Nemo Weber und Tobias Kappelmann übernehmen Traineramt von Manuel Reiter. VfL-Männer kassieren mit einem Punkt Rückstand die vierte Pleite

Stade. Eigentlich hatte Mareike Jerichow, 28, Leistungsträgerin des VfL Stade in der 2. Basketball-Regionalliga, geglaubt, dass es nun mit dem Stader Frauenteam zu Ende sei. Der Grund: Die Mannschaft hatte sich vor Beginn der Rückrunde am Sonnabend, 15 Uhr, bei der BG Rotenburg/Scheeßel II, von ihrem Trainer Manuel Reiter, 29, getrennt und ein Nachfolger stand nicht in Aussicht. Dem Vernehmen nach hatte sich Vereinspräsident und Basketball-Trainer Carsten Brokelmann dahingehend geäußert, dass sich das Damenteam nach der Trennung von Reiter, der die Frauen im Sommer 2010 von Herrencoach Matthias Weber übernahm, selbst um einen Nachfolger kümmern müsse.

Und genau das ist jetzt gelungen: Nemo Weber, Cousin von Matthias Weber, und Tobias Kappelmann werden am heutigen Mittwoch erstmals das Training der VfL-Korbjägerinnen leiten. Kappelmann coachte zuletzt Stader Jugendteams, Nemo Weber war noch nicht als Trainer tätig, spielte früher für den VfL Stade in der Regionalliga und den Bramfelder SV in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL).

Die Trennung von Reiter kam unter anderem wegen unterschiedlicher Auffassungen über das Spielsystem und Trainingsinhalte zustande. "Außerdem benötigen wir einen Coach mit ausgeprägter Führungskompetenz", so Jerichow, die nach überstandener Knieverletzung in Rotenburg wieder mitspielen will. "Wenn Matthias Weber eine Anweisung gegeben hat wurde sie befolgt. Doch sogar wenn Carsten Brokelmann vertretungsweise die Damen coachte, wurden seine Ansagen hinterfragt. Mir ging es da nicht anders", sagte Reiter, der spätestens im Sommer die U12-Minis trainieren wird.

Die Stader Frauen waren in der Saison 2009/10 sportlich abgestiegen, durften aber wegen Rückzügen und nicht wahrgenommener Aufstiege in der aus zwei Ligen neu zusammengesetzten Staffel Nord-West antreten. Doch mangels Aktiver drohte damals das Aus, ehe sechs Spielerinnen vom benachbarten Oberligisten ASC Cranz-Estebrügge nach Stade wechselten. So hatte Reiter die Aufgaben, aus zwei Teams eins zu formen und sich mit zu starken Gegnern wie dem Turn-Klub zu Hannover und dem Osnabrücker SC II messen zu müssen. Nicht zu verkraften war außerdem der Weggang von Topspielerin Katharina Feil, die sich der BG Rotenburg (2. Bundesliga) anschloss, aber möglicherweise mit der BG-Zweiten am Sonnabend gegen das sieglose Tabellenschlusslicht aus Stade antritt.

Ebenfalls am Sonnabend spielen die Männer des in der 1. Regionalliga viertplatzierten VfL Stade in der 1. Regionalliga beim Tabellenneunten BG Magdeburg. Zuletzt gab es eine äußerst unglückliche 74:75 (42:43)-Niederlage bei der SG MTV/BG Wolfenbüttel, die damit ebenso in der Tabelle an Stade vorbeizog wie die Baskets Akademie Weser-Ems/Oldenburger TB. Ursache der Pleite war die schlechte Reboundquote unter dem eigenen Korb, wobei nur 19 von 35 zurückspringenden Bällen erobert werden konnten. Dieser statistische Wert wurde vom teaminternen Umfeld als ebenso "unterirdisch" bezeichnet wie die Freiwurfquote von unter 50 Prozent.

Geradezu dramatisch verlief die Schlussphase. Fredrick Kleemichen hatte Stade mit einem Dreipunkte-Wurf 6,7 Sekunden vor Schluss mit 74:73 in Führung geschossen. Danach foulte Kris Miller 1,5 Sekunden vor Schluss unnötig Wolfenbüttels Hauptkorbschützen und Aufbauspieler Chris Rodgers (28 Punkte). Rodgers verwandelte die ersten zwei von drei ihm zugesprochenen Freiwürfen verwandelt, ehe er den dritten absichtlich daneben warf, um Stade keine Chance mehr auf einen siegbringenden letzten Wurf zu lassen. Pikant an dieser Szene war, dass Rodgers regulär nur zwei Freiwürfe hätte zugesprochen bekommen dürfen, da er innerhalb der Drei-Punkte-Linie gefoult wurde. Dies liegt per Video vor, doch es zählt die Tatsachenentscheidung. Wäre hier richtig entschieden worden, hätte Stade einen Einwurf an der Mittellinie zugesprochen bekommen und in den verbleibenden 1,5 Sekunden Spielzeit noch eine Chance auf den Sieg gehabt. Dennoch: Nur Topscorer Modie Johnson (33 Punkte) zeigte diesmal seine gewohnte Form.