Jannick Geisler war der Erste aus dem Talentstall der Harburger Radsportgemeinschaft, der sich unter Führung von Trainer Frank Plambeck in den vergangenen Jahren großes Ansehen im deutschen Radsport erworben hat.

Harburg. Es war am 7. Januar vor vier Jahren, da erkämpfte sich der Harburger Schüler in der Haake den deutschen Meistertitel im Radcross. Anfang 2010 in Magstadt holte sich Jannick Geisler erneut den Cross-Titel, diesmal als Junior. Inzwischen hat auch Freund und Teamgefährte Felix Rieckmann sich zweimal das Trikot eines nationalen Meisters erkämpft, im Cross-Sport und auf der Straße. Es ist jetzt aber erneut Jannick Geisler, der den nächsten, entscheidenden Schritt im Radsport voran geht. Am 1. Januar 2011 wird er Profi.

Hamburger Abendblatt:

Jannick, was wird sich konkret am 1. Januar ändern?

Jannick Geisler:

Ich werde nicht mehr im gelb leuchtenden Trikot der HRG, sondern im giftgrünen des Teams Heizomat starten.

Und sonst nichts?

Geisler:

Zunächst nicht so viel. Ich muss in den nächsten Wochen meine Arbeiten fürs Abitur schreiben. Deshalb habe ich mit dem Teamchef vereinbart, dass ich noch nicht voll ins Trainingsprogramm einsteige und erst die Cross-Saison zu Ende fahre.

Dein neuer Rennstall aus Bayern wird sich auf Straßenrennen spezialisieren?

Geisler:

Ja, er hat eine Kontinental-Lizenz und die Mannschaft besteht aus U23-Fahrern mit Nachwuchs-Profis.

Wo und wie wirst Du als Profi trainieren?

Geisler:

Frank Plambeck bleibt mein Heimtrainer. Wir beide werden uns demnächst mit dem Teammanager und mit Trainingswissenschaftlern zusammensetzen. Dann wird festgelegt, in welchen Einheiten unter welchen Belastungen ich trainieren muss. Es wird auf jeden Fall viel mehr und härter

Bekommst Du denn vom Team Heizomat eine feste monatliche Vergütung?

Geisler:

Ich bekomme zuerst einmal das Material und auch Reisekosten mit Übernachtungen vergütet.

Wie bist Du überhaupt an das Team aus Bayern herangekommen?

Geisler:

Ich habe mich hingesetzt und Bewerbungen geschrieben und an fünf Rennställe verschickt. Vom Team Heizomat wurde ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, danach haben sie gesagt, du bist bei uns willkommen.

Braucht ein junger Sportler am Beginn seiner Profikarriere ein großes Ziel, einen Traum?

Geisler:

Vor Träumereien hüte ich mich. So mit 16 waren diese schönen Bilder im Kopf. Dann aber war ich verletzt und krank und es lief nichts mehr. Für mich war dieser Absturz aus meinen Träumen so bitter, dass ich mein Rennrad in die Ecke schmeißen wollte. Seitdem mache ich Schritt für Schritt.

Wirst Du Deine berufliche Zukunft ganz auf den Radsport setzen?

Geisler:

Darüber haben wir viel in der Familie und vor allem mit meinem Vater diskutiert. Ich möchte schon versuchen, im Juli ein Studium als Wirtschafts-Ingenieur zu beginnen. Vielleicht verschiebe ich mein Studium um ein Jahr, da suche ich noch meinen Weg.

Der Radsport in Deutschland wurde durch Dopingskandale aus der Bahn geworfen. Glaubst Du, im Radsport wird wieder großes Geld zu verdienen sein?

Geisler:

Davon bin ich überzeugt. Unser Sport bietet den Konzernen eine ideale Werbefläche. In den großen Straßenrennen steckt viel öffentliche Präsenz und Geld drin, das lassen sich die Unternehmen auf Dauer nicht entgehen.