Die Veranstaltungen auf der Elbinsel Krautsand stehen nach einem Verkehrschaos in der Kritik. Jetzt soll der Gewerbeverein übernehmen.

Drochtersen. Der Gewerbeverein Drochtersen soll mit einem neuen Sicherheits- und Verkehrskonzept als Veranstalter des Flohmarkts auf der Elbinsel Krautsand auftreten. Nach Ärger um die Veranstaltung wird nun für kommenden Sonntag, 8. Juli, wieder ein Flohmarkt organisiert. Hintergrund ist der jüngste Markt vom 1. Mai dieses Jahres, bei dem es zu einem Verkehrschaos auf Krautsand kam. Wegen des guten Wetters waren mehr als 400 Standbetreiber gekommen. An diesem Sonntag soll alles besser werden.

Die Inselflohmärkte gibt es seit knapp 25 Jahren. Zwischen 2007 und 2010 war die Gemeinde Drochtersen Veranstalter der Flohmärkte. Mitte 2010 gründeten fünf Gesellschafter, Thomas Nehrke, Dirk Ludewig, Arndt Grube, Sascha Loudovici und der Gewerbeverein Drochtersen, die Werbegemeinschaft Drochtersen aktuell. Ziel war es, das kulturelle Leben in der Gemeinde zu fördern. Die Kommune übertrug der Werbegemeinschaft auch die Ausrichtung der maritimen Flohmärkte. Kritik gab es dafür vom Drochterser Ratsherr und Rechtsanwalt Cornelius van Lessen von der Freien Wählergemeinschaft (FWG).

"Von der Gemeinde gibt es nichts zu übertragen, weil die Ausrichtung von Flohmärkten keine gesetzliche Aufgabe ist", sagte van Lessen. Nach dem Verkehrschaos vom 1. Mai bohrte er nach. Dabei deckte er nach eigenen Angaben auf, dass die Flohmärkte nicht nach dem Feiertagsgesetz genehmigt waren. Seine Einwände hatten weitreichende Folgen. Nach nur zwei Jahren löste sich die Werbegemeinschaft Drochtersen aktuell kurz nach dem Ärger vom 1. Mai auf. Die Gesellschafter nannten eine von Cornelius van Lessen gestartete "Hetzkampagne" als Grund.

Der Kommunalpolitiker habe polemisiert, die Gesellschafter beschimpft und sie als Täter in die Ecke gestellt, sagte Thomas Nehrke, bis dahin Geschäftsführer von Drochtersen aktuell, nach der Auflösung. "Ich bin sehr traurig, aber wir haben keinen Ausweg gesehen", sagte er. Van Lessen lässt die Kritik, die mittlerweile auch sehr persönlich geworden ist, an sich abprallen. "Das interessiert mich nicht", sagt er und ergänzt: "Ich halte mich nur an Beschlüsse und gesetzliche Regelungen."

Doch wie geht es jetzt weiter mit den Inselflohmärkten? Darüber berät heute Abend der Verwaltungsausschuss der Gemeinde in nicht öffentlicher Sitzung. Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch schlägt vor, die Flohmärkte für 2012 auf den Gewerbeverein zu übertragen. Die Einnahmen aus den Standgeldern sollen dem Gewerbeverein zur Verfügung stehen. Eventuelle Kosten, zum Beispiel für die Beseitigung des Mülls, müsse der Verein tragen.

Die FWG-Fraktion wird die Vorlage ablehnen. Sollte der Beschluss heute Abend dennoch gefasst werden, prüft die Gemeinde eine mögliche Genehmigung des Flohmarktes. Wichtig ist laut Bösch für die kommende Veranstaltung, dass keine gewerblichen Händler zugelassen seien. Der Gewerbeverein hat zudem ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept entwickelt. Für die Verkehrsüberwachung sorge ein privates Sicherheitsunternehmen aus Bremen, sagt Bürgermeister Bösch.

Für mögliche Sanktionen werden auch die beiden Verkehrsüberwacher der Gemeinde Drochtersen im Einsatz sein. Wer im Halteverbot parkt, muss mit einem Strafzettel rechnen. "Autos, die Hofeinfahrten blockieren, werden abgeschleppt", sagt Bösch. Dirk Ludewig, der den Flohmarkt weiterhin organisiert, ist optimistisch. "Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung."

Ludewig versuche nach eigener Aussage seit 40 Jahren, die Kleinkunst in Drochtersen anzuschieben. Drochtersen aktuell sei eine gute Möglichkeit gewesen, weil die Gesellschaft das finanzielle Risiko für Gastronomen bei Konzerten gesenkt habe. Schließlich sei es das Konzept von Drochtersen aktuell gewesen, defizitäre Veranstaltungen mit den Einnahmen von gut funktionierenden Veranstaltungen aufzufangen.

Er werde auch weiterhin Veranstaltungen in Drochtersen organisieren, sagt Ludewig. "Ohne Drochtersen aktuell wird es schwieriger sein, aber die Welt geht nicht unter." Der Organisator des Flohmarkts räumt ein, dass der jüngste Inselflohmarkt chaotisch abgelaufen sei. Er habe nicht mit derart vielen Ständen und Besuchern gerechnet. Aber deshalb sei das Verkehrskonzept jetzt überarbeitet worden. "Wir wollen auch weiterhin helfen, die Flohmärkte zu organisieren", sagt Ludewig. Schließlich hätten diese eine Bedeutung "weit über Drochtersen hinaus."

In diesem Jahr sollen noch drei Flohmärkte mit dem Veranstalter Gewerbeverein organisiert werden. Dann muss neu beraten werden, wie es weitergeht. Der heute anstehende Beschluss im Verwaltungsausschuss klärt nur die Situation in diesem Jahr. Informationen zum kommenden Flohmarkt erteilt Dirk Ludewig unter Telefon 0171/542 23 90. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Bürgermeister Bösch hat angekündigt, sich am Sonntag ab 8 Uhr selbst einen Überblick über die Situation zu verschaffen und im Notfall erforderliche Entscheidungen zu treffen. Einen Überblick verschaffen wird sich mit Sicherheit auch Cornelius van Lessen.