Leichtathleten kehren mit großer Medaillensammlung von Senioren-EM aus Ungarn zurück. Titel auch für Hartmann Knorr, Klaus Langer und Gerhard Windolf

Harburg/Fleestedt. Im Speerwerfen war Wiebke Baseda schon Weltmeisterin. "Die technischen Disziplinen liegen mir einfach", sagt die Leichtathletin des SV Grün-Weiss Harburg. Und das bekam die Konkurrenz bei den Senioren-Europameisterschaften im ungarischen Nyiregyhaza zu spüren. Weil Wiebke Baseda im Siebenkampf der Altersklasse W 50 den Speer um zehn Meter weiter warf als ihre Mitstreiterinnen, verschaffte sie sich ein riesiges Punktepolster und konnte den abschließenden 800-Meter-Lauf etwas ruhiger angehen. Der Siebenkampf-Europameistertitel war der Harburger Mehrkämpferin nicht mehr zu nehmen.

Da störten auch die 1400 Kilometer Anfahrt mit dem Auto und die subtropischen Temperaturen von 36 Grad nicht. Wiebke Baseda freute sich riesig über die Goldmedaille und "den schönsten Erfolg ihrer Sportlerkarriere". Das beflügelte auch Ehemann Heinz Baseda, der im Zehnkampf der Senioren M 55, also in der Königsdisziplin, Vierter wurde. Dazu holte das Harburger Leichtathletikpaar drei Silber- und zwei Bronzemedaillen, die allesamt im Haus in Fleestedt einen Ehrenplatz bekommen.

Überhaupt scheint der Ort in den Gemeinde Seevetal ein prächtiger Nährboden für Medaillengewinner zu sein. Denn gleich zwei Gold- und vier Silbermedaillen gewann Horst Albrecht vom TuS Fleestedt. Auch wenn die Konkurrenz in der Altersklasse M 85 nicht mehr ganz so groß ist, freute sich der 87-Jährige über seine internationalen Medaillen Nummer 88 bis 95. "Die 100 will ich im nächsten Jahr bei der Hallen-EM in Gent voll machen - passend zum 100. Geburtstag meines Vereins", schmiedete der rüstige Senior Zukunftspläne.

Weiter mag Albrecht aber nicht nach vorne blicken. Vielmehr liebäugelt er mit dem Ende seiner glanzvollen Karriere. "Ich habe immer gesagt, wenn der Hürdenlauf nicht mehr gut aussieht, höre ich damit auf. Und dieses Mal sah es nicht mehr gut aus", blickte Albrecht auf seinen 80-Meter-Hürdenlauf zurück. An der vierten Hürde kam er zu Fall, rappelte sich wieder auf und erreichte trotz leichter Fußverletzung als Zweiter das Ziel. Auch mit dem Fünfkampf soll nach EM-Silber in Ungarn Schluss sein: "Meine Würfe waren einfach saumäßig." Seine beiden Titel gewann der M85-Senior im Weitsprung (2,93 m) und Dreisprung (6,21 m).

Auch ohne Titelgewinn hoch zufrieden war Langsprinterin Brigitte Heidrich (W45/TSV Eintracht Hittfeld). Lange Monate hatte sie nach einer Zehenverletzung nur sehr eingeschränkt trainieren können und wollte bei der EM "einfach Spaß haben". Den hatte sie sowohl als Vierte über 400 Meter (62,66 sek.) als auch als Fünfte über 800 Meter (2:25,37 min). "Ich glaube, so schnell bin ich seit sechs Jahren nicht gelaufen", strahlte Heidrich, die zum Abschluss mit der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel Silber gewann.

Nach dem EM-Titel im Hochsprung und zweimal Silber mit Kugel und Diskus rundete Klaus Langer (M90/LG HNF Hamburg) mit Gold im Speerwurf (18,13 m) seinen Auftritt in Ungarn ab. Auch Hartmann Knorr (M70/Eintracht Hittfeld) ließ sich am Schlusstag als Startläufer der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel mit EM-Gold dekorieren. Über 300-m-Hürden hatte er an zweiter Stelle liegend das Edelmetall durch einen Sturz an der letzten Hürde aus der Hand gegeben. Nach Platz fünf im Kugelstoßen belegte Carola Petersen (W 50/LG Lüneburg) mit dem Diskus den vierten Platz. Mit 31,38 Meter fehlten 36 Zentimeter zu Bronze.