Jetzt muss nur noch der Stadtrat in Buxtehude die Verträge mit dem Investor absegnen - Abriss könnte noch in diesem Jahr beginnen.

Buxtehude. Die Wende für das marode Rathausviertel ist greifbar nah. Wenn der Buxtehuder Stadtrat seinen Segen gibt, könnte in den kommenden Wochen für die Estestadt eine neue Ära beginnen und das kranke Herz der Altstadt wiederbelebt werden. Die Volksbank Stade-Cuxhaven und die Sparkasse Stade-Altes Land haben signalisiert, das 16-Millionen-Projekt zu stemmen, grünes Licht dafür gaben jetzt die jeweiligen Kreditausschüsse.

Von Efeu überwucherte Schaufenster längst verschlossener Geschäfte, bröckelnde Fassaden, Abriss-Ruinen, vergilbte Plakate - die Tristesse, mit der keine Stadt Staat machen kann, könnte dann ein Ende haben. Es ist die "unendliche Geschichte" um das Quartier im Herzen der Altstadt, bei der die Buxtehuder Bürger, die Kaufmannschaft, Politiker aller Fraktionen und die Stadtverwaltung nun doch noch auf einen guten Ausgang hoffen können.

Und das wohl auch in absehbarer Zeit. Denn der Mann, der das Herz der Altstadt mit soliden Finanzoperationen retten kann, will nach Abschluss aller Verträge noch in diesem Jahr die Abrissbagger anrollen lassen, um dem Rathausquartier optisch wie nutzungstechnisch eine attraktive Perspektive zu geben. "Der Kaufmann Karl-Heinz Ebert aus Mulsum in der Samtgemeinde Fredenbeck will nicht auf alte Querelen zurückschauen, sondern nach vorn - und möglichst bald mit den Arbeiten beginnen", sagte Peter Schmidt, Vorsitzender des Buxtehuder Altstadtvereins.

Auch Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur sieht sich in seiner Hoffnung bestätigt und mit der neuen Entwicklung nach Jahren der Rückschläge und des Scheiterns von Finanzierungskonzepten für das Großprojekt auf dem richtigen Weg.

"Nachdem zwei Banken aus der Region erklärt haben, zwar nicht mit dem ursprünglichen Vertragspartner der Stadt, dem Stader Investor Helmut Lührs, wohl aber mit dessen Co-Investor Ebert die Finanzierung auf solide Füße zu stellen, sind beste Voraussetzungen für das Projekt geschaffen", sagte Badur dem Abendblatt. Neue Verträge seien nun bereits in Arbeit und könnten mit entsprechendem Ratsbeschluss die Wende für das Rathausquartier einläuten. "Ich freue mich darüber und bin zuversichtlich, für die neuen Verträge auch eine politische Mehrheit im Rat zu bekommen."

+++ Viele Händler gehen in die Offensive +++

Mit Ebert könnte die ursprüngliche Planung für das Projekt so umgesetzt werden, wie es auch mit Lührs geplant war. Nachdem die Kreissparkasse Stade das Finanzierungskonzept mit Lührs im Juli dieses Jahres gekippt hatte und sowohl die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die Haspa wohl das Risiko scheuten, drohte das Rathausquartier-Projekt endgültig zu scheitern und Badur unterbreitete allen Beteiligten den Ausstieg aus dem Vertrag mit Lührs.

Der Stader hatte im Juni 2011 für sein Unternehmen "Projektentwicklungsgesellschaft Niederelbe" (PEN) den Zuschlag bekommen, das Rathausquartier neu zu konzipieren. Der PEN-Geschäftsführer Lührs, der im Oktober 2011 den Kaufvertrag für den städtischen Immobilienkomplex abschloss und dazu das Buxtehuder Brauhaus erwarb, scheiterte im Juni mit seinem Vorhaben offensichtlich an den Finanzierungshürden. Und das, obwohl das Nutzungskonzept, unter anderen mit dem Einzug der schwedischen Modekette "H&M", dem Modekaufhaus "C&A" und attraktiven Wohnungen, bei Bürgern, Rat und Verwaltung breite Zustimmung bekommen hatte. Auch das architektonische Konzept passe sehr gut in das Altstadtbild, so Badur seinerzeit.

Sobald die neuen Verträge abgeschlossen sind, will Ebert mit dem Abbruch der alten Gebäude beginnen und voraussichtlich bis Mitte November das Gelände für Neubauten aufbereitet haben. Parallel zu den Abbrucharbeiten sollen dort, wo es bautechnisch möglich ist, schon Voraussetzungen für die Neubauten geschaffen werden.

"Wenn alles glatt geht, bekommen wir das Projekt, das uns gefällt, und es gibt zudem über die Winterzeit keinen Stillstand", sagt Badur. Denn wenn das Gesamtprojekt nicht von Lührs Co-Investor übernommen würde, wäre unklar, ob ein neuer Interessent das Rathausviertel überhaupt nach dem vorliegenden Konzepten gestalten wollen würde. "So wie die Situation jetzt ist, bleiben uns neue Verhandlungen und weiterer Zeitverlust erspart", nennt Badur die Vorteile für die Stadt.

"Wenn Ebert eins zu eins in den Vertrag einsteigen würde, wäre es auch das Beste für uns Buxtehuder Kaufleute", meint auch Peter Schmidt vom Altstadtverein. "Wenn das Herz unserer Stadt wieder richtig schlägt, haben die Buxtehuder viele gute Gründe wieder zum Einkauf ins Zentrum zu kommen. Es bleibt nun zu hoffen, dass es faire Verhandlungen gibt und die Stadt diese Chance nutzt."

Dass es nun Debatten um Asbestbelastungen in den alten Gebäuden des Rathausquartiers gibt, habe für ihn keinen beunruhigenden Charakter, so Schmidt. "Ich gehe davon aus, dass die Abrissfirmen sehr sorgfältig und professionell vorgehen und niemand gesundheitliche Schäden fürchten muss."