Bianca Prigge, Lehramtsstudentin in Lüneburg, wird Dritte der norddeutschen Meisterschaften in Buxtehude

Buxtehude. Bei der Begrüßungsaufstellung der Athleten aus 30 Kampfsportschulen und Vereinen, da war sie noch ganz allein in dieser bunten Schar der 150 Karatekämpfer. Als Detlef Detje, seit Jahren Cheforganisator der norddeutschen Meisterschaften in Buxtehude, mit heiserer Stimme auch seinen TSV Buxtehude-Altkloster aufrief, war sie vorgetreten und hatte sich verneigt: Bianca Prigge, 22 Jahre alt, angehende Lehrerin, Fußballspielerin und seit vier Jahren auch Karatekämpferin. "Ich wollte das schon immer", sagt die Studentin aus Buxtehude, "meine Mutter hat mich ausgebremst, vielleicht, weil der Sport zu hart ist, mehr aber noch, weil ich immer zu viel gemacht habe." Auch heute ist noch Mittelfeldspielerin bei den Kreisliga-Fußballerinnen des TSV Elstorf, jahrelang spielte sie Altblockflöte und zum Ju-Jutsu-Training geht sie noch immer.

Warum Karate schon immer ihr Wunschsport war? "Weil man lernt, sich im Ernstfall zu wehren", sagt die 22-Jährige, die alles andere als eine Draufgängerin ist, "mich fasziniert besonders, dass man seinen ganzen Körper strafft und jeden Muskel trainiert, man bekommt Kraft und ein selbstbewussteres Auftreten."

Allerdings, gekämpft hat die in Lüneburg fürs Lehramt Studierende auch bei diesen norddeutschen Meisterschaften nicht. "Selbst im Training zieht man die Faust- und Fußtechniken ja nur hart durch, wenn man gegen die Pratzen, die dicken Handschuhe schlägt und nicht auf einen Gegner."

Neben dem Kampf, wo die Techniken auch abgebremst werden müssen, gibt es im Karatesport deshalb die Kata, den Kampf gegen einen imaginären Gegner. Das ist eine Kür, bei der in einem harmonischen Ablauf die einzelnen Kampftechniken vorgeführt werden müssen. Und dort wurde Bianca Prigge Dritte bei den Frauen in der Leistungsklasse der Blau- bis Schwarzgurt-Trägerinnen.

Für den gastgebenden TSV Buxtehude Altkloster war auch Renate Bötting angetreten. Auch sie wurde in der Kampfdisziplin bei den Frauen über 35 Jahre Dritte.

Zu den zahlreichen norddeutschen Meistern, die in Buxtehude gekrönt wurden, gehört auch Maxim Klassen, eine pfiffiger Zehnjähriger aus der Taekwondo-Großmacht des SV Bliedersdorf. Vor 17 Jahren war die Eltern aus Russland übergesiedelt. Victoria Klassen, die vier Jahre ältere Schwester, ist seit vielen Jahren Roll- und Eiskunstläuferin beim TuS Harsefeld. Also zog auch Maxim schon mit fünf Jahren die Roll- oder Schlittschuhe an und brachte bereits die ersten Pokale nach Hause. Vater Wjatscheslaw Klassen, der in dem kleinen Ort in Russland auch drei Jahre Sportlehrer war, ging mit seinem Sohn dann gemeinsam zum Kampfsport. Seit vier Jahren inzwischen fahren Vater und Sohn bis zu viermal in der Woche zum Training. "Die Mama und die Schwester merken das fast gar nicht", sagt Maxim, "die sind doch auch immer zum Training unterwegs."

Deshalb bleibt den beiden Männern der Familie Platz, um zu Hause im Wohnzimmer ihre Taekwondo-Techniken zu üben und auszufeilen. "In meinem Zimmer", verrät Maxim, "hängt ein Sandsack. Daran übe ich die Faust und Fußtechniken." Den Pokal, den er als norddeutscher Meister in der Kata aus Buxtehude mitbrachte, ist der größte, aber nicht der einzige in seiner Sammlung. Schon sechs Pokale hat der kleine Steppke erkämpft.

Vater Klassen war zur Kata angetreten, musste sich der Konkurrenz beugen. Der große Sieger bei dieser Nordmeisterschaft kam aus Kopenhagen. David Rasmussen wurde in der Allkategorie "Nord-Grand-Champion".