Der pensionierte Schulleiter und aktive Politiker Hermann Krusemark ist Herr über 73 000 Mitglieder aus 164 Vereinen und 18 Fachverbänden im Landkreis Stade

Stade. Hermann Krusemark war in Rom und erlebte vom Petersplatz aus den Papst, als er zuhause in Stade an die Spitze des Kreissportbundes gewählt wurde. Der 66-Jährige löste am 22. Oktober Gerhard Gerken als Vorsitzender der rund 73 000 Mitglieder zählenden Sportgemeinschaft ab. Gerhard Gerken hatte mehr als drei Jahrzehnte die Geschicke des Sportbundes mit seinen 164 Vereinen und 18 Fachverbänden mit bestimmt.

Die bisherigen Dienste seines Nachfolgers für den Kreissportbund beschränkten sich auf die Führung einer Jugendgruppe. "Allerdings war ich da erst 17 Jahre alt", erzählt Hermann Krusemark und lacht. "Das ist fast 50 Jahre her. Als Vorsitzender bin ich noch dabei, mich einzuarbeiten und mich umzuschauen. Das mit diesem Amt so viel Arbeit verbunden ist, habe ich allerdings unterschätzt. Das kann ich jetzt schon sagen."

Sein sportlicher Einsatz summiert sich auf 48 Jahre als Schiedsrichter für den VfL Stade. Und doch hat Hermann Krusemark ohne Zögern "Ja" gesagt, als sie ihm die Führung des Sports im Kreis Stade antrugen. Denn der Leiter des Gymnasiums Athenaeum in Stade mit rund 1500 Schülern und 120 Lehrern stand vor seiner Pensionierung. "Da hatte ich Bedenken, dass es mir etwas langweilig werden könnte", erzählt er schmunzelnd. Dabei mangelt es Krusemark nicht gerade an arbeitsintensiven Ehrenämtern. Der CDU-Lokalpolitiker ist Vorsitzender des Kreistages und auch Ratsherr in Stade.

Als pensionierter Schulleiter und aktiver Politiker wiederum ist Krusemark der ideale Mann für ein Problem, das den Sportvereinen die Jugend und damit die Zukunft nehmen kann. Die Vereine jedenfalls befürchten, dass die Einführung der Ganztagsschulen ihre Kinder- und Jugendarbeit immer stärker zur Seite drängt. Zum einen werden an den frühen Nachmittagen die Sporthallen immer häufiger von den Schulen beansprucht. Zum anderen bleibt Mädchen und Jungen, die erst gegen 16 oder 17 Uhr nach Hause kommen, kaum noch Zeit für ihren Sportverein.

"Ganz wichtig wird dabei sein", so Krusemark, "dass die Schulen für die Nachmittagsstunden Arbeitsgemeinschaften anbieten können. Dafür brauchen sie auch qualifizierte Trainer und Übungsleiter aus den Vereinen. Die Lösung kann nur Kooperation und Zusammenarbeit heißen. Aber im Kreissportbund sind wir noch nicht so weit, dass wir konkrete Pläne und Lösungen anbieten könnten".

Ganz entscheidend wird auch sein, wer das am Ende bezahlt. Gerät dabei nicht der Sportfunktionär und der Politiker Krusemark mit sich selbst in Streit? "Darin habe ich ja Erfahrung, wenn die Politik beispielsweise beschloss, dass die Bauten für das Gymnasium zurückgestellt werden müssen, ich sie als Schulleiter aber einfordern musste. Diese gegensätzlichen Positionen haben auch etwas Gutes. Man erkennt schneller und klarer, dass man Kompromisse finden muss", sagt der oberste Sportler des Kreises.

Die Kräfte bündeln, kooperieren, enger und effektiver zusammenarbeiten, diesen Weg muss auch der organisierte Sport einschlagen. "Gerade haben wir so ein Koordinations-Abkommen mit dem Kreissportbund Cuxhaven unterschrieben", berichtet Krusemark. "Bei der Ausbildung der Trainer und Übungsleiter, bei Konzepten für die Entwicklung unserer Vereine, auch der Sportjugend, wollen wir enger zusammen arbeiten. Das gilt erst einmal für ein Jahr. Dann werden wir die erste Bilanz ziehen."

Zu den Sorgenkindern im Kreissportbund, die der Pensionär mit seinem neuen Amt übernommen hat, gehören die Schützen. "Gerade die traditionell ausgerichteten Mitglieder sagen, die Mitgliedschaft im Kreissportbund koste sie nur Beiträge", beschreibt Krusemark das Problem. "Darüber werden wir einmal grundsätzlich reden müssen."