Die 19 Jahre alte Abiturientin aus Ruschwedel holt zwei Meistertitel über 400 Meter und 400 Meter Hürden.

Ruschwedel. Wahrlich keine Freundin von leichten Aufgaben ist Inga Maria Müller aus Ruschwedel. Nicht genug, dass sich die 19 Jahre alte Abiturientin mit den 400-Meter-Hürden eine der anstrengendsten leichtathletischen Disziplinen überhaupt ausgesucht hat und auf ihrer Spezialstrecke bei den deutschen Jugendmeisterschaften am Wochenende in Rhede einen Vor- und Endlauf zu bestreiten hatte. Nein, die zu Jahresbeginn vom TSV Wiepenkathen zur LG Hannover gewechselte Langsprinterin gönnte sich in Westfalen quasi als Sahnehäubchen noch die Teilnahme an der 400-Meter-Entscheidung ohne Hindernisse. Auch hier waren ein Vor- und Endlauf zu absolvieren.

Der Erfolg gab Inga Maria Müller recht, das Wagnis dieses Mammutprogramms eingegangen zu sein. Denn auf beiden Distanzen gewann die bei dem leitenden Landestrainer Edgar Eisenkolb am Olympiastützpunkt Hannover Trainierende den deutschen Meistertitel. Nach den beiden Goldmedaillen bei den deutschen Juniorenmeisterschaften Ende Juni in Göttingen und den U20-Europameisterschaften Mitte Juli in Novi Sad (Serbien) sind die beiden ersten Plätze bei der Jugend-DM bereits die großen Titel Nummer drei und vier der laufenden Saison. Und mit etwas Glück darf Müller am Donnerstag sogar im Berliner Olympiastadion auf jener blauen Bahn antreten, auf der bei den zwei Tage später beginnenden Leichathletik-Weltmeisterschaften Usain Bolt, Tyson Gay und all die anderen Stars der Szene um die WM-Titel fighten. Müller ist als Ersatzläuferin über 400-Meter-Hürden für den U23-Länderkampf zwischen Deutschland, Polen und einer gemischten Auswahl der Alpenrepubliken Österreich und Schweiz nominiert.

Zunächst galt es aber, in Rhede zu bestehen. Das gestaltete sich zunächst schwierig. Denn im Vorlauf über die lange Hürdenstrecke entriss Anja Bork (TSV Gomaringen) dem Talent aus dem Kreis Stade in erstklassigen 56,89 Sekunden deren europäische Jahresbestzeit. Müller begnügte sich bei ihrem Vorlaufsieg mit lockeren 59,00 Sekunden und konnte im Finale am Sonnabend entscheidend zulegen. In 57,05 Sekunden, nur acht Hundertstel über ihrer Bestzeit, stürmte sie über die zehn Hindernisse und verwies Bork (57,51 sek.) auf den Silberrang.

Acht Stunden zuvor hatte Inga Maria Müller im 400-Meter-Vorlauf ohne Hürden schon einmal an diesem Tag auf der Bahn gestanden. Trotz vergleichsweise geringen Aufwands hatte sie in 55,50 Sekunden wenig Mühe, sich auch auf dieser Strecke für das Finale zu qualifizieren. Dort bot Daniela Ferenz (LG Neckar-Enz) am meisten Gegenwehr. Auf der Zielgerade wurden ihr jedoch die Beine schwer, so dass Inga Maria Müller in erstklassigen 53,67 Sekunden mit sicherem Vorsprung ihren zweiten deutschen Meistertitel in Rhede gewann. Ferenz (54,09 sek.) wurde mit einem Rückstand von vier Zehntelsekunden Vizemeisterin.

"Mit dem Platz zufrieden, mit der Höhe nicht." So lautete das Fazit von Alexander Klintworth (TSV Wiepenkathen) nach seinem achten Platz im Hochsprungfinale der männlichen Jugend A. Der Niedersachsenmeister, mit einer Bestleistung von 2,02 Meter angereist, hatte wie fast alle Finalteilnehmer Probleme, seine Vorleistung zu bestätigen. Nach den jeweils im ersten Versuch überwundenen Einstiegshöhen von 1,85 und 1,90 Meter floppte der 18-Jährige im zweiten Versuch über 1,95 Meter. An 1,99 Meter scheiterte der Schützling von Trainer Gerd Prinzler dann dreimal. Klintworth darf sich mit der Aussicht trösten, auch im kommenden Jahr noch der A-Jugend anzugehören und in Rhede die Nummer vier seines Jahrgangs 1991 gewesen zu sein.