Regionalliga-Mannschaft der TG Heimfeld besiegt Marienthaler THC und übernimmt Tabellenführung. Jetzt fehlen noch zwei Siege bis zum Triumph

Harburg. Soviel Aufregung hat es in der Sporthalle Kerschensteinerstraße lange nicht gegeben. Einige Zuschauerspringen auf, werfen sich ihrem Nachbarn in die Arme, ein älterer Herr im edlen blauen Mantel und dem weiß-blauen Schal der TG Heimfeld um den Hals schreit in Richtung Schiedsrichter: "Was ist das für ein Blinder." Und ganz oben in der "Kersche" haben die Hockey-Jungs des Verein längst angestimmt: "Ihr könnt nach Hause gehen, ihr könnt nach Hause gehen."

Es steht auch viel auf dem Spiel bei diesem Regionalliga-Kampf der Hockey-Damen der Tennis-Gesellschaft Heimfeld im Rückspiel gegen den Marienthaler THC. Das Hin spiel hatten die Heimfelderinnen mit 1:2 verloren. Die Gäste führen auch die Regionalliga Nord mit 28 Punkten an. Die TG Heimfeld muss gewinnen, wollen die Hockey-Damen ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte aufschlagen. Es geht um den Aufstieg in die Bundesliga.

Packender und dramatischer hätte diese Vorentscheidung nicht inszeniert werden können. Es war Heimfelds Mannschaftsführerin Luisa Dietrich, mit 27 Jahren eine der drei Seniorinnen in diesem jugendlichen Team, die souverän einen Siebenmeter verwandelte. Damit hatte sie ihre Mannschaft mit 5:4 in Führung gebracht. Und es waren noch knapp acht Minuten zu spielen. Marienthal nimmt eine Auszeit. "Auf geht's, Heimfeld, auf geht's", stimmt der Hockey-Nachwuchs lautstark auf der Tribüne an, die Mädchen in den ersten Sitzreihen kreischen mit.

Fünf Minuten vor dem Ende plötzlich Stille. Eine Ecke für die Gegnerinnen. Heimfelds Abwehrspielerinnen ziehen Schutzmasken über den Kopf. Die Ecke, der Schuss und Schreie und Jubel. Die TG Heimfeld hat abgewehrt. Noch drei Minuten zu spielen. Marienthals Trainer nimmt seine Torfrau raus und eine sechste Feldspielerin herein. Heimfeld versucht mit Steilpässen aus der Abwehr heraus die Schwachstelle der Gegnerinnen auszunutzen. Aber Marienthal wirft alles nach vorn. Die Zuschauer bangen und leiden.

Noch 30 Sekunden auf der Uhr, noch 30 Sekunden bis zum Sieg? Der Pfiff der Schiedsrichterin. Ecke für Marienthal. Hat Heimfelds Anhang zu früh gejubelt? Der Schuss nach der Ecke wird abgewehrt. Ein Aufschrei, dann Entsetzen. Die beiden Schiedsrichter weisen auf den Siebenmeter-Punkt. Als Luisa Kröckel den Ball mit dem Körper abwehrte, stand sie nicht vor, sondern hinter Torfrau Anne Kuhn.

Beim Tabellenführer Marienthal ist es Mannschaftsführerin Anika Martens, die die Verantwortung auf sich nimmt. Und vorbei schießt. Jubelnd und weinend tanzen Heimfelds Hockey-Damen auf dem Spielfeld. Die Halle jubelt. Und die glücklose Schützin der Gegnerinnen muss getröstet werden. Auf der Uhr sind noch zwei Sekunden übrig. Nach dem ersten Freudentaumel noch einmal Anpfiff. Dann endlich kann der 5:4-Sieg über den Tabellenführer richtig ausgekostet werden.

Bei diesem abwechslungsreichen und hochklassigen Spiel waren die Gäste nach sechs Minuten in Führung gegangen, aber Anke Kastner hatte nach 20. Minuten ausgeglichen. Es war dann Lucie Düring, die in der ersten Spielhälfte noch das 2:1 (Halbzeit 2:2) im zweiten Durchgang mit zwei weiteren Toren jeweils die Führung der Gegnerinnen ausglich. Sie sorgte mit drei Treffern für das 4:4. Nachdem Luisa Dietrich den 5:4-Siegtreffer erzielt hatte, war es Karlotta Düring, die hinten die Abwehr organisierte und in der größten Hektik den Überblick behielt. Neben der Abwehrchefin Karlotta und der Torjägerin Lucie gehört mit Josefine auch die dritte der Düring-Schwestern zur Erfolgsmannschaft, die vor Jahren bei der TG Heimfeld herangereift ist. Am Tage vor dem Triumph im Spitzenduell der Regionalliga hatten die Heimfelderinnen beim THK Rissen mit 8:2 gewonnen. Die Tore dort erzielten Luisa Dietrich (4), Lucie Düring (3) und Constanze Schumann-Plekat.

Trainer Alexander Otte hatte in der Kerschensteinerstraße nicht mitgetanzt. Er war bemüht, seine Siegerinnen ein Stück aus dem Himmel zurückzuholen. "Bisher haben wir nur den Fuß in der Tür zur Bundesliga", machte er seinem Team in der Kabine klar. "Die beiden noch ausstehenden Spiele gegen beide Teams aus Hannover müssen gewonnen werden, dann erst können wir richtig feiern."

Die Entscheidung wird wohl am Sonntag, 19. Februar, fallen, wenn die TG Heimfeld den DHC Hannover zum letzten Regionalliga-Kampf erwartet, um 12 Uhr in der Kerschensteinerstraße. Die Bundesliga Nord würde der TG Heimfeld auch Reisekosten ersparen. Denn sie wären die fünfte Mannschaft aus Hamburg in der höchsten Spielklasse und müssten nur einmal nach Braunschweig reisen.