Lateinfomation des Tanzsport-Kreises im TSV Buchholz 08 steigt nach Turnier in der heimischen Nordheidehalle auf

Buchholz. Die Latein-Formation des TSK im TSV Buchholz 08 ist in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Dieser Satz aber ist viel zu sachlich und nüchtern, um auch nur annähernd anzudeuten, was sich in der Nordheidehalle ereignet hat. Wenn die Damen vom kalten Büfett ihre Schuhe ausziehen, auf die Stühle steigen und einfach nicht mehr zu halten sind, wenn selbst die Konkurrenten mit anfeuern und mitjubeln, wenn von den Zuschauerrängen die Freude und Begeisterung wie ein Hurrikan durch die Halle fegt, wenn in dem Knäuel der Tänzer junge Damen laut schreien und junge Männer leise weinen und wenn Hansgeorg von Thun, der Chef des Ganzen, mit Sekt übergossen, plötzlich wie ein kleiner Junge zu schluchzen beginnt - dann sind acht Buchholzer Tanzpaare in der 2. Liga angekommen.

Beim Aufstiegsturnier waren, zuerst bei den Standard-, dann bei den Lateintänzern, die besten Regionalliga-Formationen aufeinander getroffen. Es war nach 17 Jahren das erste Mal, dass dieses Aufstiegsturnier in einer norddeutschen Stadt ausgetragen wurde. Für die sechs Lateinformationen waren drei Plätze in der 2. Liga frei. Es wurde eine Vorrunde getanzt. Die schon nutzte das Publikum in der ausverkauften Halle, um die Klatsch- und Anfeuerungs-Orgien zu proben. Nach der Vorrunde marschierten die besten vier Formationen erneut zum finalen Aufstiegswettkampf ein. Da war, von vornherein als härteste Konkurrenz der Buchholzer eingestuft, die B-Formation der TSG Quirinus Neuss. "Diese erfahrenen Tänzer sind vor zwei Jahren als A-Formation Vierte in der ersten Bundesliga geworden", erläuterte von Thun, der seit zehn Jahren den Tanzsportkreis leitet. Das Publikum ging bei der Power-Show der Neusser begeistert mit.

Im Foyer der Halle hatte sich inzwischen ein Menschenknäuel in Trainingsanzügen zusammen gefunden. Während aufputschende Worte von Teamkapitän Gordon Beracz aus dem Knäuel drangen, umkreiste Cheftrainer Uwe Oentrich wie ein Wachhund seine Tänzerinnen und Tänzer. Als letzte der sechs Formationen waren sie an der Reihe. Bevor sie mit den ersten dramatischen Takten ihrer Musik den Furacao, diesen mitreißend getanzten Hurrikan begannen, mussten schon manche Zuschauer ihre Ohren schützen.

Bei den ersten Schritten war zu spüren: Die Buchholzer wollten es wissen. Selbstbewusst, hoch konzentriert, angriffsfreudig - in jeder ihrer getanzten Bilder und Schrittfolgen war diese Energie, dieser Siegeswille zu spüren. Es wurde noch einmal still in der brodelnden Arena, als die sieben Wertungsrichter am Ende im Zentrum Aufstellung nahmen. Jeder hielt sein Täfelchen den Zuschauern entgegen, mit der er bekundete, auf welchem Platz er die Formation einordnete. Als letzte die Bewertung für Buchholz: 1 - 2 - 1 - 2 - 1 - 1 - 2. Was sich dann abspielte, wird allen Beteiligten für ewig im Gedächtnis bleiben. "Solcher Jubel, solche Emotionen, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, davon wird jeder von uns noch mit leuchtenden Augen erzählen, wenn wir selbst längst nicht mehr tanzen können". Der Freudentumult und auch die lange Party-Nacht lagen schon hinter ihm, als Hansgeorg von Thun, diese Bilanz zog. Dann ließ er noch einmal den Blick zurückschweifen.

Es ist erst sieben Jahre her, da hatte er mit Uwe und Sabine Oentrich darüber diskutiert, wie man etwas mehr Schwung in den Buchholzer Tanzsport bringen könne. "Wollen wir es nicht einmal wagen, eine Formation aufzubauen?" Der Vorschlag des Ehepaars führte dazu, dass ein Jahr später die erste Buchholzer Latein-Formation in der Landesliga antrat. Sie erreichte Platz fünf und zündeten damit die Rakete.

Die war weiß auf schwarz auf T-Shirts aufgedruckt, die bereits Minuten nach dem Aufstieg in der Halle zu sehen waren. "Bundesliga" war darauf zu lesen und in der Rakete: "Lafobu kommt!" Lafobu ist das Markenzeichen für Latein-Formation-Buchholz.

In nur sechs Jahren ist der Tanzsportkreis mit mehr als 600 Mitgliedern zu einer Macht im deutschen Tanzsport angewachsen. Mit drei Lateinformationen sind die Buchholzer inzwischen am Start. Bei dem Aufstiegsturnier hatte es ein mitreißendes Zwischenspiel gegeben. 14 Elternpaare betraten das Parkett, tanzten Salsa und wurden mit Beifall überschüttet. "Diese enge familiäre Verbundenheit zwischen unseren meist jungen Tänzern, den Eltern, Geschwistern, Freunden und Verwandten, das ist das Herzstück unseres Erfolges", betonte von Thun. "Da wachsen so tolle Talente nach. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga haben wir den Höhepunkt noch lange nicht erreicht."