Freizeitskipper Dieter Wendelmuth hält den historischen Frachtewer im Buxtehuder Fleth mit Hingabe und Fleiß in Schuss.

Buxtehude. "Wie kommt der Mann nur zu diesem Boot?", das ist die große Frage in gleich zweifacher Hinsicht, die Dieter Wendelmuth immer dann gestellt bekommt, wenn er auf dem historischen Ewer im Buxtehuder Westfleth arbeitet. Zunächst interessiert es Touristen, die das auffällige Schiff mit den braunen, hölzernen Seitenschwertern sofort als Fotomotiv verewigen, weil es die Buxtehuder Fleth-Kulisse als wahres Schmuckstück aufwertet.

Schmunzelnd verrät der ehrenamtliche, "heimliche Kapitän" der Margareta, wie er tatsächlich zum Schiff kommt, ohne nasse Füße zu kriegen, denn einen offenen Zugang vom Land aus gibt es nicht. Dafür steigt der Maschinenbauer im Ruhestand in ein winziges gelbes Beiboot, mit dem er sachte übersetzt. Dann heißt es sportlich die nächste Hürde zu nehmen und die steile Holzleiter, die an der Reling angehängt wird hinaufzuklettern.

Bei dem ehemaligen Freizeitskipper Dieter Wendelmuth klappt das wie am Schnürchen, aber wenn in seltenen Fällen mal Besucher kommen wollen, wird es heikel und so mancher ist nah davor, dabei ein bisschen seekrank zu werden. "Bei Ebbe geht das ohnehin kaum und auch bei Flut, ist es wirklich nur etwas für Sportliche", sagt der Buxtehuder Ruheständler mit dem Faible für Schiffe, Wasser und Wellen, augenzwinkernd. Er kam vor etwa fünf Jahren das erste Mal auf die Margareta, die im Besitz des Buxtehuder Altstadtvereins ist. Der Vorsitzende Peter Schmidt hatte den erfahrenen Techniker Wendelmuth gebeten, die Margareta weihnachtlich mit Lichterketten zu schmücken. Und weil Tauben, Enten und Möwen oft respektlos ihre Kleckse auf der ehrwürdigen "alten Schiffsdame" hinterlassen, war nicht nur im Frühjahr ein Großputz nötig, den der Schiffsliebhaber auch erledigte. "Seither mache ich das regelmäßig", erzählt der Buxtehuder.

Und auch davon, wie ihn der alte Frachtewer, der 1897 in Buxtehude gebaut wurde technisch und optisch fasziniert. Der sogenannte Giek-Ewer ist 23,10 Meter lang und 4,45 Meter breit, so Wendelmuth. Er hatte eine Tragfähigkeit von 55 Tonnen, die mit einer Segelfläche von 120 Quadratmetern bewegt wurden. "Die Margareta ist schon so eine stille Leidenschaft und mir richtig ans Herz gewachsen", sagt der Buxtehuder.

Das für die Niederelbe typische Plattbodenschiff gehörte einst zur Buxtehuder Ewer-Flotte und war bis 1950 im Dienst. 1896 besiegelten der Buxtehuder Schiffer Nikolaus Ecks und der Elmshorner Schiffbaumeister Kremer per Vertrag den Bau eines eisernen "Gieg-Ewers", einmastig, mit Holzboden für 5150 Goldmark.

Nach dem Tod des Schiffseigners übernahm dessen Bruder Diedrich Ecks 1900 den Ewer und segelte mit seiner Frau Frachten, wie Getreide oder Vieh auf der Elbe mit ihren Nebenflüssen. 1973 wurde der Ewer aus dem Binnenschiffsregister gestrichen, weil er zu einem Fähranleger zerlegt und an der Elbinsel Lühesand verankert wurde.

Zum Glück retteten honorige Buxtehuder um Bootsbauer Ewald Martens den Ewer und restaurierten das schöne Schiff, sodass es 1991 an seinem Platz im Fleth festmachen konnte.

Für diesen komplizierten Weg musste der Mast gelegt werden, ehe es von starken Händen während zwei Tiden durch die drei Brücken getreidelt werden konnte. All das und vieles mehr über den Ewer erzählt Dieter Wendelmuth, wann immer interessierte Leute danach fragen. "Auch dass die braunen Ohren (wie Landratten die Seitenschwerter bezeichnen) wie auch die Ruderpinne zum Kurshalten notwendig waren. Junge Leute würden, genau wie Wendelmuth das Schiff gern wieder unter Segeln auf der Elbe sehen. "Das wäre mein Zukunftstraum", sagt der Unruheständler. "Aber ich werde bald 70, da muss ich irgendwann ans Abmustern denken. Und vor allem an einen Nachfolger." Mit dem 22-jährigen Jan Dührkoop, der derzeit eine Ausbildung in der Buxtehuder NSB-Reederei macht, viel Fleiß und Interesse an dem Ewer zeigt, wäre schon ein neuer Enthusiast für die Margareta in Sicht.