Der Dopingwirbel im deutschen Reitsport hat jetzt auch den Fahrsport erreicht. Der gastgebende Fahrsportverein Winsen und Umgebung hat das geplante S-Klassen-Turnier in Luhmühlen abgesagt. Sozusagen als deutlichen Protest gegen die auswuchernde Dopingmentalität im Pferdesport.

Winsen/Luhmühlen. "Wir sind der Meinung, dass wir als Verein, dessen Mitglieder sich ausschließlich ehrenamtlich für den Fahrsport einsetzten, ein Zeichen setzen müssen", ließ Erich Lubina, der Vorsitzende, die Öffentlichkeit im Namen seiner Mitglieder wissen. "Bei allem sportlichen Ehrgeiz und allen kommerziellen Interessen muss endlich wieder das Wohl der Pferde in den Vordergrund gestellt werde", sagte er.

Um bei dem eigenen Turnier ehrlichen und dopingfreien Sport garantieren zu können, hatten die Winsener einen Antrag bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf gestellt. Sie baten, beim Turnier in Luhmühlen, bei dem es für Ein-, Zwei- und Vierergespanne insgesamt 16 Prüfungen der höchsten S-Klasse geben sollte, mindestens 48 Dopingproben anzuordnen und dafür die Kosten zu übernehmen. "Von Warendorf haben wir daraufhin eine recht barsche Reaktion bekommen", erläuterte Erich Lubina, was am Ende zur Absage des Turniers geführt habe, "das sei doch mit Kanonen auf Spatzen schießen, man fühle sich durch unser Vorgehen erpresst."

Im Rahmen dieser Korrespondenz bekamen die Winsener Einblick, wie der Kampf gegen Doping an der Basis geführt werde, und dass es auch eine Kostenfrage sei. Eine Dopingprobe bei einem Pferd kostet rund 250 Euro. Die 48 angeregten Proben bei ihrem Turnier hätten mit 12 000 Euro zu Buche geschlagen.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung stellt dem Pferdesport-Verband Hannover jährlich 100 Dopingproben zur Verfügung. Wo und wie häufig die durchgeführt werden, entscheiden der Landesverband und die Kommission für Pferdeleistungs-Prüfungen, deren Geschäftsführerin in Personalunion Erika Putensen ist. Und die genehmigte für das Kutschenturnier in Luhmühlen sechs Dopingkontrollen. Sechs für 300 Pferde - das waren dem Vorstand und Beirat des Fahrsportverein Winsen zu wenig. Von einem ernsthaften Kampf gegen den Dopingmissbrauch im Pferdesport könne keine Rede sein. Der Fahrverein hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, will aber ein Zeichen setzen. Mit 19 Ja-Stimmen, zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen wurde das Turnier abgesagt. "Der Pferdesport muss sich in Zukunft endlich wieder mehr um das Wohl der Pferde als um kommerzielle Interessen kümmern."