Im Juli gab es drei Havarien. Bündnis gegen Vertiefung befürchtet weitere schwere Unfälle

Jork. Nachdem Anfang der Woche erneut ein Containerschiff auf der Elbe verunglückt ist, sieht sich das Regionale Bündnis gegen die Elbvertiefung in seinen Befürchtungen im Blick auf die künftige Gefahrenlage an der Unterelbe voll bestätigt.

Nach Informationen des Bündnisses kollidierte am Montagnachmittag das aus St. Petersburg kommende Schiff "Baltic Stream" in Höhe Glückstadt mit einer Fahrwassertonne. Dabei wurde die Schiffsschraube beschädigt, das 144 Meter lange Containerschiff musste von Schleppern nach Bützfleth gezogen werden.

Der Unfall der "Baltic Stream" sei damit der dritte gefährliche Zwischenfall, der sich innerhalb eines Monats auf der Elbe ereignet habe, bilanziert der Sprecher des Bündnisses, Walter Rademacher. Bereits Mitte Juli hatte die fast 300 Meter lange "MSC Tanzania" nach einem Ausfall der Hauptmaschine manövrierunfähig vor dem Lüheanleger getrieben und musste zur Reparatur nach Finkenwerder geschleppt werden. Am 23. Juli hatte dann die ebenfalls fast 300 Meter lange "London Express" vor Blankenese einen Maschinenschaden erlitten. In keinem der Fälle habe es die Wasser- und Schifffahrtsdirektion für nötig gehalten, die Bevölkerung zu informieren, kritisiert das Bündnis.

Derartige Maschinenausfälle auf Schiffen könnten schwerwiegende Folgen haben, sagt Rademacher. "Bei solchen Unfällen besteht immer die Gefahr, dass sich das Schiff querlegt und bei fallendem Wasserstand auseinanderbricht", erläutert der Bündnissprecher. Breche ein Schiff auseinander, könnte das eine Ölkatastrophe auslösen, da die Schiffe oft Tausende Tonnen Schweröl geladen hätten und fast jeder Containerfrachter auch unterschiedliche Gefahrgüter an Bord habe.

Die aktuellen Vorfälle zeigten, wie hoch die Gefahr schon jetzt sei. Die weitere Vertiefung der Fahrrinne werde dieses Gefahrenpotenzial noch enorm erhöhen, befürchtet der Wasserbau-Ingenieur. Wenn künftig noch mehr und vor allem noch größere Schiffe die dann tiefere, aber kaum breitere Elbe befahren, werde die Gefahr schwerer Unfälle steigen. Ein schweres Unglück sei dann nur noch eine Frage der Zeit, "und die Folgen solcher Unfälle werden immer unkalkulierbarer", sagt Rademacher. Hamburg sei die einzige Stadt weltweit, die solch große Schiffe über ein derart enges Fahrwasser so dicht an die Menschen heranlasse.

Zuletzt hatte es 2008 auf der Elbe drei größere Havarien gegeben. Im Februar war die "Maersk Santana" bei Lühesand auf Grund gelaufen, im März war der Frachter "Tampere" bei Pagensand an den Elbgrund geraten und im Juni hatte die "Chicago Express" vor Cuxhaven notankern müssen.