Ruhmreicher Klub aus der Türkei hat in Köln, Berlin und Wilhelmsburg Schulen aufgebaut.

Wilhelmsburg. Da stehen die beiden Jungen leicht frierend am Rande des Fußballplatzes in Wilhelmsburg und erzählen von ihren Träumen. "Ja", antwortet Lorenz Bochow und seine Augen strahlen, "ich will Fußballer werden." Der Blondschopf ist elf Jahre alt, besucht die 5 c der Realschule Nord in Buxtehude. "Und ich spiele im offensiven Mittelfeld oder Sturm", fügt er hinzu. Fußball spielt Lorenz Bochow beim Buxtehuder SV. Hasan Erkunt ist 13 Jahre alt und besucht die Gesamtschule Fährstraße in Wilhelmsburg. "Ich bin im Mittelfeld der Ballverteiler", sagt der eher zurückhaltende Junge. Das macht Hasan in der C-Jugend der "Jugend-Fußball-Akademie" und das ist ein neuer Verein in Wilhelmsburg. Zwei Jungen mit vielen Unterschieden, aber einer gemeinsamen Sehnsucht vom Fußball-Ruhm. Zusammen mit 80 anderen Jugendlichen sind sie auf die Sportanlage in Wilhelmsburg gepilgert.

Aus dem fernen Istanbul war ein Mann zum Rahmwerder Weg gekommen, der die Träume der kleinen Jungen beflügelte. "Besiktas Futbol Okula" war in großer Schrift auf einem Banner zu lesen. Die Fußball-Schule von Besiktas, einem der ruhmreichsten Klubs der Türkei, hatte in Wilhelmsburg Station gemacht. Und Ufak Pak, Generalorganisator der Nachwuchsarbeit des Spitzenklubs aus Istanbul, hatte sich vier Tage Zeit genommen, um auch auf der Elbinsel sein Netz auszuspannen, mit dem vielleicht einmal ein hoffnungsvolles Fußball-Talent eingefangen werden kann. "Wir bauen unsere Talentsichtung gerade auf", erzählt der Talentmanager auf der Sportanlage von Vorwärts Ost. "In Köln haben wir seit acht Monaten eine Fußballschule, in Berlin seit anderthalb Jahren. Aus Berlin ist gerade ein 17-Jähriger in unsere Talentschule in Istanbul aufgenommen worden." Es seien keineswegs nur Jungen mit türkischem Familienhintergrund, die Besiktas entdecken und fördern wolle. "Wir sind für alle offen", sagt der Generalorganisator. "Wie auch andere internationale Klubs suchen wir in der ganzen Welt begabte Spieler."

In Wilhelmsburg hat inzwischen Irfan Ceylan, Cheftrainer der "Jugend-Fußball-Akademie" und Organisator der Besiktas-Sichtung etwa 20 Jungen um sich geschart. "Kommando Balldribbeln", ruft er und die Jungen zeigen ihr Können. Von der Bank schaut der Gast aus der Klubzentrale dem Treiben zu. Allein in der Türkei fördere sein Klub 3000 Kinder und Jugendliche. "Bis 15 Jahre bleiben sie zu Hause", sagt er, "ab 16 Jahren kommen die Begabtesten zur Ausbildung in die Zentrale."

Allein für diese grobe Sichtung waren Jungen vom Buxtehuder SV, Teutonia 10, FC Türkiye und sogar aus Bremen mit Trainern und Eltern gekommen. "Mehr als 80 Jungen der Jahrgänge 1993 bis 99 waren es insgesamt, dieser große Andrang hat uns überrascht", sagt Ceylan. Denn das war ja nur der Auftakt. Vor allem die Jugend-Fußball-Akademie, der als eigenständiger Verein bereits am Spielbetrieb teilnimmt, wird ihre Zusammenarbeit mit Besiktas ausbauen.

Zu den Namen, die sich der Talentsucher aus Istanbul notierte, gehört auch Hasan Erkunt. "Den Jungen wollen wir so fördern und aufbauen", betont Irfan Ceylan, "dass er mit 16 Jahren von Besiktas verpflichtet wird. Darauf wäre ganz Wilhelmsburg stolz."