Der klappbare Fußgängersteg soll 2013 am Buxtehuder Fleth in der Praxis getestet werden. Kommt er dauerhaft zum Einsatz?

Buxtehude. Mit Brücken ist die Stadt Buxtehude eigentlich gut versorgt. Doch wenn es nach dem Willen von 26 Schülern der Berufsbildenden Schule an der Konopkastraße sowie Lions- und Rotary-Club geht, dürfen es noch mehr werden. Die Schüler der Metallbaugruppe entwickeln nämlich eine Klappbrücke, die - wenn alles so klappt, wie geplant - später für Fußgänger in der Stadt gebaut werden soll.

"Die Idee entstand vor knapp einem Jahr", sagt Christian Hermann vom Rotary-Club Buxtehude. Lions und Rotarier wollten ein Projekt ins Leben rufen, dass die Bildungslandschaft in Buxtehude bereichert, Synergien schafft und nachhaltige Wirkung zeigt. "Wir hatten uns gesagt, dass es gut wäre, wenn Schüler und Studenten gemeinsam ein Projekt für die Stadt entwickeln könnten. Mit der Hochschule 21 ist für ein Brückenbauprojekt der passende Partner vor Ort", sagt Hermann.

Auch Carsten Schröder von der BBS sieht es als Glücksfall für die Schule, dass die Hochschule 21 vor Ort ist. "Wir ergänzen uns hervorragend. Wir beginnen hier im Gymnasium sehr praktisch mit den Grundzügen einer mechatronischen Ausbildung, von der auch die Hochschule profitieren kann", sagt Schröder. Die Schüler würden perfekt für die weitere Ausbildung an der Hochschule 21 vorbereitet, der Standort Buxtehude könne somit zu einer bundesweiten Top-Adresse für die mechatronische Ausbildung werden.

Dafür muss die Brücke aber erst einmal stehen. Rund ein halbes Jahr haben die Schüler bisher an den Entwürfen gearbeitet. "Wir haben zuerst acht Entwürfe gehabt, die wir inhaltlich zusammengeführt haben. So sind nun drei Entwürfe übrig geblieben, die wir eingehender auf ihre mögliche Umsetzung im Alltag verfolgen wollen", sagt Johann Tuchscherer von der BBS, der mit seinem Kollegen Markus Zenz die Schüler begleitet und anleitet.

Sebastian Witt ist einer der Schüler, die über Monate an dem Projekt gearbeitet haben. "Wir haben mit einer generellen Vorplanung angefangen und im Winter ein erstes Brückenmodell entworfen. An dem jetzigen Modell haben wir dann etwa eine Woche lang gebaut", sagt der 17-Jährige bei der Präsentation des Entwurfes. Und das Modell, das er mit seiner Gruppe erarbeitet hat, wirkt alltagstauglich. Witt demonstriert die Funktion der Brücke. Mit Seilen und Motoren werden die Brückenelemente angehoben, eine Radkonstruktion sorgt für eine gleichmäßige Kraftübertragung. Die Brücke fährt sanft und sicher ein und aus. Bei den anderen Modellen sieht das noch etwas holpriger aus. Die Elemente bewegen sich ruckartig, ein punktgenaues Ansteuern des anderen Ufers wird ein wenig zum Glücksspiel.

"Die große Herausforderung ist für uns natürlich die elektrische Motorseilsteuerung für die einzelnen Komponenten", erklärt der Schüler Steffen Haack. Dazu sei eine ausgeklügelte Informationsverarbeitung nötig, die die Schüler aber noch nicht leisten können und die die kleinen Modell-Antriebe derzeit nicht bieten. "Es gibt noch einiges an Arbeit, aber wir bekommen da Hilfe von der Hochschule 21", sagt Tuchscherer. Die Hochschule beteiligt sich an dem Projekt, indem die Studenten die Schüler mit den technischen und statischen Berechnungen im weiteren Projektverlauf unterstützen. "Das sind Aufgaben, die die Schüler noch nicht leisten können, sie stehen ja erst am Anfang der mechatronischen Ausbildung. Daher sind wir froh darüber, dass die Hochschule sofort Unterstützung angeboten hat", sagt Tuchscherer.

Für Witt und seine Mitschüler ist das Projekt schon jetzt eine positive Erfahrung. Zum einen sähen die Schüler, wie sich ein Projekt von der ersten Idee bis zur letztendlichen Gestaltung schrittweise entwickelt, zum anderen lernten sie, in Gruppen gemeinsam zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und Aufgaben sinnvoll zu verteilen. "Es macht auf alle Fälle Spaß", sagt auch Haack.

Doch beim Spaß allein soll es nicht bleiben. Lions und Rotarier und auch die Hochschule und das Mechatronische Gymnasium wollen, dass das Projekt 2013 zu einem ernsten Projekt für Buxtehude wird. Noch wird an einer Weiterentwicklung der drei Modelle gearbeitet, zunächst mit Plexiglas. Einer der drei Entwürfe soll dann als großes Modell gebaut werden und beim Brückenfest der Hochschule 21 drei Personen sicher über das Fleth bringen. "Das wird keine leichte Aufgabe, die Kräfte müssen genau berechnet werden. Wir wollen ja nicht, dass das Modell zusammenklappt. Wir werden daher mit einem Gewicht von circa 600 Kilogramm an der Anlegerfläche planen, sagt Tuchscherer.

Sollte das Projekt die Generalprobe bestehen, wollen Lions und Rotarier anregen, eine solche Brücke für Passanten etwa beim Mühlenteich errichten zu lassen. Dafür würden aber Sponsorengelder und die Zustimmung der Stadt gebraucht. Und auch eine weiter ausgefeilte Technik. "Wir müssen sicherstellen, dass die Brücke nicht überlastet wird. Das ließe sich über Sensoren und eine Ampelschaltung lösen", sagt Tuchscherer. Bei der Frage, welcher Baustoff letztlich am sinnvollsten ist, sind die Schüler und Studenten noch nicht einig. Sicher ist nur: Die Brücke muss korrosionsbeständig sein.