Leichtathleten eröffnen traditionelle Laufserie der LG HNF mit dem Zehn-Kilometer-Lauf im Forst Langenrehm

Langenrehm. Vorsicht schon beim Einparken. Die Gefahr ist groß, dass die Autos im Matsch stecken bleiben, hier oben an den Feld- und Waldwegen im Forst von Langenrehm. Die Männer und die Frauen, die aus den Autos steigen, schütteln sich zuerst in der Kälte, traben dann in den Wald. Es ist Sonntag kurz vor 10 Uhr. Und sozusagen rechtzeitig für den ersten Start der Straßenlaufcup-Serie der LG HNF hat Schneetreiben eingesetzt. Fast waagerecht treibt der scharfe Wind den Läufern die schweren Flocken ins Gesicht.

Gehört nicht jeder halbwegs vernünftige Mensch bei so einem Wetter am frühen Morgen nicht noch ins Bett oder an den Frühstücktisch? "Ich weiß ja selbst nicht so genau, was mich 'raus treibt", sucht Jörg Uphoff lächelnd nach einer Antwort. "Heute ist das Wetter ja noch erträglich. Ich bin hier schon bei Minus zehn Grad und vereister Strecke gelaufen oder bei hohem Schnee."

Der 35-Jährige aus Ashausen, Fußballer über viele Jahre, Badmintonspieler und Rennradfahrer, hat vor acht Jahren mit dem Laufen begonnen. Bei etwa 20 solcher Volksläufe startet er pro Saison. Uphoff ist Teil der zuverlässigen Gemeinschaft der Läufer, die die Basis dieser Veranstaltungen bildet. "Ich gehöre nicht zu Elite, laufe nur drei Mal in der Woche zehn bis 15 Kilometer, kann nie gewinnen. Aber ich stecke mir eigene Ziele, beispielsweise zu den ersten 50 Prozent zu gehören", sagt der Fachmann für Unterhaltungs-Elektronik.

Die Elite dieser stillen Massenbewegung, das sind Athleten wir Dennis Oelert. Der 31-Jährige lebt in Jork, trainiert beim Buxtehuder SV und startet für sein Heimatteam LG Vulkaneifel, das sein Vater einmal gründete. Wie oft er in seinem Leben, zumindest von der Kilometerzahl her, schon um die Welt gelaufen ist, hat der Diplom-Mathematiker nie berechnet. "Aber seit meinem 13. Lebensjahr trainiere ich intensiv", erzählt Dennis Oelert im Schneetreiben vor dem Start. "In meiner Hochzeit bin ich in der Woche gut 120 Kilometer gelaufen, zurzeit sind es nur 70 oder 80."

Im Wald in Langenrehm steht Oelert beim Start mit in der ersten Reihe. Wie in jedem Jahr beginnt der Straßenlaufcup der LG HNF, bereits zum 29. Mal ausgetragen, mit der 10-Kilometer-Strecke. Am 4. März werden 15 Kilometer gerannt und zum Abschluss am 18. März ein Halbmarathon. "Die Grundidee war und ist", so Marc Rohrer, der gemeinsam mit Mathias Thiessen vor einem Jahr die Zwillinge Andrè und Mark Schepanski an der Spitze der Leichtathletik-Gemeinschaft ablöste, "dass diese Serie der beste Test für alle ist, die am Hamburg-Marathon teilnehmen. Die Zeiten der drei Läufe addiert, und jeder weiß ziemlich genau, wann er beim Marathon im Ziel ist." Allerdings, ist die Schar der Teilnehmer am Straßenlaufcup zuletzt stetig geschrumpft. Diesmal kamen 126 Männer und 25 Frauen ins Ziel. Vor knapp einem Jahrzehnt waren es noch doppelt so viele.

Als erstes bog ein orange leuchtendes Trikot unten aus dem Wald auf die ansteigende Zielgerade. Claudius Michalak aus Bad Segeberg sorgte für eine Überraschung. "Weil ich noch nie hier war", erzählte er nach seinem überlegenen Sieg, "hatte ich Hamburg-Langenrehm in mein Navi eingegeben und landete bei einer Tankstelle. Dann habe ich genauer in die Ausschreibung gesehen und bin gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Die Strecke hier fordert einen. Meine Waden sind ganz hart".

Claudius Michalak brauchte für die zehn Kilometer 33:45 Minuten. Oelert, der Geheimfavorit, war fast zwei Minuten langsamer. Dazwischen liegen im Langlauf Welten. Dritter wurde Dauergast Benjamin Ehlers vom TH Eilbeck (36:22 Minuten) und auf dem fünften Platz landete mit Michael Carstensen (37:38) der beste Läufer der LG HNF.

Nach 23 Männern war mit Michaela Siebert die erste Frau im Ziel. Ihre Zeit: 40:13 Minuten. Die 40-Jährige vom Hamburger Sport-Club war längst zum Auslaufen wieder im Wald verschwunden, als die Zweite schnaubend über die Ziellinie stampfte. Birgit Schwartz-Reinken vom TV Meckelfeld, neun Jahre älter als die Siegerin, hatte 44:42 Minuten benötigt. Dritte wurde Uta Zielke vom Triathlon Team Buxtehude in 47:10 Minuten.

Jörg Uphoff, der sich nach seinem Arbeitsalltag in einem Media-Markt auf seine Trainingsläufe freut, war als 64. im Ziel. Er benötigte für die zehn Kilometer 46:31 Minuten. "Was ihn bei so miesem Wetter zum Wettkampf treibt, habe ich zwar bis heute nicht begriffen", wird seine Ehefrau später sagen, "aber als er zurückkam, war er wieder total entspannt, gelöst und bestens drauf."