Autorin Susan Beth Pfeffer nimmt morgen Abend für ihr Buch “Die Welt, wie wir sie kannten“ den Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle entgegen.

Buxtehude. Es ist 10.30 Uhr. In der Buxtehuder Innenstadt herrscht Trubel. Vor der Bäckerei "Hase und Igel" hat sich eine Menschentraube angesammelt, mittendrin steht eine kleine, ältere Dame mit krausen Haaren und Brille. Sie heißt Susan Beth Pfeffer. Die 63-Jährige ist der Grund für all diese Aufregung, denn sie ist die Autorin des Buches "Die Welt, wie wir sie kannten". Für dieses wird die Amerikanerin Freitagabend auf der Buxtehuder Halepaghen-Bühne mit dem Buxtehuder Bullen, Buxtehudes angesehenem Jugendliteraturpreis, ausgezeichnet.

Die Freude darüber steht Pfeffer ins Gesicht geschrieben, als sie vor der Bäckerei gemeinsam mit Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur ihre Messingplatte des "Bullevards" enthüllt. Der "Bullevard", das ist die Ehrenmeile für die bisher 40 Preisträgerinnen und Preisträger des Buxtehuder Bullen. ."Das ist alles so aufregend für mich, auf einer Skala von eins bis zehn liegt meine Aufregung ungefähr bei 32", lacht Pfeffer, die das erste Mal in Deutschland ist. "Alle sind so nett zu mir, es ist einfach unglaublich."

Zwar ist Pfeffer gerade erst in Buxtehude angekommen, doch einen ersten Eindruck von der Stadt konnte sie sich bereits machen. Nach einem Frühstück im Rathaus ging es gemeinsam mit der ersten Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt und Bibliotheksleiterin Ulrike Mensching über den "Bullevard". "Buxtehude ist sehr charmant und hübsch", sagt sie. "Gleichzeitig alt und neu. Ich kann es kaum erwarten, mehr von der Stadt zu sehen."

Doch erst mal steht Arbeit auf dem Programm: Lesungen am Gymnasium Süd und in der Halepaghen-Schule zum Beispiel, und natürlich die Preisverleihung. "Ich kann gar nicht sagen, worauf ich mich am meisten freue", so Pfeffer, "denn alles, was ich während dieses Trips mache, ist neu für mich!" Zwar hat die Amerikanerin in ihrer Heimat für "Die Welt, wie wir sie kannten" schon sechs Preise eingeheimst, doch der Buxtehuder Bulle ist ihr erster Preis außerhalb der USA.

Dass "Die Welt, wie wir sie kannten", so erfolgreich ist, ist kein Wunder. Pfeffers Dystopie vom Untergang der Welt ist fesselnd und spannend. Ein Asteroid trifft darin den Mond und bringt dadurch auch die Erde aus dem Gleichgewicht. Flutwellen verwüsten das Land, Vulkanausbrüche verdunkeln die Sonne und es wird bitter kalt. "Ich habe eines Tages Fernsehen geschaut und da lief dieser Katastrophen-Film namens 'Meteor'", erinnert sich Pfeffer. "Am Ende des Films fragte ich mich, wie es wohl sein muss, das alles als Teenager durchzumachen."

Und so erleben Pfeffers Leser den Weltuntergang in "Die Welt, wie wir sie kannten" aus den Augen von Teenager Miranda. "Ich liebe es, Familiendynamiken zu erkunden, das ist mein Thema", so Pfeffer weiter. "Ich bringe Familien in meinen Büchern in bestimmte, unangenehme Situationen und beschreibe, wie sie damit umgehen."

77 Bücher hat Pfeffer mittlerweile geschrieben. Dass sie Schriftstellerin werden wollte, war ihr schon früh klar. "Schon bevor ich schreiben konnte, habe ich ständig Geschichten erzählt und mir Charaktere ausgedacht", sagt sie. "Als ich in der Grundschule war, hat mein Vater, der Jurist war, dann ein Buch veröffentlicht. Ich bin also in einer Umgebung aufgewachsen, in der es normal war zu schreiben."

Ihr erstes Buch veröffentlichte Pfeffer als sie 22 Jahre als war. Und die Ideen gehen ihr nicht aus. So gibt es zu "Die Welt, wie wir sie kannten" mittlerweile schon einen zweiten und bald auch dritten Teil. "Das Schreiben des Buchs hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich ganz scharf auf eine Fortsetzung war", so Pfeffer. "Weil mein Verlag aber keine Fortsetzungen mag, haben wir uns zunächst darauf geeinigt, dass ich das gleiche Szenario an einem komplett anderen Ort und aus den Augen anderer Charaktere beschreibe." In "Die Verlorenen von New York", das genau wie der Vorgänger im Carlsen Verlag erschienen ist, lässt sich der Astroideneinschlag also aus der Sicht von Alex aus New York nachlesen. In dem in Amerika bereits veröffentlichten dritten Teil, der demnächst auch hierzulande erscheinen soll, treffen Alex und Miranda dann aufeinander. Und Teil vier hat Pfeffer auch schon im Kopf. "Auf meinem Blog habe ich meine Leser vor kurzem befragt, ob Alex am Ende überleben soll." Ergebnis: Positiv. "Nach dem Buch ist dann aber Schluss mit der Serie", so Pfeffer.

In den nächsten Tagen allerdings kommt Pfeffer vermutlich erst mal nicht zum Schreiben von Band vier. Zu viel hat sie in Buxtehude zu tun. Und zu sehr hat sie sich auf den Trip nach Deutschland gefreut. "Ich habe mich obsessiv vorbereitet", lacht sie. "Ich habe mir extra neue Jacken, Socken und einen neuen Koffer gekauft und die wichtigsten deutschen Wörter gelernt: bitte, vielen Dank, danke schön, guten Tag und Wurst." Den Buxtehuder Bullen in Empfang nehmen zu dürfen, ist für Pfeffer nämlich eine besondere Ehre. "Es ist unglaublich", strahlt sie", dass meine Bücher auch am anderen Ende der Welt in einer anderen Sprache gelesen werden."