Täter aus Osteuropa ergaunern hohe Geldbeträge von alten Menschen im Landkreis Stade

Stade/Buxtehude. Professionelle Betrüger sind mit einer neuen Masche aktiv. Sie rufen alte Menschen an und schildern einen angeblich schweren Unfall eines Familienangehörigen des Opfers. Die Anrufer geben vor, dass sofort eine große Geldsumme für eine Notoperation benötigt werde, die sofort abgeholt werden müsse.

Bei diesen sogenannten Schockanrufen, die bundesweit vorkommen, setzen die Täter auf den Überraschungseffekt. Der Landkreis Stade ist ebenfalls betroffen. Der Polizei sind etwa zehn Fälle, erfolgreiche und nicht erfolgreiche, aus diesem Jahr bekannt. Im Visier der Profibetrüger sind alte Menschen mit russischem Migrationshintergrund. Bundesweite Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass die Täter vermutlich aus Litauen stammen. Im Mai dieses Jahres hat die Polizei Köln zwei Mitglieder einer bundesweit agierenden litauischen Betrügerbande geschnappt.

Die Ermittler gehen davon aus, dass das ergaunerte Geld sofort nach Litauen überwiesen wird. Weiterhin stammen die Telefonnummern, die Opfer in unterschiedlichen Regionen Deutschlands vom Display abschrieben, immer aus Litauen.

Im Landkreis Stade fiel, wie berichtet, zuletzt Ende Juni eine 79 Jahre alte Frau aus Drochtersen auf die Trickbetrüger herein. Sie händigte dem Abholer mehrere Hundert Euro aus. Im März dieses Jahres glaubte auch eine 66 Jahre alte Frau aus Buxtehude den Anrufern. Sie ging sogar extra zur Bank und übergab den Betrügern gleich mehrere Tausend Euro. "Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher ist", sagte Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Das gelte sowohl für erfolgreiche als auch für nicht erfolgreiche Taten. "Einige Leute schämen sich, wenn sie auf die Masche hereingefallen sind", so Bohmbach. Andere wiederum würden einfach auflegen und den Vorfall nicht bei der Polizei anzeigen. Doch genau dieses Vorgehen sei falsch.

Die Polizei ist auf die Mithilfe der Opfer angewiesen, um die Täter zu schnappen. "Wer solch einen Anruf bekommt, sollte, wenn möglich, die Nummer notieren, das Gespräch beenden und sofort die Polizei anrufen, nicht erst am nächsten Tag oder Stunden später", sagt Bohmbach. Bislang tappen die Stader Beamten noch völlig im Dunkeln. Einige Opfer notierten die angezeigte Telefonnummer. Doch da diese nach Osteuropa führen, gestalten sich die weiteren Ermittlungen schwierig.

Die Polizei warnt in diesem Zusammenhang noch einmal vor der neuen Masche. Die Vorwände der Betrüger am Telefon seien total abwegig, weil in Deutschland keine Operation bar bezahlt werden müsse, sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach.