Buxtehudes Stadtbaurat Rolf Suttmann nimmt Stellung zu den drei umstrittensten Bauprojekten der Estestadt

Buxtehude. Ob Rathausquartier, Schwimmsteg oder Abtstraße - Buxtehudes Stadtbaurat Rolf Suttmann stand in den vergangenen Wochen und Monaten bei vielen Projekten in der Kritik.

So war das Ausschreibungsverfahren zum Verkauf des Rathausquartiers zwischen der Stadt Buxtehude und der AVW Immobilien-AG nach achtmonatigen Verhandlungen geplatzt. Im Wesentlichen hatte der Buxtehuder Rat der AVW die Sanierung des Viertels verwehrt, weil sich diese ein Rücktrittsrecht für den Fall vorbehalten hatte, dass sie aufgrund unvorgesehener Bauauflagen mehr als 300 000 Euro zusätzlich ausgeben müsste. Das Verfahren hat Buxtehude viel Geld gekostet, obwohl es ohne Erfolg blieb. Bevor erneut nach einem Investor gesucht wird, soll ein Bebauungsplan die Nutzung des Areals regeln.

Bei dem Schwimmsteg ging es ähnlich erfolglos zu. Die ursprünglich als Fußgängerweg gedachte Verbindung zwischen Hafen und Altstadt wurde zu einem Bootsanleger degradiert. Der Grund: Bei den Planungen wurde schlichtweg der Tidenhub der Este vergessen. Seit Monaten ist der Steg nun ungenutzt. Immerhin ist mittlerweile auf der Hafenseite ein Tor angebracht, während auf der Altstadtseite eine Absperrung den Zutritt verwehrt. Und auch bei der Abtstraße lief nicht alles nach Plan. Während die Politik dort einstimmig eine Fußgängerzone favorisierte, war die Stadtverwaltung dagegen und strebte lediglich eine verkehrsberuhigte Zone an - ebenfalls ohne Erfolg.

Im Gespräch mit dem Abendblatt nimmt Rolf Suttmann, der vor fünf Jahren mit 20 Ja- und 17 Gegenstimmen zum Stadtbaurat gewählt wurde und in drei Jahren zur Neuwahl antreten muss, zu den Projekten Stellung.

Hamburger Abendblatt:

Herr Suttmann, was glauben Sie, warum der Eindruck vorherrscht, dass in Buxtehude vieles nicht funktioniert, wenn man zum Beispiel die Probleme mit dem Rathausquartier oder dem Schwimmsteg sieht? Häufig wird gesagt, dass in Stade so etwas nicht möglich wäre.

Rolf Suttmann:

Ich bin ja selbst kein gebürtiger Buxtehuder, aber ich glaube, dass die Buxtehuder auf höherem Niveau jammern. Zudem hat man hier den Hang, vieles schlechtzureden. Sicher, hier ist nicht alles ideal gelaufen, aber mit der Meckerei soll man auch mal die Kirche im Dorf lassen. Tatsächlich ist es doch so, dass diese Stadt seit Jahrhunderten prosperiert. Wir sind ein wachsender Wirtschaftsstandort mit hervorragenden mittelständischen Betrieben und ein paar Global Playern. Zudem haben wir mehr Einpendler als Auspendler und haushaltsmäßig nicht so starke Sorgen wie andere Kommunen.

Man muss allerdings auch sagen, dass sich die Stadt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vieles ein wenig kaputt diskutiert hat. Im Grunde weiß ich dabei aber gar nicht, wo die Probleme sind. Und was Stade angeht, dort läuft auch nicht alles besser, sondern einfach nur anders. Die Diskussionen dort sind meiner Meinung nach weniger hektisch und schrill. Stade und Buxtehude trennen da einfach Welten, auch wenn es nur 20 Kilometer sind. Dabei hat die Autobahn ein wenig geholfen, das zu ändern.

Der Bebauungsplan für das Rathausquartier liegt jetzt im Entwurf vor. Glauben Sie, dass es diesmal besser mit der Suche nach einem Investor für das Areal klappt als beim vorherigen Mal?

Dazu gleich vorweg: Hinterher ist man immer schlauer. Wir als Kommune könnten ja theoretisch einfach an den Meistbietenden verkaufen. Aber das wollen wir natürlich nicht, schließlich geht es um das Herz der Stadt. Es ist nicht nur entscheidend, wie das Baukonzept aussieht, wichtig ist vor allem die Nachhaltigkeit in der Nutzung. Wir wollen nicht, dass im Rathausquartier etwas gemacht wird, was in drei Jahren nicht mehr funktioniert, und dann haben wir dort eine Ruine stehen.

Wie kann der neue Bebauungsplan dabei helfen?

Es ist ja so, dass nicht wir als Stadt Mieter für das Rathausquartier suchen, sondern der Investor. Mit dem Bebauungsplan wollen wir Leitplanken einziehen, damit der, der es kauft, weiß, woran er ist. Wir wollen Rechtssicherheit schaffen. Der Bebauungsplan gibt Nutzungsstrukturen vor und regelt die Gestaltung. Und zwar so viel wie nötig, aber zugleich so wenig wie möglich. So weiß derjenige, der Geld auf den Tisch legt, worauf er sich einlässt. Was den Zeitraum angeht, wird der Bebauungsplan in der zweiten Jahreshälfte durch sein, theoretisch kann dann also die Vermarktung losgehen. Dabei zwingt uns aber keiner, Grundstücke zu verramschen, wir müssen den Markt beobachten und zu gegebener Zeit die Grundstücke an den Markt zu bringen. Dann wird sich zeigen, wer und wie viele sich bewerben, und dann können wir mit den Verhandlungen beginnen.

Auf welche Geschäfte hoffen Sie, auf H&M zum Beispiel?

Bisher haben wir in der Innenstadt einen einzigen Magneten, und das ist Stackmann. Auf Dauer wird aber ein Magnet für den Einzelhandelsstandort Buxtehude nicht reichen. Sicher wollen alle H&M, aber ob die kommen, muss mit dem Investor ausgehandelt werden.

Bei der Diskussion um die Abtstraße haben Sie eine verkehrsberuhigte Zone in mehreren Straßen der Innenstadt ins Spiel gebracht. Wie kann eine solche Zone Ihrer Meinung nach dazu beitragen, dass die Altstadt attraktiver wird?

Die Frage ist ja, was Innenstädte überhaupt attraktiv macht. Als ich vor vier Jahren hier anfing, wollten viele eine Fußgängerzone am Fleth, aber da muss alles stimmen, unter anderem das Ambiente, die Einzelhandelsstruktur, die gesamte Mischung und Erreichbarkeit. Dabei wird aber vor allem die Erreichbarkeit als viel zu wichtig eingeschätzt. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Anzahl der Stellplätze nicht korreliert mit der Prosperität einer Innenstadt. Es ist ein Faktor, aber es ist nicht der wichtigste.

Was die verkehrsberuhigte Zone angeht, so haben wir seit fast vier Jahren eine temporäre Zone am Fleth, die immer noch umstritten ist. Die Gastronomie hatte sich da sehr viel von erhofft, aber so richtig funktioniert hat es auch nicht, es haben ja einige Gastronomen trotzdem aufgegeben.

Glauben Sie immer noch, dass eine verkehrsberuhigte Zone auch für die Abtstraße die bessere Lösung gewesen wäre? Die Politik ist Ihrer Empfehlung ja nicht gefolgt.

Meine Überlegung war, wenn die Gastronomen mit ihren Tischen sowieso nicht auf die Fahrbahn gehen, hätte man ja eigentlich sowieso viel eher eine verkehrsberuhigte Zone als eine Fußgängerzone. Aber egal, jetzt haben wir eine Fußgängerzone, die ist etwas schwieriger in der Umsetzung, was zum Beispiel die Beschilderung angeht, aber wir machen es jetzt. In den kommenden Tagen werden die Schilder aufgestellt werden.

Wenn wir jetzt von der Abtstraße weiter in Richtung Nord gehen, kommen wir zum Hafen und dem Schwimmsteg. Warum gibt es dort jetzt doch kein Geländer mehr, wie Bürgermeister Jürgen Badur angekündigt hatte, sondern ein Tor?

Es ist ja so, dass man eigentlich im gesamten Hafengelände überall ins Wasser fallen kann. Das Kulturforum hat einen Steg, aber kein Geländer, und in anderen Häfen in anderen Städten gibt es auch Stege, die nie ein Geländer haben. Ich persönlich finde das alles sehr übertrieben, was man aus dem ganzen Thema gemacht hat. Wir haben uns jetzt für ein Tor entschieden, das verhindern soll, dass Leute blind auf den Steg laufen. Aber wie gesagt, im Grunde kann man überall ins Wasser fallen, zum Beispiel gleich neben dem Schwimmsteg.

Halten Sie denn den Schwimmsteg generell für eine gute Lösung?

In den Plänen zur Hafensanierung war ursprünglich etwas anderes geplant. Wir wollten eine Brücke oder eine feste Unterführung bauen, das war aber beides nicht bezahlbar. Irgendwann kam man dann auf die Idee, dass man ja auch einen Ponton machen könnte. Und da ist klar, dass der schwimmen muss. Der einzige Nachteil ist, dass man jetzt nicht 24 Stunden am Tag drüber gehen kann, sondern nur 16 Stunden.