielen für TuS Neetze erzielte er 179 Treffer, in 54 Einsätzen für Eintracht Lüneburg kamen noch einmal 24 Treffer dazu. Sergei Rodin beendete seine Fußballlaufbahn nach 345 Spielen und 203 verbrieften Treffern.

Mit Rodin wurden verabschiedet: Florian Münch (war zuletzt Co-Trainer der Ersten Herren), Kai Salewski (geht zu Teutonia Uelzen), Sebastian Klepatz (kehrt zurück zum LSK), Steffen Wulf (wechselt zurück zum TSV Gellersen) und Philip Kowalewski, der nach fünf Jahren als Ligaspieler in die Zweite Herren wechselt, die in die Bezirksliga aufgestiegen ist. Reno Schellin als bester Torschütze und der verletzte Torwart Michael Hopp als "wertvollster Spieler der Saison" wurden mit kleinen Sachpreisen bedacht.

Zehn Minuten vor Schluss wechselte Carsten Lorenzen Torhüter Steffen Wulf aus, gönnte dem in drei Jahren stets loyalen Ersatzmann von Michael Hopp bei seinem Abschied von der Eintracht vor großer Kulisse die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums und präsentierte den Trainer der zweiten Herrenmannschaft, Sven Kathmann, als Torhüter. "Der Mann kann alles", raunte da ein Lüneburger Fan. Den Beweis brauchte Kathmann nicht mehr zu erbringen. Weil es St. Pauli am Ende ruhiger angehen ließ, wohl auch deshalb ergab sich fünf Minuten vor Schluss die ersten und einzige Torchance für Eintracht Lüneburg, als Alexander Reinecke allein aufs Tor stürmte und von Patrick Funk nur noch durch Foul am Torschuss gehindert werden konnte. Dafür gab es Rot für den Sünder. Schiedsrichter André Arciola kannte kein Pardon. Funk darf jetzt beim nächsten Testspiel der Pauli-Kicker morgen bei Arminia Bielefeld nur zuschauen. Der 29 Jahre alte Unparteiische aus Malta war mit einer Abordnung von 14 Kollegen von der Mittelmeerinsel zu Gast beim 12. Internationalen Referee-Cup der Eintracht.

Ach ja, einen Torschützen gab es auf Lüneburger Seite dann doch. Abwehrchef Bennet Lorenzen lenkte einen Flankenball von rechts mit dem Kopf mustergültig über Torhüter Steffen Wulf ins eigene Netz.