Stefanie Melbeck, Isabell Klein und Trainer Dirk Leun sichern in Ungarn WM-Ticket der deutschen Nationalmannschaft

Buxtehude. "Jetzt ist der deutsche Frauen-Handball wieder wer." Ein Zitat aus berufenem Munde. Dietmar Schmidt, Trainer des Frauen-Bundesligaklubs Frankfurter HC und 1980 mit der DDR in Moskau Olympiasieger, brachte die Gemütslage der deutschen Frauen-Nationalmannschaft auf den Punkt. Nach dem überraschend deutlichen 27:22-Erfolg im WM-Play-off-Rückspiel gegen Ungarn hat die DHB-Auswahl des neuen Bundestrainers Heine Jensen die Teilnahme an den Weltmeisterschaften vom 3. bis 18. Dezember in Brasilien geschafft und sich damit die letzte Chance auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London erhalten.

Der Sieg haut den Bundestrainer aus den Schuhen

Mit im Freudentaumel der deutschen Handballfrauen ist auch ein Trio aus Buxtehude. Während Stefanie Melbeck, mit vier Treffern zweitbeste Werferin der DHB-Auswahl war, und Isabell Klein (ein Tor) auf dem Parkett der Sporthalle Magvassy Mihaly standen, saß der Buxtehuder Bundesligacoach Dirk Leun als Co-Trainer neben dem Dänen Heine Jensen auf der Bank. Der Erfolg schien den dänischen Nationaltrainer regelrecht aus den Schuhen zu hauen. Der 34 Jahre alte Coach marschierte barfuß zur Pressekonferenz. "Glückwunsch an das Team. Ich bin sehr stolz, wir haben es verdient, nach Brasilien zu fahren", sagte Jensen, der das Team erst im April übernommen hatte. Nach Platz 13 bei der Euro 2010 habe sich die Mannschaft wieder auf Kurs gespielt.

Unterstützung hat der vom HC Leipzig gekommene Bundestrainer aus der Bundesliga bekommen. Dietmar Schmidt aus Frankfurt-Oder, Renate Wolf von Bayer 04 Leverkusen und Dirk Leun vom Buxtehuder SV arbeiten am Neuaufbau mit Heine Jensen ganz eng zusammen. Das Trainerteam will sich regelmäßig austauschen, um den deutschen Frauen-Handball in der Weltspitze zu etablieren. In Györ saß Dirk Leun als Co-Trainer auf der Bank, beim 26:24-Sieg im Hinspiel in Balingen war es Kollegin Renate Wolf. Das Stichwort heißt Teambuilding - im Trainerstab und auch in der Mannschaft.

Die deutsche Mannschaft ließ sich auch von der lautstarken Kulisse in der mit 3500 Zuschauern ausverkauften Sporthalle nicht beeindrucken. Mit einer stabilen Abwehr, der starken Torfrau Katja Schülke (HC Leipzig) und immer wieder konsequenten schnellen Angriffen nahm die DHB-Auswahl das ungarische Team auseinander. Selbst nach einem Rückstand (5:7) konterten die deutschen Handball-Damen und drehten die Partie wieder in eine Führung. Buxtehudes Isabell Klein und Rekordnationalspielerin Grit Jurack (Viborg) schockten die Gastgeberinnen genau wie vier Tore in Folge zur 18:12-Führung. Heine Jensen und seine Damen hatten auf alles eine Antwort, ließen sich von der offensiveren Abwehr Ungarns nicht aus dem Konzept bringen. "Das Team hat gezeigt, dass es diese schwierige Aufgabe lösen konnte", sagte Jensen. Torhüterin Katja Schülke mit insgesamt 22 Paraden war ein sicherer Rückhalt. Die junge Nadja Nadgornaja vom deutschen Meister Thüringer HC war mit acht Toren beste deutsche Werferin und verdiente sich ein Sonderlob des Trainerteams. "Das zeigt die Stärke des Teams, dass es einer so jungen und international noch unerfahrenen Spielerin vertraut", sagte Heine Jensen.

Buxtehuder Spielerinnen starten zum Saisonabschluss nach Mallorca

Am Sonntag sind die deutschen Frauen überglücklich vom Flughafen Wien-Schwechat in ihre Heimatstädte zurückgeflogen und haben sich in den wohlverdienten Urlaub verabschiedet. Für Heine Jensen geht bereits nächste Woche die Arbeit weiter, mit einer Tagung zur Entwicklung eines Anforderungsprofils künftiger Nationalspielerinnen und dem Start der EM-Vorbereitung der Juniorinnen. Stefanie Melbeck und Isabell Klein werden mit dem BSV-Team die Abschlussfahrt nach Mallorca unternehmen und dort neue Kraft für die kommende Saison tanken.