Hunderte Autofans stellen 170 Modelle der VW-Legende auf der Elbinsel aus. Jedes einzelne der Automobile hat einen Spitznamen.

Krautsand. Es brummt, surrt, und es summt auf der Ferieninsel Krautsand. Rund 170 Käfer sind am Wochenende "eingeflogen", und mit ihnen ihre Besitzer. Die Fangemeinde ist hier versammelt. Etwa 300 Frauen und Männer aus ganz Deutschland haben ihre knuffigen Schmuckstücke auf Hochglanz poliert, um beim "Küstendrive" mit Liebhabern der Volkswagen-Schätzchen ihren Käfer-Enthusiasmus zu feiern.

Der Käfer, der von 1938 bis 2003 in Deutschland, später in Brasilien und Mexiko gebaut wurde, war bis Juni 2002 mit mehr als 21,5 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Auto der Welt. Die Beliebtheit des Wagens, an dem sich kreativ basteln lässt, ist bis heute ungebrochen. Etwa 1500 Besucher haben am Wochenende ebenfalls nach Krautsand gefunden, um Käfer zu gucken. Eine Freude für Auge und Ohr. Und: Zu jedem der präsentierten Kult-Modelle, die meist auch einen Kosenamen haben, gibt es eine interessante Geschichte zu erzählen.

+++ Deutschlands ältester fahrbereiter VW Käfer +++

Christiane und Albrecht Lichtlein aus Frankfurt am Main zum Beispiel haben einander einst in Schweinfurt auf einem Käfer-Treffen kennengelernt. Heute genießen sie als Ehepaar mit ihrem weißen Cabrio "Sternchen", Baujahr 1997, die Touren mit Open-Air-Feeling. "Wir lieben unseren Käfer wegen seines Schiebedachs und haben uns damit einen herrlich romantischen Traum erfüllt", sagt Christiane Lichtlein.

Neben dem weißen "Sternchen" steht "Charlotte" als lackschwarzer Kontrast, schwarz-weiße Karobordüre inklusive. Aus der Motorhaube guckt das Unterteil eines eingeklemmten, gänzlich gerupften Gummi-Hühnchens. Wer das Hühnchen beherzt zwischen die Beine zwickt, löst die Hupe aus. Käfer "Charlotte" gehört Spaßvogel Torsten Pech. "Pech wie Glück", kommentiert der Hamburger seinen Namen und erzählt, dass er jede freie Minute zum Basteln an seiner rabenschwarzen Schönheit nutzt, "wenn meine Frau mir frei gibt". Zum Glück hat er in seinem zweijährigen Sohn einen Verbündeten. "Wenn er sagt: Papa Käfer fahren, dann geht die Familie auf Tour."

Oft entpuppen sich die VW-Kult-Autos als Jugendliebe ihrer Besitzer. Jörg von Häfen aus Oldenburg bekam als Fünfjähriger von seiner Tante ein Käfer-Modellauto. Das entfachte seine Leidenschaft am Käfer-Basteln, der er nun seit 20 Jahren rettungslos verfallen ist. "Mit 13 bekam ich meinen ersten Käfer, seither bin ich Schrauber aus Passion", gesteht der 25-Jährige.

Am Gesamtkunstwerk Käfer "Kasimir" in Hochglanzrot mit cremefarbenen Absätzen, die sich am Reifendesign wiederfinden, hat die ganze Familie mitgewirkt. "Meine Mutter hat Polster und Türverkleidungen gezaubert, natürlich im passenden Rot", sagt der Oldenburger und strahlt. Und weil Rot die Farbe der Liebe ist, hängt an der Windschutzscheibe dezent platziert ein kleines Schild: "Junge Frau zum Mitfahren gesucht." Jörg von Häfen grinst verschmitzt: "Wär' doch schön, mit jemandem so einen Glücks-Käfer zu teilen."

Die Farbe der Hoffnung hat sich Sören Becker aus Buxtehude ausgesucht. "Onkel Jule" im sattgrünen Laubfroschdesign ist ein absoluter Hingucker. Und weil der Buxtehuder ein Faible für Grün hat, sind Interieur und Accessoires wie die Kleidung des Fahrers, sein Zelt neben "Onkel Jule" und sogar der Anhänger farblich stilvoll abgestimmt. Sörens Käfer-Leidenschaft begann, als er drei Jahre alt war. "Jedenfalls sagen das meine Eltern. Ich habe von meinen Spielzeugautos die Käfer aussortiert und sie immer griffbereit gehabt, während die anderen in der Spielkiste blieben", sagt der Buxtehuder. "Ich weiß nicht, woher diese Leidenschaft kommt, sie ist einfach ein Teil von mir". Seinen "Onkel Jule", der 1972 mit 44 Pferdestärken unter der Haube gebaut wurde, hat er in Grün gekauft. Seither hat Sören Becker allerhand an dem Schmuckstück veredelt. Mindestens einen Tag am Wochenende bastelt Becker, und vor Käfer-Treffen ist natürlich Feinschliff angesagt. Denn dann spielt die Schönheit der Kult-Fahrzeuge eine entscheidende Rolle.

"Wir krönen bei unseren Treffen jeweils den schönsten Käfer", sagt Yvonne Echtermeyer, eine der Organisatoren. Den Preis für das schönste Modell vergibt die Jury an Jürgen Grendel, der aus der Nähe von Norderstedt mit seinem Designer-Modell von "Dannenhauer & Strauss" nach Krautsand gekommen ist. Der "L 51", der von 1949 bis 1952 gebaut wurde, war der Urtyp von Grendels 30-PS-Modell, das erstmals 1953 zugelassen wurde. Das Modell ist eine Rarität in der Käfer-Welt. Von den einst in Handarbeit vom Stuttgarter Karosseriebauunternehmen Dannenhauer & Strauss gefertigten 120 Exemplaren gibt es weltweit nur noch 19 Stück, die fast alle auf der Basis des VW Käfer gefertigt wurden. In Deutschland gibt es noch fünf, drei davon stehen in Museen. Jürgen Grendel hat das elegante Cabrio vor 20 Jahren gekauft. "Ich habe 17 Jahre daran gebaut und bin glücklich, wenn meine Frau und ich damit fahren", sagt Grendel. "Allerdings trete ich nur gefühlvoll aufs Gas und habe Tempo 120 noch nie ausgereizt. Gemütliches Fahren ist Nostalgie der 50er-Jahre für mich."

Preise gibt's noch für das mit 61 Jahren älteste Auto, das Uli Bause aus Hamburg gehört, und für Astrid und Timon Fischer aus Mainz, die die weiteste Anreise hatten.