Das neue Konzept zur Kinder- und Jugendarbeit in Stade soll von Schülern und Sozialarbeitern mitgestaltet werden

Stade. Die Stader Politiker wollen jetzt Kinder, Jugendliche, Lehrer und Sozialarbeiter zu ihren Wünschen und Anregungen für die Jugendarbeit in der Stadt befragen. Zu diesem nächsten Schritt in der Konzeptionierung der künftigen kommunalen Kinder- und Jugendarbeit in der Hansestadt Stade entschieden sich die Mitglieder des Ausschusses für Kinder, Jugendliche, Senioren und Familie mehrheitlich.

Es sei wenig sinnvoll, so die einhellige Meinung in der jüngsten Ausschusssitzung im historischen Rathaus, ein Jugendarbeitskonzept vom Reißbrett aus festzuzurren, ohne mit denen gesprochen zu haben, die die Angebote und Programme in den Jugendhäusern später auch nutzen sollen.

Ein weitergehender Antrag der Grünen-Fraktion, diese Befragungen in großem Rahmen durchzuführen, wurde von dem Grünen-Fraktionsmitglied Axel Kleindienst nach längerer Diskussionsrunde zurückgenommen. Die Grünen wollten alle relevanten Gruppen in die Diskussion einbeziehen. Aus Sicht der SPD und der CDU ist diese Arbeitsweise jedoch zu umfangreich und wenig zielführend.

Am 1. Januar, so die derzeitige Planung, soll die Jugendarbeit in der Hansestadt auf Basis dieses neuen Konzeptes, über das derzeit beraten wird, starten. Stades Stadtrat Dirk Kraska machte aber deutlich, dass auch nach dem 1. Januar weiter an dem Konzept gearbeitet werden müsse. "Konzepte müssen leben. Man muss sie ständig beobachten, ob sie noch den konkreten Gegebenheiten entsprechen."

Wie berichtet, will die Stadt künftig weniger auf offene Jugendarbeit setzen. Vielmehr soll den Jugendlichen ein umfangreicheres Programm geboten werden. Am Rande der Sitzung sagte SPD-Ratsmitglied Osman Can: "Für meinen Geschmack arbeitet dieser Konzeptentwurf zu sehr von oben nach unten. Es macht wenig Sinn, Jugendlichen ein Programm vorzusetzen, das von oben kommt und an ihren Bedürfnissen vorbeigeht."

In engem Zusammenhang mit dem neuen Konzept für die kommunale Kinder- und Jugendarbeit steht die marode Jugendfreizeitstätte "Alter Schlachthof", die derzeit wegen Einsturzgefahr des Daches nur noch sehr eingeschränkt genutzt werden kann. Die Jugendfreizeitstätte soll zentraler Punkt der Jugendarbeit in Stade werden. Und in der Ausschusssitzung haben sich jetzt alle Fraktionen auf eine Sanierung für mehr als eine Million Euro geeinigt. Während SPD und Grüne bereits vor der Sitzung angedeutet hatten, sie würden sich für die Sanierung und gegen einen teuren Neubau einer Jugendfreizeitstätte im Ausschuss aussprechen, kam die Kehrtwende der CDU doch überraschend.

CDU-Fraktionschefin Kristina Kilian-Klinge und ihre Fraktion wollten sich zuerst nicht mit der Sanierung anfreunden, weil die Gefahren beim Bauen im Bestand einfach zu groß seien. Man suche derzeit noch nach Alternativen zum Schlachthof, hatte Kilian-Klinge vor der Sitzung gesagt. Doch daraus wurde nichts. "Wir haben einfach keine Alternativen gefunden. Deswegen werden wir hier heute einer Sanierung der Jugendfreizeitstätte zustimmen, wenn auch mit Bauchschmerzen und in der Hoffnung, dass die Kosten nicht höher werden, als von der Bauabteilung veranschlagt", sagte die Fraktionschefin.

Sie regte an, bei den Planungen für die Sanierung Studenten und Professoren der Buxtehuder Hochschule 21 einzubeziehen. So könne man die "innovativen Idee von jungen Fachleuten für unseren Schlachthof nutzen. Die Studenten sind doch näher an den Jugendlichen als unser Bauabteilung", so Kristina Kilian-Klinge.

"Bauchschmerzen und Angst vor höheren Kosten" habe auch die SPD-Fraktion, sagte deren stellvertretende Vorsitzende, Monika Ziebarth. "Aber unsere Jugend sollte es uns wert sein, dass wir dieses Geld in ihre Jugendfreizeitstätte investieren. Die Atmosphäre im Schlachthof ist einfach schön, und Generationen von Stadern sind dort groß geworden", sagte Ziebarth.

Dirk Kraska stellte in der Sitzung klar, dass die Stadtverwaltung bereits überprüft habe, ob die Hansestadt mit Fördergeld für die Sanierung des Gebäudes rechnen könne. Ohne Erfolg. "Die Antwort ist klar. Es wird keine Fördergelder geben", so der Stadtrat.

Auf der Tagesordnung des Ausschusses stand auch eine Anregung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, in der Hansestadt Stade eine zentrale Anmeldestelle für Kinderbetreuungsplätze einzurichten. Eine solche Meldestelle würde, so Axel Kleindienst von den Grünen, das Verfahren für Eltern um einiges erleichtern. Vorhandene freie Plätze könnten direkter und transparenter vergeben werden.

Die Verwaltung arbeitet bereits im Rathaus an der Prüfung dieses neuen Systems. Ein entsprechendes Computersystem müsse angeschafft und die zuständigen Mitarbeiter geschult werden, hieß es von der Verwaltung. Das Programm kostet 3300 Euro im Jahr. Die einmaligen Kosten für die Schulung wurden mit rund 6000 Euro beziffert. Frühestens im kommenden Jahr könnte das System starten.