Baustellen auf Straßen und Gleisen sind nicht abgestimmt und strapazieren in nächsten Wochen Nerven von Auto- und Bahnfahrern.

Buxtehude/Stade. Wohl dem, der am Wochenende weit weg in die Ferien fahren durfte. Den Daheimgebliebenen im Landkreis Stade stehen unruhige Wochen bevor. Das Wochenende zum Auftakt der niedersächsischen Sommerferien hat einen Vorgeschmack geboten auf die Verkehrsbelastung, die der Region ab heute droht. Ferienzeit ist Baustellenzeit, doch in diesem Sommer wird an den Straßen und Schienenwegen zwischen Hamburg und Stade gebuddelt wie selten zuvor. An vier Großbaustellen wird seit heute zeitgleich gearbeitet. Und keine der Baustellen ist auf die andere abgestimmt. Die Polizei empfiehlt allen genervten Verkehrsteilnehmern: Geduld und für alle Wege durch den Landkreis vorsichtshalber etwas mehr Zeit einplanen.

Engpass Nummer 1: Seit Mitte Juli ist der Cranzer Hauptdeich wegen der Sanierung des Estesperrwerks wieder voll gesperrt und bleibt auch in den nächsten Wochen ohne Pause durchgängig geschlossen. In Cranz selbst ist die Ortdurchfahrt wegen der anhaltenden Sanierungsarbeiten dicht. Die Sperrungen in Cranz belasten vor allem die Dörfer am Obstmarschenweg und die Bundesstraße 73 mit zusätzlichem Umleitungsverkehr. Dazu muss die schon jetzt an den Nadelöhren Ovelgönne und Neukloster chronisch überlastete Bundesstraße auch noch den Mehrverkehr durch die Großbaustelle der Bahn aufnehmen.

+++ Estesperrwerk ist wieder für den Verkehr geschlossen +++

Die Deutsche Bahn sorgt für den großen Engpass Nummer 2: Am Wochenende haben die Vorarbeiten zur umfangreichen Sanierung der Gleise an der Bahnstrecke Buxtehude-Stade begonnen. Dazu sind bereits alle höhengleichen Bahnübergänge zwischen Buxtehude und Horneburg gesperrt worden. In Heitmannshausen, in Nottensdorf und in Horneburg im Zuge der Straße Vordamm bleiben die Schranken wegen der Gleiserneuerung bis Montag, 20. August, sogar dauerhaft geschlossen. In Neukloster an der Jorker Straße, der Hauptverbindung zwischen Jork und B 73, wird der Übergang morgen bis zum 14. August gesperrt.

Im gesamten Bereich zwischen dem Ellerbruchtunnel im Buxtehuder Stadtkern und der Autobahn 26-Zufahrt bei Horneburg besteht für den Autoverkehr bis dahin keine Möglichkeit mehr, auf die andere Seite der Bahnlinie zu wechseln. Wegen der Gleisbauarbeiten fahren seit Sonnabend nur noch vereinzelte S-Bahnen von Hamburg nach Stade und zurück. Der Großteil der Pendler muss auf den Metronom oder den Schienenersatzverkehr mit Bussen umsteigen. Auch wegen der Behinderungen im Bahnverkehr werden viele Bahnfahrer in der Bauphase, in der das gesamte Gleisbett und die Schienen erneuert werden, ins Auto umsteigen.

Zeitgleich beginnen die Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) mit der Sanierung ihrer Eisenbahnstrecke nach Bremervörde. Ab heute wird der Gleisabschnitt zwischen Harsefeld und Bargstedt erneuert. Auch hier werden die Bahnübergänge zeitweise gesperrt. Von heute an ist der Hauptübergang an der Bahnhofstraße für den Autoverkehr geschlossen. Auch Harsefelds Ortskern ist wegen der Neugestaltung der Marktstraße bis November für Autos gesperrt.

Als kritischsten Punkt im Baustellen-Ensemble sieht Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Großbaustelle Nummer 4 an der B 73 in Stade. Dort wird in den Ferien die Fahrbahn saniert. Seit Sonnabend ist die Bundesstraße in Stade im Abschnitt zwischen dem Kreisel zur A 26 und der Thuner Straße in beiden Richtungen voll gesperrt. Dort wird der Verkehr weiträumig über die B 74 und Fredenbeck umgeleitet.

Polizeisprecher Bohmbach setzt angesichts der diffusen Gemeingelage vorerst auf das Prinzip Hoffnung. Der Polizeioberkommissar hofft, dass viele Berufspendler am Wochenende in Urlaub gefahren sind und das ganz große Verkehrschaos deshalb ausbleibt.

Allen anderen Autofahrern rät Bohmbach dringend: Auf den ausgeschilderten Umleitungsstrecken bleiben und nicht versuchen, sich durch irgendwelche Schleichwege durchzumogeln: "Dort ist es garantiert voll", sagt Bohmbach. Ansonsten sollte jeder, der durch den Landkreis fahren muss, von vornherein mehr Zeit einplanen, vielleicht 20 Minuten früher losfahren, empfiehlt der Polizeioberkommissar. "Alle sollten jetzt am besten Geduld und Zeit mitbringen."