Das Oberfeuer Krautsand ist aus dem gleichen Material wie das legendäre Schiff gebaut. Derzeit wird der Leuchtturm an der Elbe grundsaniert.

Drochtersen. Eingerüstet, mit Planen versehen und darunter blank bis auf den nackten Stahl: Einen ungewohnten Anblick bietet derzeit das Oberfeuer Krautsand. Der Leuchtturm an der Elbe wird derzeit vom Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg (WSA) grundsaniert.

"Das Feuer musste dringend instand gesetzt werden. Die letzte Teilsanierung war vor 22 Jahren", sagt Kerstin Hohmann vom WSA. Die Bauingenieurin ist unter anderem zuständig für die bauliche Unterhaltung von 42 Leuchttürmen in der Region, darunter das Oberfeuer Krautsand.

Ein Aufschub der Maßnahmen sei nicht möglich gewesen, sagt die 40-Jährige. Der Rost habe sich mit den Jahren durch den Stahl gefressen. "Hätten wir hier jetzt nicht angefangen zu sanieren, wäre es in absehbarer Zeit auf einen Neubau des Turms hinausgelaufen und das wäre deutlich teurer geworden. Zumal das Oberfeuer Krautsand unter Denkmalschutz steht und dauerhaft erhalten bleiben soll", so Hohmann.

Hoch hinauf geht es daher seit einiger Zeit für die Arbeiter an dem Oberfeuer - die Bauwerkshöhe liegt bei rund 35 Metern, das Gerüst um den Turm hat 16 Ebenen. "Am Anfang hatte ich immer weiße Fingerknöchel, wenn ich die Bauwerke kontrollierte, weil ich mich so sehr festgehalten habe", erzählt Hohmann aus dem Arbeitsalltag. Sie fügt hinzu: "Wie es so ist, gewöhnt man sich mit der Zeit an alles, auch an die Höhe."

Einige der geplanten Sanierungsschritte haben die Arbeiter eines Hamburger Bauunternehmens am Oberfeuer Krautsand bereits erledigt. Um die alten Farbschichten zu entfernen, wurde das Stahlgerüst blank gestrahlt. Anschließend konnte der vom Rost befallene Stahl ausgebessert werden. "Erst nachdem eine Grundierung, eine Zwischenschicht und letztlich auch der Decklack aufgetragen sind, wird das Oberfeuer in neuem weißen Glanz erstrahlen. Und seine roten Kringel bekommt der Turm dann ganz am Schluss", sagt Hohmann. Um das neue Bild am Leuchtturmweg abzurunden, entsteht vor dem Turm zusätzlich ein befestigter Platz.

In den vergangenen Tagen war es zu kalt und zu feucht, um die Korrosionsschutzbeschichtungen aufzutragen. Die Arbeiter waren in dieser Zeit vermehrt am Oberfeuer Grünendeich tätig, das

zeitgleich mit dem in Krautsand erneuert wird. "Da die Arbeitsschritte im Grunde die gleichen sind, pendeln die Arbeiter zwischen den Baustellen hin und her", sagt Hohmann. So könne sowohl Geld als auch Zeit eingespart werden. Im Frühjahr beginnt dann die Sanierung des Oberfeuers Tinsdal bei Wedel. Für alle drei Leuchtturm-Sanierungen wendet die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes insgesamt rund 800 000 Euro auf.

Kerstin Hohmann ist die Instandhaltung der Leuchttürme auch ein persönliches Anliegen. "Ich habe alle 42 Feuer, für die ich verantwortlich bin, ständig im Blick. Manchmal fühlt es sich an, als seien es meine eigenen. Auch wenn das natürlich Quatsch ist."

Trotzdem spricht die Bauingenieurin von ihren "Babys" und interessiert sich auch für deren Geschichte. Entlang der Elbe wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgehend Seezeichen aufgestellt, damit der zunehmende Schiffsverkehr die Elbe auch nachts sicher passieren konnte. Am 15. Februar 1908, nur ein Jahr nach Baubeginn, ging auch das Oberfeuer Krautsand in Betrieb.

"Interessant finde ich, dass das Oberfeuer hier ist aus dem gleichen Stahl gebaut wurde wie das legendäre Schiff Titanic. Der Stahl ist sehr hart und deswegen bruchanfällig - gut dass es hier keine Eisberge gibt", sagt Kerstin Hohmann lächelnd.

Bis zum Jahr 1927 wurde die Lichtquelle des Oberfeuers am Leuchtturmweg mit Flüssiggas betrieben. Dann folgte die Umstellung auf elektrischen Betrieb und seit Anfang der 70er Jahre ist die Leuchte mit der Verkehrszentrale in Brunsbüttel verbunden. "Dort bekommen sie eine Meldung, falls das Licht ausfällt. Deswegen gibt es hier seit 1977 auch keinen Leuchtturmwärter mehr", sagt Hohmann.

Noch bis Ende November sollen die Arbeiten dauern. Der Abschluss ist jedoch von den Witterungsverhältnissen abhängig.

Seine Funktion als Leuchtturm einer Richtfeuerlinie verliert das Oberfeuer Krautsand während der Bauzeit nicht - trotz Gerüst und Planen. Die Leuchte des Oberfeuers ist durch eine durchsichtige Plane für Schiffe auf der Elbe sichtbar.