Hermann Hinrichsen, Bärbel Zillmer und Hans-Jürgen Berg wurden beim Stader Neujahrsempfang für ihr ehrenamtliches Wirken ausgezeichnet.

Stade. Rund 250 Gäste aus Politik, Kultur, Religionsgemeinden, Vereinen, Sozial- Frauen und Umweltverbänden begrüßten Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber und der Ratsvorsitzende Hans Blank im historischen Rathaus der Hansestadt beim Neujahrsempfang. Der stand ganz im Zeichen der Würdigung des Ehrenamtes "als gelebter Wert". Als Festredner hob der Präsident des Stader Landgerichts, Carl-Fritz Fitting, die Bedeutung des bürgerschaftlichen Einsatzes von 36 Prozent aller Deutschen hervor, die in einem Ehrenamt wirken.

Drei Stader Bürger wurden in diesem Jahr für ihr herausragendes Engagement im festlichen Königsmarck-Saal geehrt: Der Freizeithistoriker Hans-Jürgen Berg, der in Stade das "Baumhaus" rettete und zum Museum ausstatte. Die Erzieherin Bärbel Zillmer, die sich für sozial Benachteiligte einsetzt und im "Weltladen" eine Institution für fairen Handel in Stade organisiert. Und der Jurist Hermann Hinrichsen, der sich über Jahrzehnte der Bewahrung von einmaligen Naturschätzen in der Stader Region verschrieben hat, um sie für kommende Generationen erlebbar zu erhalten.

Der gelernte Maurer Hans-Jürgen Berg hielt Stades bautechnische Stadtentwicklung ab 1964 fotografisch fest. Er dokumentierte archäologische Grabungen, die er als Helfer begleitete, und trug auf diese Weise eine einzigartige Museumssammlung und einen großen Fotoschatz im Stader "Baumhaus" zusammen.

"Und das Baumhaus selbst, das vor rund 40 Jahren wegen Einsturzgefahr auf die Abbruchliste sollte, rettete Hans-Jürgen Berg mit dem Kauf des Gebäudes und jahrelangem Fleiß beim Restaurieren", sagte Laudator Karl-Friedrich Wegner über das Lebenswerk des heute 70-jährigen Berg. Das Stader Baumhaus sei ein Musterbeispiel privater Denkmalpflege und gelebter Stader Geschichte. Heute gehöre es zum einzigartigen historischen Ensemble am Stader Hafen, neben dem Schwedenspeicher-Museum und dem Wallmeisterhaus am Wasser Ost.

Ob das Geburtshaus von Bärbel Zillmer, in dem der Landessuperintendent auch seinerzeit, 1953, seinen Sitz hatte, ihre kirchlich geprägte Vita beeinflusste, mochte Laudatorin Elke Meinhardt, Pastorin der Stader Johannisgemeinde, nicht mit Sicherheit sagen. Wohl aber, dass die Nähe der Kirche Bärbel Zillmers Engagement wie ein roter Faden durchzog. Mit Ideenreichtum, Kraft und Einsatz widmete sich Zillmer der Jugendarbeit in ihrer Kirchengemeinde und verband später ihren Beruf als Erzieherin eng mit ihrem ehrenamtlichen Wirken. Den Horizont erweitern, wollte die Staderin auch mit dem "Weltladen" in Stade. Sie wollte die Menschen sensibilisieren für fairen Handel, schlechte Produktionsbedingungen in Entwicklungsländern und sie habe sich liebevoll in die Arbeit im Weltladen gekniet, so Meinhardt.

Mit einer brillanten Laudatio voller Esprit und witzig-spritzigem Feinsinn stellte der ehemalige Richter Manfred E. Schulz das Wirken seines Berufskollegen Hermann Hinrichsen vor. Und er setzte dem 77-jährigen Hinrichsen, "der zwar Pflanzen aber keine Lorbeeren mag", mit Respekt und Vergnügen ein "Hermanneum" als Denkmal.

"Im Bereich Umwelt war sein Engagement in der Lions-Stiftung zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes beispielgebend. Hinrichsen habe sich zudem auf Posten, um die sich niemand reißt, sympathisch lautlos, wirkungsvoll mit Fleiß- und Steißarbeit eingesetzt, eine bestmögliche Welt und Umwelt folgenden Generationen zu hinterlassen", sagte Schulz. Maßgeblich brachte er neben zahlreichen anderen Projekten den Wiederaufbau des abgebrannten historischen Stader Inselrestaurants auf den Weg, verlängerte die neue Lindenallee am Sunder Naturlehrpfad, sicherte den Erhalt von Orchideenwiesen und einzigartigen Moorlandschaften in der Stader Region, so Schulz.

Die von Bürgermeisterin Silvia Nieber moderierte Festveranstaltung wurde musikalisch mit Plattdeutsch-Rock der Stader Band "Rollo 333" schwungvoll umrahmt. Nach dem Festakt gab es bei Häppchen und Getränken ausgiebig Gelegenheit zum Gedankenaustausch zwischen den ehrenamtlich wirkenden Stadern, Ratsmitgliedern und Verwaltungsmitarbeitern.