Der Ortskern soll für 5,53 Millionen Euro nach Ideen von Bürgern und der Stadtverwaltung neu gestaltet und teilweise beruhigt werden

Bützfleth. Er ist das Einfahrtstor nach Kehdingen, der Obstmarschenweg. Täglich drängeln sich Lastwagen auf ihrem Weg nach Wischhafen und Cuxhaven sowie tausende Berufspendler auf dem Weg nach Stade auf der Landesstraße, die mitten durch den Ort Bützfleth verläuft. Die Straße, so nützlich sie für den Verkehr ist, ist eine für den Kehdinger Ort wenig attraktive Durchfahrtstraße.

Zahlreiche Häuser, die einmal bessere Zeiten gesehen haben, stehen dicht an der Hauptverkehrsstraße, die Kurven machen den Obstmarschenweg unübersichtlich und gefährlich. Vor allem für Fußgänger, für die nur wenige Möglichkeiten bestehen, die Straße sicher zu überqueren. Doch schon bald soll hier alles besser werden.

Die Stader Stadtverwaltung und der Ortschaftsrat verfolgen seit mehreren Jahren das Ziel, Bützfleth optisch aufzuwerten, wohnlicher, attraktiver und sicherer zu machen. Damit sich auch alle Bürger mit dem neuen Bützflether Ortskern anfreunden können, wurden drei Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, in denen die Bützflether und die Stadtverwaltung ihre Ideen einbringen konnten. Die Ergebnisse der gemeinsamen Planung liegen nun vor.

"Das Ziel, den Ort aufzuwerten, kann mit den Vorschlägen von Bürgern und Verwaltung jetzt konkret angegangen werden", bilanziert Nils Jacobs, Oberbaurat der Stadt Stade, der das mindestens 5,53 Millionen Euro teure Projekt begleitet. Bis Ende des Jahres muss der Rahmenplan in Hannover vorliegen, um die Finanzierung zu sichern. Der Obstmarschenweg werde, so das allgemeine Urteil, bis zum Bau der Autobahn A 26 unter einem hohen Verkehrsaufkommen leiden. "Es wird oft zu schnell im Ort gefahren. Daher war eine der Fragestellungen, wie das Tempo sinnvoll herausgenommen werden kann", sagt Jacobs. Dies könne etwa mit der Errichtung von Baumtoren an den Einfallsstraßen geschehen. Zudem wird überlegt, den Obstmarschenweg optisch schmaler zu machen, sodass das Geschwindigkeitsgefühl der Autofahrer verändert wird.

Der Obstmarschenweg soll zudem zwei Kreisverkehre erhalten, einen an der Ecke Obstmarschenweg/Flethweg/Alte Chaussee, den zweiten an der bislang unübersichtlichen, in einer Kurve gelegenen Kreuzung des Obstmarschenwegs mit der Kirchstraße im Ortszentrum. "Das Abbiegen von der Kirchstraße auf den Obstmarschenweg ist derzeit gefährlich, die Straße ist nicht einsehbar. Mit einem Kreisverkehr kann die Ecke entschärft werden", erklärt Jacobs. Doch dafür müssten wahrscheinlich zwei Gebäude, die im Privatbesitz sind, abgerissen werden. Die Gespräche mit den Hausbesitzern müssten noch geführt werden.

Der derzeit brachliegende Bereich bei der etwa 300 Meter entfernten Grundschule, auf dem das baufällige Hauptschulgebäude abgerissen worden ist, soll ebenfalls aufgewertet werden. Hier ist geplant, eine Parkanlage inklusive Parkplätzen zu schaffen. Auch ein sicherer Straßenübergang für die Schüler soll gebaut werden. "Die Querungsmöglichkeiten sind enorm wichtig, denn für die Schüler ist die Verkehrssituation derzeit gefährlich", sagt der Bützflether CDU-Fraktionschef Hans-Hermann Ott. Er plädiert daher, zunächst im Bereich der Schule mit den Sanierungsarbeiten zu beginnen, sobald der Rahmenplan steht.

Der Ortskern soll um die St.-Nicolai-Kirche und das Dorfgemeinschaftshaus herumführend zudem mit einer parkähnlichen Grünanlage umschlossen werden. Diese soll zugleich als alternativer Rad- und Fußweg für die Bürger dienen, damit diese nicht zwangsläufig den ohnehin stark befahrenen Obstmarschenweg nutzen müssen.

"Die Idee ist, dass wir unter anderem mit dieser parkähnlichen Anlage die Lebensqualität steigern und mehr Anreize zum Verweilen für Bürger im Ort schaffen", sagt Jacobs. Auch ein Kulturpfad entlang der Kehdinger Kreisbahn soll geschaffen werden, um den Ort zusätzlich aufzuwerten. Die Maßnahmen in unmittelbarer Nähe zum Elbe-Radwanderweg, der direkt an der Ecke Obstmarschenweg/Kirchhof entlangführt, sollen Touristen zum Verweilen in den Ort locken. Um dieses zu erreichen, wird zudem vorgeschlagen, ein modernes Café und auch Marktstände angrenzend zum Kirchhofkreisel einzurichten. Zugleich sollen ortsprägende Bauten saniert werden, damit ein optisch ansprechender Platz am Kreisel entsteht.

Der Bützflether Rat begrüßt die Vorschläge, die von der Verwaltung mit Bürgern erarbeitet wurden. "Wir müssen nun zügig die ersten Projekte konkret angehen und umsetzen, damit wir rechtzeitig den Rahmenplan in Hannover haben", meint Hans-Hermann Ott (CDU). Und dies, obwohl noch nicht alle Aspekte geklärt seien, da die Zeit dränge. Das sehen auch die anderen Fraktionen so, jedoch wollen sie mit den Bürgern beraten, welche Maßnahmen aus ihrer Sicht die dringendsten sind und wie etwa die Frage eines Gebäudeabrisses geklärt werden könnte.

Jochen Witt von den Freien Wählern schlägt zudem eine Verkehrsprognose der Stadt für die kommenden zehn Jahre vor, damit die Verkehrsberuhigenden Maßnahmen nicht fälschlicherweise zu Verkehrsstaus in dem Ort führen. "Wenn wir zu stark beruhigen, könnten wir Verkehrsstaus wie in Neukloster bekommen", befürchtet das Bützflether Ratsmitglied.

SPD-Fraktionschef Harald Amling begrüßt diesen Vorschlag denn solange die A 26 noch nicht gebaut sei, würden sich weiter die Lastwagen durch den Ort schlängeln. "Es wäre ein Fehler, wenn der Ort dann nach einer Sanierung für die Verkehrsanforderungen nicht gewappnet ist", urteilt der SPD-Politiker. Der Ortsrat will daher zeitnah im Jahr 2012 eine allgemeine Bürgerversammlung einberufen, um die derzeit noch offenen Fragen zu klären und vor allem einen Prioritätenkatalog zu erstellen. Denn obgleich 5,53 Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung stehen, kann laut Jacobs nicht jede Idee des Plans umgesetzt werden.