Carsten Hoffmann aus Horneburg ist einer von 150 Magiern in Deutschland, die von ihrer Begabung leben können. Er tritt als “Hokus“ auf.

Horneburg. "Ich lebe davon, andere Menschen zu betrügen", sagt Carsten Hoffmann selbstbewusst, fügt aber sogleich hinzu: "Obwohl ich das Wort 'betrügen' nicht mag, es geht mir mehr um eine Täuschung im ehrlichen Zusammenhang."

Täuschen ist Carsten Hoffmanns große Leidenschaft, denn er ist Zauberer und als solcher Mitglied in Deutschlands größter Zauberer-Vereinigung, dem Magischen Zirkel. 2800 Mitglieder zählt der Zirkel insgesamt, aber nur 150 Zauberer können, laut der Vereinigung, hauptberuflich vom Tricksen leben. Der Horneburger Hoffmann ist einer von ihnen.

Seit rund zehn Jahren zaubert und trickst Hoffmann in der Region. "Beim Zaubern geht es neben dem Kunststück auch um das Drumherum. Ich muss das Publikum vorher und nachher in eine Geschichte einbinden", sagt der Magier. Ablenkung sei das A und O, denn die Voraussetzung für das Gelingen eines Zaubertricks sei, dass sich der Zuschauer eben täusche.

Hoffmann zaubert auf privaten und öffentlichen Feiern wie bei Hochzeiten, Firmenfesten oder auf Geburtstagen. Seine Darstellungsart ist vielfältig, er arbeitet am Tisch, im Parkett oder auf der Bühne. Wobei ihm die Arbeit im "Close-Up", also im direkten Kontakt zum Publikum, am meisten Spaß macht. Während seiner Auftritte und Shows setzt Hoffmann vor allem auf die Neugierde der Zuschauer und hat auch kein Problem damit, wenn diese das Zauberkunststück einmal selber versuchen wollen.

Regelrecht wahnsinnig werden vor allem Männer ab und an, wenn sie nicht rauskriegen, wie ein bestimmter Trick funktioniert, weiß Hoffmann. "Schwierig ist es mit Ingenieuren, die es gewohnt sind, logisch zu denken. Sie können die Show erst genießen, wenn sie den Kopf ausschalten."

Wie aber kommt der Zauberer zum Zaubern? Hoffmann selber weiß das auch nicht so recht. "Richtig 'Klick' gemacht hat es nie. Es war eher ein schleichender Prozess", sagt er und beschreibt damit seinen Werdegang vom Versicherungsangestellten über eine Anstellung als Tischler bis hin zu seinem Traumberuf. "Zauberer wird man nicht von heute auf morgen, bei mir hat es sich ergeben, als ich unzufrieden in meinen Beruf war und zum Spaß in ein Zaubergerätefachgeschäft gegangen bin. Ich glaube, dort bin ich infiziert worden."

Entscheidend ist überdies die Veranlagung. Schon in der Schulzeit war Hoffmann ein Kind, das gerne im Mittelpunkt gestanden hat. "Ich glaube, das schlummerte bereits in mir. Typen wie ich haben einen kleinen Knall, eine Marotte, einen Spleen", sagt Hoffmann. Er selbst geht davon aus, dass er einen "etwas verrückten Eindruck" auf Fremde mache, aber das gehöre so manches Mal auch zur Show.

So spektakulär daher seine Auftritte sein können, so unspektakulär ist der Weg dorthin. "Woher die Tricks kommen, ist eigentlich ziemlich simpel", sagt der 46 Jahre alte Familienvater, "wir Magier lesen Zauberzeitschriften und besuchen Zaubergerätefachgeschäfte. Dort geht man hinein, lässt sich inspirieren und kauft das, was der Geldbeutel zulässt." Dann braucht es noch Fingerfertigkeit und das Drumherum, fertig ist so mancher Trick. So einfach macht es sich Hoffmann aber nicht immer.

Ständig ist er auf der Suche nach neuen Methoden, denkt sich neue Täuschungen selber aus, arbeitet an seinen Ablenkungsmanövern, entwickelt Tricks weiter und bastelt an neuen Requisiten. Ein Fan großer Übungseinheiten ist Hoffmann allerdings nicht, er verlässt sich lieber auf sein Talent. "Als Zauberer sollte man Sachen machen, die einem liegen. Gewisse Fingerübungen gehen mir beispielsweise leicht von der Hand."

Arbeit ist die Vorbereitung auf Auftritte für ihn nicht - und schon gar nicht die Show selbst. "Ich bin glücklich, wenn ich für Heiterkeit und Sorglosigkeit sorgen kann", sagt Hoffmann und betont, dass es ihm nicht darum gehe, dass er bewundert werde, sondern vielmehr darum, dass der Tag dem Zuschauer in Erinnerung bleibe.

Sein kleinster Auftritt war eine Mann-zu-Mann-Show. Ein Vater hatte seinem Sohn zur Konfirmation ein paar Stunden mit Hoffmann geschenkt. "Das finde ich toll. In so einer Situation bringe ich dem Kind dann auch den einen oder anderen Trick bei. Auch wenn das andere Zaubererkollegen vielleicht aufregt, ich möchte auch den Nachwuchs fördern", so Hoffmann. Sein persönlicher "Ritterschlag" sei sowieso, einen Jugendlichen "zu kriegen", für seinen Auftritt zu begeistern.

Der Alltag eines Zauberers kann wenig mysteriös sein. "Montag ist mein fester Bürotag, da sitze ich nur am Schreibtisch und mache meine Buchhaltung, das gehört zu meinem Beruf dazu", sagt der Horneburger. Das weiß er, seit er versucht hat, sich hauptberuflich als Zauberer zu melden. "Bei der Gewerbeanmeldung hatten die Bearbeiter eine Menge Fragezeichen im Gesicht und wussten nicht, wie sie meine Arbeit nun ins Beamtendeutsch übersetzen sollten", sagt Hoffmann und amüsiert sich noch heute über diese Situation. Schließlich haben sie es aber geschafft und mittlerweile steht sein Künstlername "Hokus" auch in seinem Personalausweis.

Mit der Auswahl dieses Namens ist Hoffmann allerdings nicht mehr zufrieden. "Bei einem meiner ersten Auftritte, fragte mich ein Reporter, wie mein Künstlername lauten würde. Ich hatte keinen und sagte auf Drängen einfach 'Hokus'. So stand es dann in der Zeitung. Heute denke ich: 'Hokus' - da hätte ich mir vielleicht etwas Originelleres einfallen lassen können."