Handball-Frauen feiern 27:19-Triumph gegen Leipzig und stehen erneut im DM-Finale gegen Meister Thüringer HC.

Buxtehude. Dirk Leun war nicht mehr zu halten. Unmittelbar nach dem Abpfiff sprintete er los und hüpfte ausgelassen durch die Halle. Und mit ihm feierten 1600 Zuschauer und vor allem die Bundesliga-Handballerinnen des Buxtehuder SV, die im Pulk über- und nebeneinander inmitten der Halle auf dem Fußboden lagen. In einem dramatischen Rückspiel im Play-off-Halbfinale schaffte das Team von Trainer Dirk Leun das "Wunder von Buxtehude" und zieht nach dem 27:19-Triumph gegen den HC Leipzig zum zweiten Mal hintereinander ins Finale der deutschen Meisterschaften ein.

"Lasst uns gemeinsam feiern, ihr habt alles gesehen, mehr gibt es nicht zu sagen", sagte Trainer Dirk Leun kurz und knapp in der Pressekonferenz, "Totgesagte leben länger, und wir erst recht." Mit einer "genialen Leistung" sorgten die Buxtehuder Bundesliga-Handballerinnen für die sportliche Wiederauferstehung. Kaum jemand hatte mit dieser Energieleistung des BSV gerechnet, nur insgeheim gehofft. Im Play-off-Hinspiel in Leipzig war der Buxtehuder SV regelrecht untergegangen, musste mit einer 23:31-Niederlage die Heimreise antreten. Weil der BSV auch wenige Tage zuvor beim Pokalfinale in Göppingen nur den vierten Platz erreicht hatte, war die Stimmung vor dem Rückspiel auf dem Siedepunkt.

Manager Peter Prior forderte im Hallenheft die Zuschauer zur leidenschaftlichen Unterstützung auf. "Lasst die Luft knistern, bringt die Halle Nord zum Beben", war zu lesen, "es ist erst vorbei, wenn abgepfiffen wird." Trainer Dirk Leun zog eine weitere Trumpfkarte. Vor dem Spiel traf sich die Mannschaft mit Mentalcoach Thoralf Rapsch, der seit Jahren das Team psychologisch begleitet und längst eingefleischter Fan der BSV-Frauen geworden ist. Was er den Mädels in der zweistündigen Sitzung mit auf den Weg gab, wollte Thoralf Rapsch nicht verraten.

Das Gespräch verfehlte seine Wirkung nicht. Der Buxtehuder SV trat selbstbewusst auf, zeigte von der ersten Minute an, dass er gewillt war, dieses Spiel trotz des hohen Rückstandes noch zu drehen. Auch das erste Gegentor und wenig später ein verworfener Siebenmeter von Stefanie Melbeck konnten die Gastgeberinnen nicht stoppen. "Meine Mädels haben mit Leidenschaft und Herz gespielt", sagte Dirk Leun. Den Grundstein für den sensationellen Sieg legte der Buxtehuder SV in der Abwehr. Da stimmte an diesem Tag einfach alles. Torhüterin Jana Krause, die zum Ende der zweiten Hälfte von Antje Lenz abgelöst wurde, gab zwischen den Pfosten den sicheren Rückhalt, wehrte in der Anfangsphase sogar zwei Strafwürfe ab. Die hochgelobte Offensive des HC Leipzig fand kaum noch statt. Neun Tore in den ersten 30 Minuten sind eine katastrophale Ausbeute, wie der dänische Coach Stefan Madsen vom HC Leipzig feststellte. Sein Team habe zu viele Fehler in der Deckung gemacht und im Angriff nicht überzeugt.

Beim Buxtehuder SV klappte einfach alles. Das Team zeigte all die Tugenden, die im Hinspiel in Leipzig und im Pokalfinale in Göppingen noch vermisst worden waren. Kampfgeist, Leidenschaft und unbändigen Einsatz. Katja Langkeit fing in der ersten Halbzeit zwei Angriffe des HC Leipzig ab und nutzte diese zu zwei sehenswerten Kontern. Die schnelle Linksaußenspielerin wurde nach der Partie zur Spielerin des Tages gekürt. Gegen ihren ehemaligen Klub lieferte Katja Langkeit eines ihrer besten Spiele ab. "Das ist immer etwas Besonderes", sagte sie, neun Jahre lang spielte sie beim HC Leipzig.

Der Buxtehuder SV schaffte die Sensation, steht nach dem 27:19 (15:9)-Erfolg aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore im Finale der deutschen Meisterschaften. Und trifft dort wie im Vorjahr auf den Thüringer HC. Der Meister setzte sich gegen Bayer Leverkusen mit 29:25 durch und hatte damit die 25:26-Hinspielniederlage übertroffen. Eine Woche Zeit bleibt Trainer Dirk Leun zur Vorbereitung auf das Play-off-Hinspiel, das am Sonnabend, 12. Mai, um 16 Uhr zuerst in der Halle Nord in Buxtehude ausgetragen wird. Das Rückspiel findet am 19. Mai in Bad Langensalza statt.

Die Tore: Stefanie Melbeck (7, davon vier Siebenmeter), Katja Langkeit (6), Diane Lamein (4), Josephine Techert (4), Randy Bülau (3), Jessica Oldenburg (2), Friederike Lütz (1)