Bei den internationalen Klaviertagen Unterelbe vom 19. bis zum 28. Juli präsentieren sich Meisterschüler aus Tokio, New York und London.

Stade. Irgendwann haben sie alle mal klein angefangen, auch Mozart, Beethoven und Co. Doch wer jetzt schon wissen will, wie die möglichen Star-Pianisten von morgen heißen, der ist bei den Klaviertagen Unterelbe richtig, die vom 19. bis zum 28. Juli in Stade und Umgebung ausgetragen werden. Hier treten sie nämlich auf, die hoffnungsvollen Nachwuchspianisten.

Organisiert wird die Veranstaltung dieses Jahr zum bereits fünften Mal von Jochen Brockmann, stellvertretender Leiter der Kreisjugendmusikschule Stade. Basis des Festivals ist ein internationaler Meisterkursus, für den sich aufstrebende Pianisten gegen eine Gebühr anmelden können.

"Alles fing damit an, dass Professor Claudius Tanski von der Universität Mozarteum Salzburg den Kulturdezernenten in Stade eines Tages angesprochen hat, ob wir nicht Lust hätten, hier im Landkreis mal eine Jugendfreizeit mit dem Schwerpunkt Klavier zu veranstalten", erinnert sich Brockmann. Als Spitzenförderung sozusagen, zusätzlich zu den gängigen Musikinstitutionen. "So kam es dann, dass Herr Tanski und Professor Bernd Goetzke von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, der seit rund 20 Jahren im Stiftungsrat vom Schloss Agathenburg ist, den Kursus 2008 zusammen aufgebaut haben."

Zwölf junge Pianistinnen und Pianisten aus aller Welt nehmen in diesem Jahr an dem Kursus teil. Zehn Tage werden sie von Bernd Goetzke sowie der Gastdozentin Yoko Kono aus Tokio in den Räumlichkeiten der Kreisjugendmusikschule unterrichtet. "Herr Goetzke sagt immer, die Teilnahme an dem Kursus hier in Stade entspreche in etwa einem Studiensemester", sagt Brockmann. "Bei dem Kursus ging es aber von Anfang an auch darum, dass die Studenten lernen, die Musik aus dem stillen Kämmerlein herauszuführen und einem Publikum bei einem authentischen Vortrag zu präsentieren." Flankiert wird der Meisterkursus deshalb von insgesamt sechs Konzerten.

Los geht es heute Abend mit dem Eröffnungskonzert der in Seoul geborenen Pianistin Sae-Nal Lea Kim, die um 20 Uhr auf dem Gut Deinster Mühle auftritt. Sie hat selbst schon mehrmals an dem Meisterkursus teilgenommen und widmet sich an diesem Abend der Kammermusik. Zusammen mit einem Streicherquartett wird sie unter anderem das berühmte "Forellenquintett" von Schubert spielen.

Ebenfalls eine alte Bekannte ist Sarah Soyeon Kim, die bei den Klaviertagen 2011 mit dem Dozentenpreis ausgezeichnet wurde und morgen Abend um 20 Uhr in der Kirche "Zum guten Hirten" auf der Elbinsel Krautsand zu Gast sein wird, um Brahms, Mendelssohn-Bartholdy und Schumann zu spielen. "Sie hat sich im vergangenen Jahr enorm gesteigert und diverse weitere Preise gewonnen", so Brockmann. "Den Schwung, in dem sich diese junge Frau derzeit befindet, und mit dem sie eine Weltkarriere starten könnte, kann man wirklich spüren. Deswegen freuen wir uns sehr, dass sie dieses Jahr wieder dabei ist."

Etwas Besonderes verspricht auch der Abend am 22. Juli im Pferdestall im Schloss Agathenburg zu werden, bei dem Bernd Goetzke und Yoko Kono über das Werk von Arturo Benedetti Michaelangeli sprechen. "Die beiden sind zwei der wenigen, noch lebenden ehemaligen Schüler von Michaelangeli", sagt Brockmann. "Er hatte ein Haus in Südtirol, das er mit seinen Schülern teilte und wo die beiden viel Zeit mit ihm verbracht haben. Nach 30 Jahren sehen sie sich nun das erste Mal wieder und werden natürlich viele Anekdoten erzählen."

Moderiert wird der Abend von Professor Hans Bäßler, ein Kollege und guter Freund von Bernd Goetzke. Zur musikalischen Umrahmung des Gesprächs spielen Teilnehmer des Meisterkurses Werke, die einst auch von Michaelangeli eingespielt wurden. "Es geht uns auch darum herauszufinden, was Herr Goetzke und Frau Kono von Michaelangeli gelernt haben und heute an ihre Schüler vermitteln, sprich um die Frage, wie dieses Genie Arturo Benedetti Michaelangeli heute weiterlebt", sagt Brockmann.

Dazu kommen ein Workshop-Konzert am 24. Juli im Schloss Agathenburg, ein Auftritt des ukrainische Star-Pianisten Igor Tchetuev, der am 25. Juli ebenfalls im Schloss Agathenburg Werke von Beethoven spielt und als Vorbild für die Studenten eingeladen wurde, sowie das Abschlusskonzert in der Seminarturnhalle am 28. Juli. Zum 150. Geburtstag von Debussy werden alle zwölf Teilnehmer an jenem Abend Werke des französischen Komponisten spielen. Am Ende kann jeder Zuhörer seinen Favoriten für den mit 500 Euro dotierten Publikumspreis wählen.

Neben Teilnehmern aus Chile, London, New York, Tokio und Hannover sind wie jedes Jahr auch Talente aus der Region dabei. Johannes Ziegler aus Stade, der schon zum dritten Mal an den Klaviertagen teilnimmt, studiert mittlerweile Klavier in Wien. Der jüngste Teilnehmer ist der 12-jährige Florian Albrecht aus Buchholz, der das von Bern Goetzke gegründete Institut für Frühförderung in Hannover besucht.

"Wir wollen mit den Klaviertagen erreichen, dass das Stader Publikum möglichst viel davon mitbekommt, was die jungen Talente hier lernen. Und dass die Schüler der Kreisjugendmusikschule zu kleinen Preisen Klaviermusik auf Weltspitzenniveau hören können", sagt Brockmann, der mit Herz und Seele dabei ist. "Das ist zwar nicht gerade wenig Arbeit, zumal ich wirklich alles alleine mache, aber es macht auch viel Spaß, denn die jungen Leute freuen sich alle total. Außerdem genießt Stade in der Szene seitdem einen sehr guten Ruf und gilt als eine Stadt, in der man hervorragend Klavier üben und weiterkommen kann." Und das ist ja wirklich nicht das Schlechteste.