Buxtehuder Einrichtung hat sieben Austauschprogramme im Angebot. Ein Flyer bietet den Jugendlichen Informationen zum Angebot.

Buxtehude. Lieber eine Woche Schweden oder doch eher in die Türkei? Die Schüler der Buxtehuder Halepaghenschule haben regelmäßig die Qual der Wahl. Insgesamt sieben Austauschprogramme bietet das Gymnasium ihnen an, neben Schweden und der Türkei sind noch Litauen, Spanien, die USA und zweimal Frankreich, einmal für die achten Klassen und einmal für die Klassen zehn bis zwölf, zu vergeben. An maximal zwei Austauschfahrten darf jeder der Schüler in seiner Schulzeit teilnehmen, jeweils in der Unter- und der Oberstufe. Mit dieser großen Auswahl dürfte die Buxtehuder Schule in der Region auf einem Spitzenplatz liegen.

Für die Jugendlichen selbst sei die eine Woche in der Gastfamilie ein erster Einblick in eine völlig fremde Welt, sagt Silke Behm, die gemeinsam mit Hermann Hausmann für Fremdsprachen und Austauschprojekte an der Schule verantwortlich ist. Die Mädchen und Jungen sehen: Das Lernen von Vokabeln hat einen Sinn. Nur so komme ich im Ausland klar und kann mit anderen Menschen sprechen.

Diese Erfahrung haben auch Lina Hartwig, 12, Stine Büttner, 14, und Julian Schmidt, 17, gemacht. Lina war im Februar eine Woche in Istanbul, wo sie mit ihrer Austauschpartnerin Melissa in eine jüdische Schule gegangen ist. "Das war spannend, weil ich zwar einige Türken aus Deutschland kenne, aber nicht die Kultur in der Türkei selbst", sagt sie. Die Familie sei sehr herzlich gewesen und habe viel Rücksicht auf sie genommen. Zum Beispiel habe man sie immer extra gefragt, was sie essen wolle, erzählt sie.

Dass sie nun fließend Türkisch spricht, kann die Zwölfjährige aber nicht von sich behaupten. Die Kommunikation fand fast nur auf Englisch statt, doch das war kein Problem. Noch heute habe sie per Facebook Kontakt zu Melissa. "Eigentlich wollten wir uns in den Sommerferien treffen, aber das hat dann doch nicht geklappt."

Bei Stine ist der Kontakt intensiver. Die 14-Jährige war eine Woche vor den Herbstferien im schwedischen Örebro und telefoniert noch heute regelmäßig mit ihrer Austauschpartnerin Louise. Die Verbindung der beiden ist eng, weil Louise an Diabetes leidet und bei ihrem Aufenthalt in Deutschland behandelt werden musste. So ein Vorfall schweißt zusammen.

Vor allem die große Freundlichkeit der Schweden sei ihr aufgefallen, erzählt Stine. "Sobald man jemanden anguckt, lächeln sie." Jeder sei hilfsbereit und offen und habe immer schnell persönliche Dinge von sich preisgegeben. Überrascht habe sie ebenfalls, wie bodenständig viele Schweden selbst dann sind, wenn sie viel Geld haben. "Ich wollte gucken, inwiefern sich das Leben in Schweden von dem in Deutschland unterscheidet", sagt Stine. Ihr Fazit: Es unterscheidet sich durchaus.

Wie es in dieser Hinsicht in Litauen aussieht, hat Julian bei seinem zehntägigen Aufenthalt im Juni dieses Jahres in Silute erfahren. Brigitta hieß seine Austauschpartnerin, und auch mit ihr hat er sich fast nur auf Englisch unterhalten. "Die Gesellschaft dort ist ganz anders als bei uns", erzählt er. Seine Erfahrung war, dass es dort fast keine Mittelschicht gibt, viele Leute seien entweder relativ arm oder relativ reich. Die Litauer hätten sich aber Mühe gegeben, diese Unterschiede zu verwischen.

Aufgefallen sei ihm zudem, dass die Leute dort noch handyverrückter seien als in Deutschland und ihre Autos im wahrsten Wortsinne Gebrauchsgegenstände sind. "Unglaublich, wie manche aussahen", sagt er. Zu seiner Austauschpartnerin selbst hat Julian kaum noch Kontakt, etwas enger ist die Verbindung zu anderen aus der Gruppe.

"Wir versuchen natürlich, für jeden Schüler einen passenden Austauschpartner zu finden", sagt Hermann Hausmann. Doch das gelinge nun mal nicht immer. Etwas Sorge bereitet ihm, dass das Interesse an der deutschen Sprache im Ausland generell weniger wird. Der älteste Austausch ist zum Beispiel der mit den USA, er läuft seit mehr als 30 Jahren. Doch mittlerweile ist er nur noch einseitig, das heißt, nur die Deutschen fliegen über den großen Teich, von den Amerikanern kommt niemand nach Buxtehude. Auch im französischen Blagnac, der Partnerstadt von Buxtehude, gibt es nur wenige Interessenten, während in Litauen die Teilnehmerzahlen recht hoch sind. "Das Interesse an Westeuropa ist groß", sagt Silke Behm. Seit einiger Zeit ändert sich aber auch das, der Fokus auf Russland nimmt immer mehr zu.