3. Liga-Handballer zeigen nach Bekanntgabe der Trennung von Trainer Uwe Inderthal ihre bisher beste Saisonleistung

Beckdorf. So viel Applaus hat Handballtrainer Uwe Inderthal vom SV Beckdorf (3. Liga) nach einem Heimspiel lange nicht mehr bekommen. Nachdem die Trennung des Vereins vom Trainer zum Saisonende beschlossene Sache ist, haben die Beckdorfer Handballfans den Coach wieder lieb. Und auch für die Spieler war das angekündigte Aus für Inderthal offensichtlich ein Akt der Befreiung, anders ist ihre plötzlich Leistungssteigerung beim 33:28 (16:14) gegen die Erstligareserve vom SC Magdeburg vor gut 300 Zuschauern kaum zu erklären.

Das war eine Steigerung um 100 Prozent, darin waren sich nach dem vielleicht besten Spiel des SV Beckdorf in dieser Saison alle einig. Auch sonst war von Querelen zwischen den Handballern und Trainer Uwe Inderthal nichts zu spüren. Kritische Worte fand nur Gästetrainer Dirk Pauling. "Die Spieler vom SV Beckdorf sollten sich selbst hinterfragen, weshalb sie gerade jetzt, da der Verein sich vom Trainer trennen wird, zu so einer starken Leistung fähig sind", sagte er in seiner Spielanalyse. Doch diese Worte und der darin kaum verhohlene Vorwurf, der SV Beckdorf hätte zuletzt gegen den Trainer gespielt, verhallten nahezu ungehört im Raum, Mannschaft und Fans befanden sich längst im Siegestaumel.

Uwe Inderthal demonstrierte in der Halle professionelle Geschäftigkeit. Eben diese lobte der Erste Vorsitzende der SV Beckdorf, Ralf Behrendt. "Uwe Inderthal hat ganz anders reagiert als seinerzeit Jonas Kaucikas", sagte er. Auch Inderthals Vorgänger im Traineramt war im fünften Jahr trotz sportlichen Erfolgs (Aufstieg in die 3. Liga) einer "Spielerrevolte" zum Opfer gefallen und hatte danach sehr emotional reagiert. Behrendt hob hervor, dass fünf Jahre bei einem Verein für einen Trainer eine lange Zeit und "Abnutzungserscheinungen" deshalb nichts Außergewöhnliches seien. Weshalb der Verein dem Drängen einiger Spieler nach einer Trennung von Uwe Inderthal nachgegeben haben könnte, machte ein eher beiläufiger Satz von Behrendt deutlich: "Zum Saisonende laufen ja auch etliche Spielerverträge aus."

Zum Spiel: Der SV Beckdorf war auch ohne den wegen Differenzen mit dem lettischen Handballverband für ein halbes Jahr gesperrten Maris Versakovs und einem angeschlagenen Stefan Völkers, der sich wegen seiner lädierten Hand nach einer Viertelstunde eine Auszeit bis zur Pause nahm, nicht wiederzuerkennen, provozierte anfangs mehrere Siebenmeter, die Henning Scholz sicher verwandelte. Als Völkers auf der Spielerbank Platz nahm lag der SV Beckdorf schon mit 9:6 in Führung. Stark spielte Marcin Waryas im Rückraum und anfangs auch als Torschütze. Später wurde er in Manndeckung genommen. Benjamin Murray machte Versakovs im linken Rückraum fast vergessen. Zwei von Torhüter Stefan Stielert parierte Siebenmeter und ein nach der Pause wie aufgedreht spielender Stefan Völkers, das waren die Grundsteine für den dritten Heimsieg. Da fiel nicht einmal ins Gewicht, dass Henning Scholz nach drei erfolgreichen Versuchen die Siebenmeter vier und fünf für den SV Beckdorf versiebte. Bei Patrick Ranzenberger wurde besonders die Befreiung deutlich, die die vorzeitige Auflösung des Trainervertrags bei manchen Spielern ausgelöst hat. Er brachte es auf für ihn ungewöhnliche fünf Treffer und spielte wohl zum ersten Mal überhaupt so, wie es Uwe Inderthal immer von ihm erwartet hatte. "Wir steigen niemals ab", skandierten die Beckdorfer Handballfans und da mochte ihnen nach diesem überragenden Spiel auch niemand widersprechen.

Die Tore für Beckdorf: Stefan Völkers (8), Benjamin Murray, Patrick Ranzenberger (je 5), Marcin Waryas (4), Henning Scholz (4/3), Markus Bowe (3), Hendrik Klindworth, Till-Oliver Rudolphi (je 2)