Neuer Rekord beim Nordcup im Motocross auf der Anlage des MSC Elstorf: 220 Fahrer nahmen mit ihren Rädern und Quads teil.

Elstorf. Allein der Start beim Motocross fesselt auch den, der kein Bewunderer dieser Teufelskerle ist. In einer langen Reihe, dicht gedrängt, Motorrad an Motorrad. Von den jungen Burschen auf den Spezialmaschinen sind nur die schweren Stiefel zu sehen, die Handschuhe, der bunte, dicke Anzug und die Schutzhelme - wie Wesen von einem anderen Stern. Noch spielen sie mit dem Gas, lassen die Motoren ohrenbetäubend aufschreien, dann sanft schnurren. Aber als die grüne Fahne gehoben wird, ist nur noch ein einziges, wütendes Brüllen zu hören. Dann fallen die Startgatter. Sand spritzt auf. Die Meute schießt davon.

Gestartet ist auf der Strecke in Elstorf das MX2-Finale. Das sind Zweitakter mit 125 ccm und Viertakter (250 ccm), alle um 40 PS stark. Die Fahrer dürfen bis 23 Jahre, aber nicht älter sein. "Deshalb werden sie die jungen Wilden genannt", sagte Stefan Zobel, 2. Vorsitzender des gastgebenden MSC Elstorf. "Die greifen an, fahren mit dem Messer zwischen den Zähnen, wie es bei uns etwas krass heißt. Die meist 16-, 17-Jährigen fahren oft genauso rasant wie die Männer der Eliteklasse."

Es war der zweite Lauf um den Nordcup, die norddeutsche Meisterschaft, zu dem der MSC Elstorf eingeladen hatte. Zwei Rennen waren zuvor von anderen Klubs abgesagt worden. Das bescherte Elstorf eine heiße Angelegenheit, was Temperaturen, Rennen und Masse der Fahrer und Zuschauer betraf. Mit 220 Teilnehmern vermeldeten die Organisatoren einen Rekord. Für die Zuschauer gab es mitten im 1400 Meter langen Rundkurs mit den engen Kurven, Hügeln und kurzen, steilen Abfahrten einen Zugang.

Als am ersten Tag die vierrädrigen Quads über die aufgewühlte Piste stoben, erfüllte plötzlich ein Aufschrei das Areal. Ganz vorn, wo sich die Zuschauer dicht an die engen Kurven drängten, waren gleich drei der Kisten mit den dicken Reifen übereinander gekracht. Gleichzeitig hatte es hinten auf der Strecke den zweiten Crash gegeben. Rennarzt Bernd Hinkenjahn aus Rosengarten hatte zu tun. Während er sich um Prellungen und Schürfwunden kümmerte, herrschte Stille auf der Strecke. "So lange der Arzt behandelt, darf nicht gefahren werden", sagte Zobel.

Tags darauf, beim sportlichen Höhepunkt, den beiden MX1-Finalläufen (bis 450 ccm) gab es noch mehr Arbeit für den Arzt. Der erste Sturz ereignete sich gleich nach dem Start beim ersten Sprung. Mit einem Schlüsselbeinbruch musste der Fahrer ins Krankenhaus gebracht werden. Als das Rennen neu gestartet wurde, krachte es gleich auf der langen Geraden. Wieder musste ein Krankenwagen alarmiert werden. Einer der Verunglückten hatte sich den Unterschenkel gebrochen.

Beim Finale der jungen Wilden hingegen hatte es riskante Überholmanöver und packende Positionskämpfe, aber keinen Sturz gegeben. Timo Wehrmann, der Titelverteidiger aus Soltau mit der Nummer 1, lag nach den ersten Runden auf Platz vier oder fünf. Dann aber verfolgten viele der Zuschauer fasziniert, wie sich der Bursche nach vorn kämpfte und am Ende deutlich gewann.

In diesem Nachwuchs-Finale war für den MSC Elstorf auch Dennis Thran dabei, ein 16-Jähriger aus Jork. "Der Junge war elf und Fußballer", erzählt der Vater, "da sind wir beide einmal zu einem Cross-Rennen gefahren. Sofort hat bei Dennis der Funke gezündet. Seitdem lebt er für diesen Sport." Und mit ihm die ganze Familie. Meist zweimal in der Woche sind Vater und Sohn zum Training auf Strecken in Norddeutschland unterwegs. Bei den Rennen sind auch die Mutter und die kleine Schwester dabei. Weil Motocross die Disziplin im Zweirad-Sport ist, die wohl am meisten Kraft und Kondition erfordert, läuft der Junge zweimal in der Woche, macht Krafttraining zuhause und selbst seine Ernährung hat er umgestellt. Da in Elstorf 56 Jungen gemeldet hatten, mussten sie Qualifikations-Rennen fahren. Bei dem war Dennis Thran gestürzt und auf den letzten Platz zurückgefallen. Aber er kämpfte sich noch auf Platz 13 vor und qualifizierte sich damit für das Finale. Der Junge, der das Gymnasium in Buxtehude besucht und auf der Straße nur Fahrrad fährt, wurde am Ende Zwölfter unter 56 Startern. Als Sechster in diesem Rennen war vom MSC Elstorf Kevin Borsum angekommen. Bei den Schülern bis 85 ccm war Max Behrends, 15, aus Harburg, furios gestartet, lag nach der ersten Runde auf Platz drei, beendete das Rennen aber auf Rang 14.