Wir steuern Sportboothäfen entlang der Elbe zwischen Bleckede im Osten und Freiburg im Westen an. Heute: Seglervereinigung Freiburg/Elbe (SVF).

Es war einmal ein amerikanischer Soldat. Der war damit beauftragt, die Beschriftung der Karten, die in den Touristenfliegern angezeigt werden, zu erstellen." So beginnt die Geschichte, die Hans-Heinrich Mügge, 66, Kassenwart der Seglervereinigung Freiburg/Elbe (SVF), erzählt. "Er wusste, dass seine Mutter aus der Nähe der deutschen Stadt Freiburg stammte. Also verewigte er sie, indem er Freiburg, neben all den großen, wichtigen Städten mit auf die Karte stellte."

Was der Soldat nicht wusste: In Deutschland gibt es zwei Orte mit dem Namen Freiburg. Er stellte jedoch Freiburg an der Elbe auf die Karte, obwohl seine Mutter aus dem Breisgau stammte. "Wie sollte er sich in Deutschland auch auskennen? Doch seitdem wird beim Überfliegen unseres Heimatortes der Name Freiburgs an der Elbe in den Flugzeugen angezeigt."

Doch aus der Luft wieder auf den nassen Boden der Tatsachen: Unsere Reise hat uns fast bis an die Mündung der Elbe in die Nordsee geführt - nach Freiburg, wo der SVF den Alten Hafen sowie den Handelshafen seit 1927 verwaltet. "Wir sind einer der ältesten niedersächsischen Segelvereine", sagt Bernd Mahler, 62, Ehrenvorsitzender des SVF. Besonders stolz sei der Verein auf einen Zeitraum von zehn Jahren, in dem er nicht existierte. "1939 sollte der Verein in die Marine-SA, eine Art Hitlerjugend für Segler, eingegliedert werden. Statt dies zu tun, löste sich der Verein lieber auf und gründete sich erst 1949 wieder neu."

Bis heute hat sich der Verein gut entwickelt, hat 180 Mitglieder und eine gepflegte, urige Steganlage mit Gartenlaubenatmosphäre. Wände und Dach des Klubhauses, Stege, Balken und Treppen sind allesamt in den strahlenden Vereinsfarben Weiß, Rot und Grün getüncht.

"Die meisten Mitglieder haben eine ganz besondere Verbindung zu dem Verein", meint Alf Kober, 47, 1. Vorsitzender des SVF. "Ungefähr 95 Prozent der Mitglieder sind gebürtige Nordkehdinger, viele segeln bereits in der zweiten Generation."

Die nächste Generation Skipper lässt gerade ein ferngesteuertes gut 30 Zentimeter langes Holzboot zu Wasser. Martin, Johannes und Andreas sind alle 14 Jahre alt und haben das Boot von einem Bekannten geliehen bekommen. Doch es will heute nicht schwimmen - ein kleiner Schlauch am Motor hat sich gelöst.

"Ich bin gern hier am Hafen", sagt Johannes. "Hier ist immer was los, man trifft viele Leute, mit denen man reden kann." Wenn einem langweilig sei, müsse man bloß in die Nähe des Hafens kommen. Außerdem angeln die Jugendlichen dort gern. Manchmal fahren sie auch in ihrer kleinen motorisierten Nussschale auf das Wasser - die Skipper von morgen.

"In unserem Verein sind alle Bevölkerungsschichten vertreten. Jugendliche, Senioren, Selbstständige, Angestellte, Reiche und weniger Reiche haben wir. Nur einen Milliardär, den haben wir nicht", sagt Hans-Heinrich Mügge. Um dem Verein beizutreten, müsse man beileibe kein selbstständiger Unternehmer sein.

Da taucht auf einmal ein Gast neben dem Klubhaus auf, der gerade vom Anlegen kommt. Er hat jedoch nicht am Hauptsteg des SVF festgemacht, sondern etwas nördlich davon, im sogenannten Alten Hafen. Er hatte Bedenken, neben der Reihe schmucker Segelschiffe und vor den in bunten Farben getünchten Vereinsgebäuden anzulegen. "Mein Dinnerjacket habe ich leider zu Hause vergessen", meint er lachend. Deshalb habe es ihn eher in den Alten Hafen getrieben, dort finde er es "uriger".

"Die Boote sehen zwar teuer aus, und das Vereinsgelände gut gepflegt, doch Dinnerjacket muss hier wirklich niemand tragen", meint Mügge. Ganz im Gegenteil - der Hafen sei gar eine Art Gartenersatz. Viele Häuser in Freiburg hätten keinen Garten, in dem man sich mit Freunden zusammensetzen könne. Somit schaue jedes Vereinsmitglied von Zeit zu Zeit am Hafen vorbei, um Gleichgesinnte anzutreffen und einen netten Abend zu verbringen.

Den Zusammenhalt im Verein lobt der 1. Vorsitzende. "Jeder kennt hier jeden. Mein Familienleben spielt sich hier ab, und meine besten Freunde kommen aus dem Verein." Der Zusammenhalt spiegele sich auch in der Menge der Leute wieder, die an gemeinsamen Touren teilnehmen.

"Letztes Jahr haben wir eine Bootstour mit neun Booten gemacht. 40 Leute waren wir." Eines Abends wollten die Freiburger in einem Restaurant am Hafen essen gehen. "Ich fragte, ob es Platz für 40 Gäste gebe. Der Wirt blickte mich erschrocken an. Eine Hochzeit musst du anmelden, meinte er dann." Alf Kober muss lachen. Wenn gerade kein Restaurant verfügbar ist, können sich die Segler jedoch ganz gut selbst versorgen. Vor zwei Jahren habe es gar einen Männerkochwettbewerb im SVF gegeben. Zehn Teilnehmer mussten auf dem einflammigen Gaskocher ihr kulinarisches Können einer Jury, bestehend aus Mitgliedern der Jugendabteilung, beweisen. "Das kam so gut an, dass ich bereits gefragt wurde, wann der Wettbewerb wieder stattfindet", sagt Kober.

"Einziger Nachteil an unserem Revier sind die Tide und die Berufsschifffahrt", meint Hans-Heinrich Mügge. Deshalb habe er sein Boot in Dänemark stationiert. Bernd Mahler sieht in den vermeintlichen Nachteilen des Reviers jedoch auch Vorteile: "Man sagt, wer in diesem Gebiet segeln kann, kann überall segeln." Am schönsten sei beim Segeln dennoch ruhige See und idyllische Stille. "Auf dem Wasser kann man sich von der Natur bewegen lassen", sagt Martina Skibbe, 44, die Frau des 2. Vorsitzenden Ingo Skibbe, 49. "Wenn der Motor aus ist und ich auf dem Wasser treibe, bin ich ein ganz anderer Mensch", sagt Bernd Mahler.

Das war sie nun, unsere Hafentour am südlichen Elbufer entlang. In Bleckede mit seinem kontra gebenden Angler begannen wir, folgten der Elbe über Bullenhausen mit seiner aktiven Jugend zum Harburger Binnenhafen, der gar kein Hafen ist. Westlich von Hamburg trafen wir dann auf den Hafen Neuenschleuse, der laut einiger Ansässiger auch Borstel oder Jork genannt werden kann, und landeten schließlich in Freiburg. Nun können wir uns noch etwas treiben lassen von der Elbe und ihren Geschichten, vielleicht sogar hinaus auf die große Nordsee.