Handball: Nach Niederlage im Pokalhalbfinale aber für den Europacup qualifiziert

Riesa. Der Glaube kann Berge versetzen, ein Sprichwort, das in vielen Fällen zutrifft. Von dieser Tugend war bei den Handball-Frauen des Buxtehuder SV überhaupt nichts zu spüren. Und das ausgerechnet im Halbfinale des Final Four im sächsischen Riesa gegen Bayer 04 Leverkusen. Der deutsche Rekordmeister führte den Buxtehuder SV regelrecht vor, deklassierte das personell erheblich dezimierte Team aus Norddeutschland vor 850 Zuschauern in der Erdgasarena mit zehn Toren und zog mit einem 31:21 (15:11)-Erfolg ungefährdet ins Finale des deutschen Pokalwettbewerbs der Frauen gegen Pro Vital Blomberg ein. Im Spiel um Platz drei war ein 23:19 (9:8) gegen FHC Frankfurt Oder danach viel mehr als nur ein kleiner Trost für die Niederlage im Halbfinale, denn der Buxtehuder SV hat sich definitiv für den Europapokalwettbewerb qualifiziert.

Leverkusens Nationaltorhüterin Clara Woltering und Routinier Heike Ahlgrimm machten im Halbfinale den Unterschied aus. Die aggressive Abwehr des Bayer-Teams und eine Torhüterin in Galaform kauften den Buxtehuderinnen schnell den Schneid ab. Vor allem in der Anfangsphase offenbarte der BSV seine Offensivschwächen, scheiterte immer wieder an Clara Woltering. Und jeder vergebliche Angriffsversuch des Buxtehuder SV wurde gnadenlos mit einem Tempogegenstoß bestraft. 3:9 hieß es, und von diesem Rückstand erholte sich das Team von Trainer Dirk Leun nicht mehr.

Im Gegenteil, Bayer Leverkusen baute seinen Vorsprung stetig aus und zog mit zehn Toren locker ins Finale ein. Beeindruckend besonders eine ehemalige Buxtehuderin: Die 35 Jahre alte Heike Ahlgrimm brachte exakt den Siegeswillen aufs Parkett, den Dirk Leun bei seinen Mädchen vermisste. Zum Abschied ihrer Karriere will Heike Ahlgrimm einen Titel gewinnen, und dieser Wille war von Anfang an bei ihr zu erkennen. Die Spielmacherin riss ihre Mitspielerinnen förmlich mit. Ahlgrimm hört zum Saisonende in Leverkusen auf und wird beim Finalgegner ProVital Blomberg Jugendkoordinatorin und -trainerin.

Diane Latein war auffälligste Spielerin im Halbfinale, später kassierte sie Rot

Der Buxtehuder SV musste allerdings auch mit dem Handicap antreten, neben den drei Langzeitverletzten Maxi Haydn, Christina Vogt und Svenja Spriestersbach auf Isabella Klein zu verzichten. Die Mannschaftsführerin hatte sich im Europacup-Halbfinale gegen Metallurg Skopje eine schmerzhafte Beckenprellung zugezogen und fehlte ihrer Mannschaft in Riesa an allen Ecken und Enden. Die Lücke, die sie in Abwehr und Angriff hinterlassen hatte, konnte der BSV nie stopfen. Auffälligste BSV-Spielerin war Diane Latein, die mit zehn Toren (davon fünf Siebenmetern) fast die Hälfte der Buxtehuder Treffer erzielte. Die Enttäuschung der rund 50 BSV-Fans war groß. Auch wenn sie nicht mit allzu viel Erwartungen nach Riesa gekommen waren, hatten sie mehr von ihrer Mannschaft erwartet. Das galt auch für Manager Peter Prior. "Ich hätte mir mehr Gegenwehr gewünscht", sagte er, trotz aller personeller Sorgen. Mehr Freude hatte der Manager einen Tag vorher erfahren. Peter Prior ist Opa geworden. Stolz präsentierte der Manager im Handy das Foto von Enkel Henry, dem Nachwuchs seines Sohnes Finn.

Auch Trainer Dirk Leun war die Enttäuschung nach der Pleite gegen Leverkusen sichtlich anzumerken. Er nannte gleich mehrere Gründe für die deutliche Niederlage, darunter die Verletztenmisere. Entscheidend war aber, dass er bei seiner Mannschaft den Glauben an einen Erfolg vermisst habe.

Im Spiel um Platz drei kassierte Diane Latein nach einer guten Viertelstunde die rote Karte für einen Schlag gegen Christine Beier. Danach ging ein Ruck durch die Buxtehuder Mannschaft, die erst 2:6 in Rückstand lag und auch dank einer überragenden Leistung von Jessica Oldenburg am Ende vor diesmal 1000 Zuschauern den Sieg holte. Und dabei dachte Dirk Leun an das Pokalfinale 2001 zurück, als er als Außenseiter mit dem TV Mainzlar in einem denkwürdigen Spiel Bayer Leverkusen nach Verlängerung und Siebenmeterwerfen sensationell mit 45:44 besiegte und den Pokal holte. Jetzt steht er mit dem Buxtehuder SV im Europacup-Finale gegen FA Göppingen am 8./9. Mai auswärts und 22./23. Mai in Buxtehude.

Buxtehude - Bay. Leverkusen 21:31 (11:15)

Die Tore: Diane Lamein (10/5), Randy Bülau (4), Jessica Oldenburg, Friederike Lütz (je 2), Susanne Henze, Lone Fischer, Janne Wode (je 1).

Buxtehude - FHC Frankf./O. 23:19 (9:8)

Die Tore: Jana Stapelfeldt (5), Kaja Schmäschke, Friederike Lütz, Randy Bülau (je 4), Lone Fischer, Susanne Henze, Jessica Oldenburg (je 2).