Schulinspektion bewertet Buxtehuder Einrichtung fast überall mit “stark“. Großer Praxisanteil, gute Kommunikation, interessante Projekte

Buxtehude. Eigentlich könnte man meinen, dass Realschulen schon lange so etwas wie ein Auslaufmodell sind. Immer, wenn es um Bildung geht, ist vor allem von den neuen, zukunftsweisenden Formen die Rede, zu denen etwa die Integrierte Gesamtschule, die Oberschule und die Offene Ganztagsschule gehört. Realschule - das ist doch Schnee von gestern.

Vielleicht kann Schulleiterin Hanka Schwedt deshalb mehr als stolz auf das Ergebnis sein, das "ihre" Schule, die Realschule Süd in Buxtehude, bei der jüngsten Schulinspektion eingefahren hat. In acht von 15 Qualitätskriterien hat sie ein "stark" bekommen, das ist die höchste Stufe. Sechsmal gab es ein "eher stark als schwach", was die zweithöchste Stufe ist.

Unterm Strich heißt das, dass die Einrichtung im Süden der Estestadt in fast allen Punkten ganz weit vorne liegt, sei es beim Schulklima oder bei der Führungsverantwortung der Schulleitung. Und daran hat natürlich nicht nur die Schulleitung selbst ihren Anteil, sondern alle Schüler und Schülervertreter, die Eltern, Sekretärinnen und der Hausmeister.

Doch was genau ist das Geheimrezept der Realschule? Wie hat sie es geschafft, die Schulinspektion so sehr von sich zu überzeugen? Bernd Lüneburg muss nicht lange überlegen. Für den Leiter der Steuergruppe ist sofort klar, was den Erfolg ausmacht. "Wir brechen feste Strukturen auf und probieren immer wieder Neues", sagt er.

Hauptverantwortlich dafür ist die Steuergruppe, der Lüneburg vorsteht und die an anderen Schulen eher eine Seltenheit ist. Die Gruppe der Realschule Süd setzt sich aus vier Lehrern und der Schulleitung zusammen, die wöchentlich tagen und Vorschläge für Neuerungen und Verbesserungen erarbeiten. In einem Quorum wird darüber abgestimmt, und je nach Ergebnis in die Tat umgesetzt oder verworfen. "In anderen Schulen verlaufen viele Dinge vielleicht im Sande, wir bleiben aber dran", sagt er.

Zu diesem "Dranbleiben" gehört unter anderem der große Praxisanteil an der Schule, der sich oftmals aus dem Unterricht heraus entwickelt. Jedes Jahr arbeitet der achte Jahrgang an einem Wirtschaftsprojekt, bei dem die Schüler lernen, wie man Buch führt, Produkte herstellt und anschließend verkauft. Annika, Noemi, Melissa und Lavinia haben beispielsweise eigenständig Kalender und Karten hergestellt, die sie bei Veranstaltungen an den Mann oder die Frau bringen wollen. "Das macht Spaß, und wir sehen, wie die Arbeitswelt funktioniert", sagt Noemi.

Weitere Dinge, die die Schulinspektion positiv herausgestellt hat, sind zum Beispiel der Malort mit therapeutischem Ansatz und Integrationsauftrag, der einzigartig in ganz Niedersachsen ist, die Schülerfirma, die Hausaufgabenbetreuung, die Streitschlichter und die Tatsache, dass es für jedes Jahr einen Plan über Ziele und Inhalte gibt. Seit 2008 verfügt die Realschule zudem über ein Schulprogramm, das den Titel "Auf dem Weg zur bewegten Schule" trägt und sich klassischerweise vor allem auf den Unterricht bezieht, aber den Schülern auch Freiräume schafft. "Vieles wird bei uns jahrgangsübergreifend gemacht", sagt Hanka Schwedt.

Es ist auch die gute Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Schülern, die bei der Realschule Süd nicht nur aus Sicht der Schulinspektion, sondern auch aus Sicht der Elternvertreterin Petra-Susanne Eckoldt besonders hervorsticht. "Die Eltern bekommen E-Mails, die Internetseite ist immer aktuell, und der Schulelternrat tauscht sich regelmäßig mit der Schulleitung aus", sagt sie. Bei wichtigen Entscheidungen sind somit alle auf dem gleichen Wissensstand.

Nimmt man all das zusammen, wundert es nicht, dass ein Großteil der Absolventen aufs Gymnasium wechselt, vor allem auf das Fachgymnasium an den Berufsbildenden Schulen. Im vergangenen Jahr waren es von 84 Schülern im Abschlussjahrgang 24. Den erweiterten Realschulabschluss haben 46 geschafft.