Dirk Viebrock vom Reitverein Harsefeld startet mit seinem Pferd Shamrock erstmals in Klein Flottbek

Harsefeld. Der Springparcours im Derbypark Klein Flottbek ist vor 90 Jahren vom Hamburger Kaufmann Eduard Pulvermann konzipiert und angelegt worden. Seit 1924 gibt es das berühmt-berüchtigte Hindernis "Pulvermanns Grab". Dabei sieht es eher harmlos aus. Ein kleiner, mit Gras bewachsener Hügel, oben drauf ein paar verwitterte Holzstangen - der Steilsprung. Dahinter geht es tief in einen Graben, in dem eigentlich Wasser sein sollte. Danach geht es einen Hügel hoch und oben der Aussprung, der beim Deutschen Derby 1,20 Meter hoch ist.

Den Derby-Parcours von Klein Flottbek gibt es noch ein zweites Mal. In unmittelbarer Nähe im Waldgebiet Falkenstein am Rande von Blankenese. Dort ist das Reich von Achaz von Buchwald. Der 65-Jährige hat das Derby 1982 das erste Mal und 1996 das letzte Mal gewonnen. Auf seiner Anlage hat er ein paar der außergewöhnlichen Hindernisse des Derby-Parcours nachgebaut.

Deshalb sind aus Harsefeld Springreiter und Trainer Jörg Peper und sein Schützling Dirk Viebrock angereist. Das gehört zu der langwierigen und sorgfältigen Vorbereitung für das Springderby. Der 24 Jahre alte Dirk Viebrock feiert in Flottbek seine Premiere.

"Für Pferde ist die Optik sehr wichtig", sagt Jörg Peper, der das Derby schon mehrfach geritten ist. "Wenn sie etwas Fremdes sehen, scheuen sie zuerst zurück. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Dirk und sein Pferd an die Naturhindernisse gewöhnen."

Während der Routinier aus Harsefeld erzählt, legt Gastgeber Achaz von Buchwald die Stangen für den Steilsprung am Pulvermanns-Grab auf. Dirk Viebrock und Shamrock reiten eine Schleife, nehmen Galopp auf und steuern den Hügel an, das Pferd scheut. Achaz von Buchwald geht auf die beiden zu. "Dirk, du musst ihm vor dem Absprung energischer Hilfe geben. dich fester in den Sattel drücken und ihm zeigen, dass er springen muss."

Der zweite Versuch. Der junge Reiter konzentriert sich. Shamrock vertraut ihm, springt, obwohl er nicht sehen kann, dass es danach abwärts geht. Das Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd muss sensibel und fein sein.

Und während die beiden das wohl berühmteste Hindernis der Welt ein zweites und dritte Mal nehmen, erinnert sich Achaz von Buchwald. "Carsten-Otto Nagel hat sich hier auch einmal vorbereitet. Sein Pferd hat so gescheut, das er kopfüber runter ist", sagt er, "und da lag er unten im Wassergraben, bewegungslos, wie in einem Grab."

Nach Pulvermanns-Grab kommt der Holsteinische Wegesprung an die Reihe. Tage später sind die drei Männer und das Pferd auch noch auf der Anlage bei Carsten Otto Nagel in Wedel zu Gast. Der hat auf seiner Anlage vor Jahren den Derby-Wall aufgebaut, auch eines der besonderen Hindernisse, die den Derby-Parcours in Flottbek so einmalig in der Welt machen. "Dort sind die Hindernisse auch in den original Farben angestrichen", sagt Dirk Viebrock, der in Buxtehude Architektur studiert. Was das wert ist, wird sich schon heute am Freitag und am Sonnabend zeigen. Dann feiern der 24-Jährige aus der Reiterfamilie und sein elfjähriger Wallach aus holländischer Zucht ihre Derby-Premiere als Springreiter bei der Qualifikation (von 60 gemeldeten Pferden werden nur die 30 Besten am Sonntag das Derby bestreiten).

"Als Dressurreiter bin ich schon zweimal dort gestartet", erinnert Dirk Viebrock an seinen Wechsel im Reitsport. Als Dressurreiter war der junge Mann bereits zweimal Mannschafts-Europameister bei den Junioren. Als ihm der Vater zum 22. Geburtstag sein Springpferd schenkte, sattelte er um. "Beim Derby dabei sein zu dürfen, ist das Höchste", sagt der junge Mann, der seinen Sport professionell betreibt, ohne Profi zu sein. "Als Neuling hat man nur ein Ziel, durchkommen. Und wenn ich am Ende nur zwei oder drei Abwürfe hätte, wäre das mein größtes Glück."