Die liebevolle Betreuung ist das Besondere beim Dressur- und Springturnier des RFV Meckelfeld

Meckelfeld. Man muss nicht Reiter oder Pferdefachmann sein, um Freude an diesen Bildern zu haben. Aber man kann. "Im Parcours jetzt Delia Benecke mit Couleur Brillant", kündigt die Lautsprecherstimme auf der Anlage in Meckelfeld an. Die junge Frau auf dem temperamentvollen Braunen nimmt die ersten zwei Hindernisse. Locker und leicht sieht das aus bei dieser Zwei-Phasen-Springprüfung der Klasse L. Bei diesem Springen müssen acht Sprünge fehlerfrei überwunden werden, dann dürfen die Aktiven die restlichen fünf Hindernisse angaloppieren. Delia Benecke nimmt den Bogen und reitet aufs nächste Hindernis zu. Ein älterer Mann verfolgt den Ritt und seine Augen zeigen, wie viel Freude es ihm macht. Dann ein Raunen. Der kraftvolle Braune stoppt ab, stemmt die Vorderbeine ins Gras. Die Reiterin versucht, ihn übers Hindernis zu treiben. Das Pferd bockt, dreht zur Seite, nimmt aus dem Stand ein anderes Hindernis. Auch als Delia Benecke den zweiten Versuch wagt, setzt sich das Pferd durch.

"Er sah doch wirklich wie der Sieger aus", lobt aber der alte Herr und tätschelt den Hals des Pferdes, als die junge Springreiterin vom RFV Sieversen genervt aus dem Parcours kommt. "Aber er hat zweimal verweigert", wirft ein anderer Zuschauer ein. "Nicht die braven sind die besten Springpferde", sagt der ältere Herr. "Glauben Sie mir, dieser Couleur Brillant ist ein Klassepferd, ein wundervolles Tier." Gezüchtet von Willi Benecke, dem Tierarzt aus Elstorf und geritten von Tochter Delia. Das Pferd hat sich noch immer nicht beruhigt, als Schwester Louisa Benecke vom Turnierplatz kommt. Ihre Gina light hatte einen Abwurf beim letzten Sprung in der ersten Phase. Damit war auch für sie das L-Springen beendet.

Beim Reit- und Fahrverein Meckelfeld sitzen die Zuschauer in der ersten Reihe und werden mit Getränken und Speisen bedient, wenn sie wollen. An der Sitzreihe ist ein Schild angebracht. "Vip-Lounge" ist darauf zu lesen. Die "very important persons" sitzen auf Gartenstühlen mit Polstern und unter Sonnenschirmen. Es sind auch diese kleinen Aufmerksamkeiten, die diesem zum 38. Mal ausgerichteten Dressur- und Springturnier eine liebevolle Besonderheit geben. Und man spürt, dass in Meckelfeld die Frauen das Heft in die Hand genommen haben. "Von rund 260 Mitgliedern sind mehr als 70 Prozent Frauen", erläutert Annette Brehm, innerhalb des Führungsteams für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. "Unter den 110 Kindern und Jugendlichen sind die Jungen eine Minderheit".

In der Führungsriege des 1921 gegründeten Vereins gibt es zurzeit keine Männer. Vorsitzende ist Kerstin Schröder, die auch Voltigierkinder trainiert und die Sparte führt. Ulrike Artzenroth, die 2. Vorsitzende zeichnet auch für den Springsport verantwortlich. Sie ist mit dem Verein von Geburt an verbunden. Ihr Großvater hat den Verein mitgegründet und ihr Vater Horst Wendt hat sehr viel für ihn getan. Als Dank und Anerkennung wurde dem 79-Jährigen dafür während des Turniers die goldene Ehrennadel des Landessportbunds überreicht (Helga Küsel erhielt die silberne Ehrennadel des Pferdesportverbands Hannover). Angeheftet hat sie ihm die Kreissportbund-Vorsitzende Almut Eutin. Tochter Ulrike und Mann Bernd Artzenroth, die zu den letzten Landwirten in Meckelfeld zählen, gehören die Stallungen für 30 Pferde. Die Reithalle hat der Verein von Horst Wendt gepachtet.

Reitsport in Meckelfeld ist eng mit Menschen und Gemeinde verwachsen. "Wir sind eine Gemeinschaft von Freizeitreitern", betont Brehm. "Viele kennen sich seit Jahrzehnten und wenn ich in Reiterstiefeln und Reiterhose einkaufe, schaut sich keiner nach mir um. Und weil bei uns fast alles ehrenamtlich gemacht wird, können wir Kindern eine Reitstunde auf einem der fünf Schulpferde für elf Euro anbieten. Ich weiß nicht, wer im Kreis preiswerter ist."

Und dann organisiert die Meckelfelder Frauen-Power alle Jahre wieder ein Dressur- und Springturnier, zu dem wieder 362 Reiter mit 670 Pferden gekommen waren und 1127 Nennungen abgegeben hatten. Für jede einzelne Prüfung hatten die Gastgeberinnen Preisgeld-Sponsorengefunden. Für den sportlichen Höhepunkt, das S-Springen, waren es 1500 Euro. Siegerin wurde hier mit furiosem Ritt Theresa Stehr (RV Leichttrab Geestenseth) auf Zieta vor Steffen Engfer (Sieversen) auf Santos und Lukasz Kurpiewski (Harsefeld) auf Chandra. Das sportlich beste Ergebnis für den RFV Meckelfeld sicherte sich Maike Grote und ihr Sterling. Sie wurden Fünfte in einer M-Dressur. Einziger Vereinsteilnehmer beim S-Springen waren Konrad Wolf und sein Collin, den er und Vater Peter Wolf selbst ausgebildet haben. Das Pferd bewältigte den Parcours fehlerlos. Der 26-jährige Reiter, der eine Ausbildung als Hufschmied macht, war allerdings ein Hindernis von der falschen Seite angeritten. Das war das Aus.