Die Vollblutkünstlerin Mimi Müller-Westernhagen gibt am 2. Dezember ein Konzert. Sie präsentiert Debütalbum “Road To Last Night“.

Buxtehude. Wer aus einer Weltstadt wie London kommt, der weiß von der Existenz Buxtehudes meist nichts. Bei Sarah Müller-Westernhagen ist das anders. "Ich habe tatsächlich schon mal von Buxtehude gehört!", sagt die Tochter von Marius Müller-Westerhagen, die als Musikerin unter ihrem Spitznamen Mimi bekannt ist und gemeinsam mit ihrer Band "The Mad Noise Factory" am 2. Dezember für ein Konzert in die Buxtehuder Garage kommt. "Mein Gitarrist ist deutsch und er hat mir die Geschichte vom Hasen und vom Igel erzählt. Eine abgefahrene Geschichte ist das! Abgesehen davon klingt der Name Buxtehude für mein englisches Gehirn ziemlich cool."

Wenn Mimi am 2. Dezember in Buxtehude zu Gast ist, geht es aber nicht um Has' und Igel, sondern um ihr im Juni erschienenes Debütalbum "Road To Last Night", das sie bei ihrem Konzert vorstellt. Songwriter-Pop ist wohl die Beschreibung, die darauf am ehesten passt. Mimi verbindet Rock und Pop, schöne Melodien und anspruchsvolle Texte. Ihre fünfköpfige Band unterstützt sie dabei, die Songs abwechslungsreich zu instrumentieren. Oft brechen sie gemeinsam in rockige Gefilde aus, spielen Gitarrensoli oder jammen, so dass zunächst balladeske Stücke gerne auch mal in Lärm und Feedback enden.

Dass es ab und zu laut wird, ist kein Wunder. Schließlich hat Mimi als Teenager schon in einer Punk-Band gespielt. Überhaupt macht sie Musik, seit sie klein ist. Nachdem ihre Eltern sich getrennt hatten, wuchs sie bei ihrer Mutter, Model Polly Eltes, in London auf. "Als ich sieben war, hat ihr damaliger Freund mir ein paar Akkorde auf der Gitarre beigebracht", so Mimi. "Ich habe sofort angefangen Songs zu schreiben." Und auch abseits der Musik spielte Kreativität in Mimis Leben stets eine große Rolle. "Wir hatten als ich klein war keinen Fernseher zu Hause, also haben meine Mutter und ich ständig gemeinsam gemalt und gebastelt. Wir haben Katzen, Pferde und ganze Dörfer aus Pfeifenreinigern geschaffen. Egal was ich haben wollte, ich bin nicht in den Laden gegangen, um es zu kaufen, sondern ich habe es selber gebastelt."

Als Kind war Mimi ihr Hippie-Lebensstil manchmal peinlich. "Ich war in der Schule wohl das seltsame Kind", sagt sie. "Ich hatte stets selbst gemachte Kleider und während andere Kinder ein Sandwich aus dem Laden hatten, hatte ich selbst gebackenes Bio-Brot und einen Zettel von meiner Mutter, auf dem 'Iss deine Banane, Schatz' stand." Doch bis heute ist ihre Kreativität das, was Mimi antreibt. "Das ist wie eine Lebenseinstellung", sagt die 26-Jährige.

Zwar bastelt Mimi heute keine Pfeifenmännchen mehr, aber dafür gestaltet sie ihre Bühnenoutfits und Albumcover selbst. "Ich bin gerade von Hamburg nach Berlin umgezogen und habe mir in meiner neuen Wohnung eine Mimi-Ecke eingerichtet", sagt sie. "Das ist ein kleiner, unordentlicher Tisch mit meiner Nähmaschine. Ich habe vor Kurzem ganz tolle Vintage-Stoffe auf Ebay gefunden und daraus einige neue T-Shirts und Kleider für meine Tour gemacht. Aber auch ein T-Shirt für meinen Freund, das er sogar schon ein paar Mal getragen hat, und ein Geschenk für meine Mutter, die dieses Jahr noch 60 wird, habe ich schon genäht."

Wenn Mimi mal nicht Gitarre spielt oder an der Nähmaschine sitzt, dann hat sie übrigens meist einen Stift in der Hand und malt. Von Müslischalen über Teller und Tassen bis zum Bett hat sie praktisch jeden Gegenstand in ihrer Wohnung individuell verziert. "Ich habe auch schon die Bass-Drum meines Schlagzeugers und einige Gitarren von den Jungs angemalt", sagt sie grinsend. "Wenn sie lange genug still stehen, male ich sogar die Jungs an!" Für die Zukunft wünscht Mimi sich deshalb einen Projektor, über den sie bei Konzerten ihre Bilder zeigen kann. Doch bevor das soweit ist, dürfen die Besucher des Buxtehuder Konzerts sich schon mal auf ein paar neue Songs freuen, denn Mimi hat seit Juni ganze 40 neue Stücke für ihr zweites Album komponiert. "Wir werden das Konzert also als Versuchslabor für einige neue Nummern nutzen", verspricht sie und verrät auch gleich, wie die neuen Songs klingen. "Sie klingen stärker. Mein erstes Album ist aus Einsamkeit und Liebeskummer entstanden. Die neuen Stücke haben einen fröhlicheren Vibe, denn ich befinde mich in einer glücklicheren Phase meines Lebens."

Im Grunde bedeutet das, wer ein Konzert von Mimi besucht, der kann ihr durch die persönlichen Texte, ihre Outfits und die Zeichnung eigentlich bis auf die Knochen gucken. "Ich würde sagen wenn ich auf der Bühne stehe, sehen die Leute 100% Mimi. Das einzige, was sie vielleicht nicht sehen, ist, dass ich eigentlich total schüchtern bin. Manchmal ist das ein bisschen gruselig und ich frage mich, warum die Leute sich für meine komischen Beziehungsprobleme interessieren sollten. Aber dann wird mir klar, dass wir am Ende alle gleich sind, dass wir alle die gleichen Probleme und Sorgen haben. Wenn wir mit dem Konzert dann fertig sind, habe ich stets das Gefühl, dass all die Leute im Publikum meine Freunde sind." In Buxtehude sollte das besonders gut funktionieren, schließlich findet das Konzert in einem so intimen Rahmen statt. "Man hat dann das Gefühl, direkt mit dem Publikum zu kommunizieren", so Mimi. "Konzerte in kleinen Städten sind deswegen oft die besten!"