Die Spielführerin des Bundesligisten Buxtehuder SV trifft am Donnerstag im Spiel um Platz sieben auf Korea.

Jiangsu. Spät war sie auf den Zug aufgesprungen, aber nicht zu spät. Zwei Wochen vor Abflug der deutschen Handball-Nationalmannschaft der Frauen zur Weltmeisterschaft nach China kam der Anruf und Isabell Klein, Spielführerin des Buxtehuder SV, konnte ihre Tasche packen. Zunächst musste noch der kurzfristige Urlaub mit dem Arbeitgeber geklärt werden, aber dann stand der großen Reise nichts mehr im Weg.

"Man freut sich nur noch", sagt die sympathische Linkshänderin, "Ziel eines Leistungssportlers ist es immer, für sein Land zu spielen und dann ist es egal, wie spontan oder kurzfristig das ist." Im vergangenen Jahr hatte "Isi" ja bereits die Olympiavorbereitung mitgemacht, musste aber verletzungsbedingt passen. Den neuen Bundestrainer Rainer Osmann traf sie zum ersten Mal beim Bundesligaspiel des Buxtehuder SV in Erfurt, wo er ihr signalisierte, dass er mit ihrer Leistungsentwicklung sehr zufrieden sei und dass sie in seinen Planungen eine Rolle spielt. Die Nominierung in den 28er-Kader war somit eher eine Formsache, dass es dann doch zu ihrer ersten WM-Teilnahme reichte, umso schöner. Von Vorteil für die 25-Jährige war, dass sie die Hälfte der Mannschaft bereits aus Jugend- und Juniorinnenzeiten gut kennt und somit relativ leicht den Anschluss finden konnte.

Sportlich betrachtet durchlief die deutsche Mannschaft Höhen und Tiefen. Nach überraschend guten Spielen zu Beginn des Turniers kam die kollektive "Nichtleistung", wie Bundestrainer Rainer Osmann sagte, gegen Frankreich, was Verunsicherung in der gesamten Mannschaft schürte. "Wir sind eine Mannschaft mit vielen jungen Leuten, wir hatten einen großen Umbruch. Höhen und Tiefen gehören leider einfach dazu. Die Erfahrung fehlt den meisten , aber wir lernen sehr viel und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir eingespielter und konstanter sind", blickt Isabell Klein optimistisch in die Zukunft.

"Vor der WM war das Erreichen der Hautrunde unser Ziel. Wenn das extrem schlechte Spiel gegen Frankreich nicht gewesen wäre, würde die Gesamtbetrachtung positiver ausfallen. Die Verunsicherung danach war aber schon schlimm", so Isabell Klein. Besondere persönliche Ziele für die Weltmeisterschaft, wie zum Beispiel Einsatzzeiten, hat sich die im bayrischen Ismaning geborene Handballerin, nicht gesetzt. "Ich habe keine große Erwartung gehabt", sagt die Buxtehuderin, "wenn ich auf das Spielfeld komme, will ich meine Leistung bringen und die Mannschaft unterstützen. Zufrieden mit seiner Leistung ist man nie. Aber wenn man aus einem Spiel raus geht und sagen kann, dass man alles gegeben hat, dann passt das schon."

Zumal Isabell Klein in der Nationalmannschaft verstärkt auf der Außenposition zum Einsatz kommt und ihre angestammte Position beim Buxtehuder SV im Rückraum ist. "Die Position ist schon ungewohnt", sagt sie, "die Wurftechnik ist eine andere, die Laufwege sind anders, den richtigen Zeitpunkt zum Einlaufen zu erwischen und zum Gegenstoß sofort zu starten und nicht erst abzudecken, wie auf der Halbposition üblich, das ist schon eine Umstellung." Aber eine, die Isabell Klein bisher gut gelöst hat. Immerhin stehen bei ihrem ersten internationalen Auftritt bereits sieben Tore auf ihrem Konto und gerade in der Defensive hat die Buxtehuderin weitestgehend überzeugen können. Neben der Konzentration auf die sportliche Aufgabe bleibt aber auch ein wenig Zeit, den Blick auf das weitghend unbekannte Gastgeberland China zu werfen.

"Das ist hier wirklich ein komplett anderes Land, eine vollkommen andere Kultur", schildert Isabell Klein ihre Eindrücke, "als wir im Bus vom Flughafen ins Hotel fuhren, haben mich zuerst die riesigen Gebäude beeindruckt. Dann die viele Technik, die Beleuchtung. Auch das Essen ist schwer gewöhnungsbedürftig." Zum Frühstück gebratener Reis, Nudeln, Fleisch und Gemüse, das ist für europäische Gaumen sicher nicht das Optimale. "Aber zum Glück haben wir Vollkornbrot oder Müsli dabei", sagt sie. Insgesamt haben es die Teams aber gut getroffen, schöne Hotels, vor allem das am Vorrundenspielort in Wuxi. "Da wurden wir schon verwöhnt", sagt Isabell Klein, "auch die Hallen bieten alles, was das Sportlerherz begehrt."

Problematisch ist und bleibt die Sprache. Nur wenige Chinesen in der Provinz Jiangsu beherrschen eine Fremdsprache. Mit Händen und Füßen kommt man halbwegs durch, aber es bleibt meistens offen, ob man wirklich verstanden wird. Zum Abschluss die obligatorische Frage nach der Fahne von Ehemann Dominik Klein, der beim THW Kiel spielt und im Jahr 2007 mit den deutschen Männern und dieser Fahne im eigenen Land Weltmeister wurde und sie seiner Ehefrau als Glücksbringer und Motivationsschub mit auf die Reise gegeben hat. Isi lacht: "Ja, darüber wurde schon genug geschrieben. Es ist aber immer noch eine riesige Motivation für uns, auch wenn das bei den Männern andere Voraussetzungen waren."